Immer mehr Absolventen und Ärzte wählen ihre Stellen nach Kriterien wie Stimmung in der Abteilung, Weiterbildungsangebote oder Arbeitszeitmodelle. Seit 2019 können Mediziner im Treatfair Ranking online einsehen, in welchen Krankenhausabteilungen Mediziner zufrieden sind. Diese Übersicht gibt Ärzten Orientierung und erlaubt erstmals, die immer wichtiger werdenden Arbeitsbedingungen ganz früh im Bewerbungsprozess zu berücksichtigen – praktisch schon vor Absenden der ersten Bewerbung. Vertretene Abteilungen profitieren deshalb von einer höheren Anzahl und besseren Qualität der Bewerber.
Breite Unzufriedenheit macht es möglich
Viele Ärzte sind unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig ist es für Krankenhäuser schwieriger denn je, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Aus diesem Grund haben schon viele Krankenhäuser an der Attraktivität der Stellen für ihr Personal gearbeitet: Sie haben beispielsweise Führungsseminare oder Mentorenprogramme eingeführt oder Alternativen zu den Standard-Arbeitszeiten erarbeitet. Wegen der weit verbreiteten Unzufriedenheit werden angenehme Arbeitsbedingungen für Ärzte zu etwas Besonderem – und für Krankenhäuser zu einem Wettbewerbsvorteil bei der Mitarbeitergewinnung.
Ärztebefragung als Basis für das Ranking
Aufgenommen in die Positivliste Treatfair Ranking werden alle Abteilungen, in denen die Mitarbeiter in der großen Treatfair Ärztebefragung vom 01.01.-28.02.2021 ihre Zufriedenheit mitteilen. Ganz konkret muss der Durchschnitt der Angaben aller teilnehmenden Abteilungsmitarbeiter im Gesamten „eher zufrieden“ entsprechen. Es werden also nicht nur die Abteilungen aufgeführt, in denen Milch und Honig fließt, sondern es werden auch die ehrlich bemühten Abteilungen aufgenommen, in denen die Bemühungen ankommen. An dieser Befragung können Ärzte initiativ teilnehmen. Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter aber auch auf die Befragung hinweisen. Bei dem Treatfair Ranking handelt es sich um eine Positivliste der Abteilungen mit zufriedenen Ärzten. Alle Abteilungen mit unzufriedenen Mitarbeitern werden nicht veröffentlicht. Daher besteht kein Risiko für negative PR.
Ranking als effektives und kostenloses Instrument zur Personalgewinnung
Mit dem Treatfair Ranking haben Krankenhäuser erstmals die Möglichkeit, kostenlos ihre Bemühungen um die Mitarbeiter über die Krankenhausmauern hinweg an den Rest Deutschlands zu kommunizieren. Die Bedeutung von Mund-zu-Mund Propaganda bei der Rekrutierung von Fachkräften im Gesundheitswesen ist unbestritten. Das Treatfair Ranking verbindet diese Mitarbeiterempfehlungen mit dem ebenfalls zunehmenden Trend der Digitalisierung. Ärzte können online die Abteilungen nach gewünschten Filtern wie Fachgebiet oder Geografie suchen und einsehen. Da für Kliniken mit dem Ranking keine Kosten verbunden sind, schätzen Ärzte die Ergebnisse als ehrliche Empfehlungen der Mitarbeiter und damit als zuverlässige Informationen ein. Viele Krankenhäuser haben den Mehrwert des Treatfair Rankings bspw. im Rahmen des Employer Branding oder Employee Branding für sich schon entdeckt. Sie weisen ihre Mitarbeiter auf die Befragung hin mit dem Ziel, dass möglichst viele Krankenhausabteilungen im kommenden Ranking vertreten sein werden.
Now is the time
Nach der großen Befragung werden Kliniken zwar weiterhin die Möglichkeit haben, Abteilungsumfragen zu beauftragen und so ins Ranking zu gelangen. Das wird aber kostenpflichtig sein. Wer also im Ranking auftauchen möchte und dafür keinen Euro ausgeben möchte, der sollte auf die Teilnahme während der großen Ärztebefragung bis Ende Februar achten. Auch im Hinblick auf die gesellschaftlichen Veränderungen mit einer zunehmenden Anzahl von Müttern und Vätern, die in Elternzeit gehen oder in Teilzeit arbeiten möchten, müssen Krankenhäuser das Thema Vereinbarkeit der Arbeitsstelle mit dem Privatleben möglichst schnell und intensiv adressieren.
Mit wahren Werten werben
Bewerber mit Hochglanzbroschüren, Messeauftritten und vorbereiteten Hospitationstagen zu locken, reicht nicht mehr aus. Selbst nach Antritt einer Stelle sind die jungen Ärzte deutlich bereiter, frühzeitig die Segel zu streichen und sich neue Stellen zu suchen. Jeder Stellenwechsel generiert Kosten und Produktivitätseinbußen durch Rekrutierung, Einarbeitung etc. Die Jungen haben inzwischen verstanden, dass es Bewerber nicht mehr wie Sand am Meer gibt. Das Treatfair Ranking kann für Kliniken den Effekt der eigenen Mitarbeiterorientierung potenzieren, indem der Rest Deutschlands davon erfährt. Im zweiten Schritt fällt es diesen Kliniken auch leichter, die Mitarbeiter zu halten, weil bei den Ärzten die Message ankommt: auch im großen Vergleich bist du hier an einer guten Adresse.
Chance für vermeintlich weniger attraktive Regionen
Bewerber sind heutzutage einer berufsbedingten Mobilität gegenüber aufgeschlossen. Viele Ärzte sind bereit, sich für gute Arbeitsbedingungen örtlich zu verändern. Das Treatfair Ranking ist die Chance für geografisch vermeintlich weniger attraktive Regionen. Denn so können auch hier Bewerber angelockt werden, die sich dann wohlfühlen und bleiben. Letztlich geht es aber bei der Mitarbeitergewinnung nicht nur darum, Stellen irgendwie zu besetzen, sondern mit geeigneten Kandidaten. Auch in Abteilungen beliebter Fächer in Universitätskliniken gibt es einen Kampf um Bewerber. Der dreht sich weniger um die Besetzung der Stelle mit Kandidaten überhaupt, sondern um die Besetzung mit den Besten (fight for talents). Durch die höhere Anzahl und Qualität der Bewerber profitieren auch diese Kliniken.
Zusätzliche kostenlose Goodies für Krankenhäuser
Laut Website garantiert Treatfair allen Rankingabteilungen kostenlos eine individuelle Abteilungsauswertung für die Abteilungsleitung. Dieses Angebot gilt für alle Abteilungsleitungen, die bis zum 31.12. eine Teilnahme ihrer Mitarbeiter zusagen. Außerdem können die drei Krankenhäuser mit der höchsten Mitarbeiterbeteiligung kostenlos eine Beratung zu Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterorientierung im Wert von bis zu 15.000€ in Anspruch nehmen. Für Krankenhäuser mit mehr als 4 Rankingabteilungen wird – ebenfalls bei frühzeitiger Zusage – eine Krankenhausauswertung erstellt.
Pandemiezeit als schlechter Zeitpunkt für die Erhebung?
Jetzt wäre es einfach, den jetzigen Zeitpunkt pandemiebedingt als ungeeignet zu bezeichnen. Allerdings gehen Ärzte davon aus, dass sich Arbeitgeber entweder um sie bemühen oder nicht – Pandemie hin oder her. Natürlich kommt es aktuell mancherorts zu einer Arbeitsverdichtung, erhöhten Arbeitsintensität usw. Aber wer sich vor der Pandemie um seine Mitarbeiter gekümmert hat, der wird es auch während der Pandemie tun. Das wissen auch die Mitarbeiter. Deshalb wird der Zeitpunkt für die Mehrheit der Krankenhäuser vermutlich keinen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis haben.
Mehr Informationen unter Treatfair.org
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