Ärzte/-innen sind in der Regel stark nachgefragte Arbeitskräfte und haben aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Verantwortung zurecht oft hohe Gehaltsansprüche. In Zeiten der Inflation kann es jedoch schwieriger sein, diese Ansprüche durchzusetzen. Eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung erfordert eine gute Vorbereitung und Strategie, um die eigenen Forderungen erfolgreich zu kommunizieren.
In diesem Zusammenhang können Ärzte/-innen von einigen bewährten Tipps profitieren, um ihre Gehaltsverhandlungen erfolgreich zu führen. Im Folgenden werden einige dieser Tipps vorgestellt.
Gehaltsverhandlung – Ja oder Nein?
Es ist schwierig, eine pauschale Antwort auf diese Frage zu geben, da diese stark von der individuellen Situation des/der einzelnen Arztes/Ärztin abhängt. Während viele Branchen und Unternehmen in der aktuellen wirtschaftlichen Lage unter Druck stehen, gibt es auch Unternehmen, die trotz der Krise gute Geschäfte machen. Dazu gehören nicht nur Energielieferanten, sondern je nach Schwerpunkt auch einige Kliniken und Krankenhäuser. Dort könnte es also möglich sein, eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung zu führen.
Es ist jedoch wichtig, dass Ärzte/-innen realistisch bleiben und ihre Verhandlungsposition im Vorfeld sehr sorgfältig prüfen. Eine gründliche Vorbereitung auf das Gespräch ist unerlässlich, um die eigenen Leistungen und Erfolge überzeugend zu präsentieren und realistische Forderungen zu stellen. Zudem kann es hilfreich sein, Alternativen wie flexible Arbeitszeitmodelle oder Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten und zu besprechen. Letztendlich hängt der Erfolg einer Gehaltsverhandlung jedoch auch davon ab, wie offen und fair der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen das Gespräch führt und ob er/sie dazu bereit ist, auf die Bedürfnisse des/-r Arztes/Ärztin einzugehen.
Gründe gegen eine Gehaltsverhandlung
Es gibt einige Faktoren, die gegen eine Bitte um Gehaltserhöhung sprechen können. Es ist daher für betroffene Ärzte/-innen wichtig, diese Faktoren im Vorfeld zu berücksichtigen und eine Gehaltserhöhung nur dann zu fordern, wenn es objektiv gute Argumente dafür gibt und die eigene Verhandlungsposition stark genug ist.
In einigen Fällen sollten Ärzte/-innen von der Bitte um eine Gehaltserhöhung absehen. Dazu gehören die folgenden Szenarien.
Finanzielle Situation der Klinik, Praxis oder des Krankenhauses
Wenn die medizinische Einrichtung, in welcher der/die Arzt/Ärztin arbeitet, finanzielle Schwierigkeiten hat oder schlechte Geschäftszahlen vorweist, kann es schwierig sein, eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Trotz des Wissens um diese Umstände dennoch als Arzt/Ärztin eine Gehaltserhöhung zu verlangen, verschlechtert außerdem meist unnötig die Beziehung von Arbeitgeber/in und Arbeitnehmer/in.
Fehlende Erfolge oder Leistungen
Wenn der/die Arzt/Ärztin keine signifikanten Erfolge oder Leistungen vorweisen kann, die eine Gehaltserhöhung rechtfertigen, wird es schwierig sein, den/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen von einer Gehaltserhöhung zu überzeugen. Hier hilft eine objektive Betrachtung der eigenen Fähigkeiten und geleisteten Arbeit: Ist man wirklich besser als der Durchschnitt der gesamten Ärzteschaft?
Unangemessene Forderungen
Wenn der/die Arzt/Ärztin unangemessene Forderungen stellt, die nicht im Einklang mit dem Gehaltsgefüge der Klinik, Praxis oder des Krankenhauses oder der Medizinbranche allgemein stehen, wird der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen wahrscheinlich nicht bereit sein, eine Gehaltserhöhung zu gewähren. Also sollten z.B. Ärzte/-innen in kleinen, ländlich gelegenen Praxen nicht die Gehaltsvorstellungen eines/r Arztes/Ärztin in der Berliner Charité vorschlagen.
Geringe Verhandlungsbereitschaft des/-r Arbeitgebers/-in
Wenn der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen grundsätzlich nicht bereit ist, über eine Gehaltserhöhung zu verhandeln oder nicht offen für Kompromisse ist, wird es schwierig sein, eine erfolgreiche Verhandlung zu führen. Ob das auf den/die eigene/n Arbeitgeber zutrifft, können Ärzte/-innen einfach herausbekommen, indem sie mit ihren Kollegen/-innen in der Ärztebelegschaft sprechen und unverbindlich anfragen, wie aussichtsreich Gehaltsverhandlungen in der Vergangenheit waren.
Schlechte Beziehung zum/-r Arbeitgeber/in
Wenn die Beziehung zwischen dem/-r Arzt/Ärztin und dem/-r Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen bereits aufgrund vorangegangener Ereignisse vorbelastet ist oder das Vertrauen zwischen beiden Seiten fehlt, wird es schwierig sein, eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Ärzte/-innen sollten hier objektiv zurückblicken und sich fragen, ob sie in letzter Zeit etwas getan haben, um den/die Arbeitgeber/in negativ zu stimmen.
Gehaltsverhandlung – gute Argumente für Ärzte/-innen
Ärzte/-innen können während einer Gehaltsverhandlung mit ihrem/-r Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen verschiedene Argumente anführen, um ihre Forderungen zu untermauern. Diese Argumente sollten jedoch immer mit konkreten Beispielen und Zahlen untermauert werden, um glaubwürdig zu sein. Zudem ist es wichtig, respektvoll und professionell zu bleiben und das Gespräch in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre zu führen.
Abgesehen von diesen allgemeinen Tipps gibt es fünf gute Argumente, die Ärzte/-innen unbedingt in einer Gehaltsverhandlung vorbringen sollten.
Erfahrung und Expertise
Wenn ein/e Arzt/Ärztin langjährige Erfahrung in seinem/ihrem Fachgebiet und/oder besondere Expertise in einem bestimmten medizinischen Bereich hat, kann er/die argumentieren, dass er/sie damit einen höheren Marktwert hat als andere Ärzte/-innen mit weniger Erfahrung oder Expertise.
Zusätzliche Verantwortung
Wenn ein/e Arzt/Ärztin zusätzliche Verantwortung übernimmt, z.B. als Abteilungs- oder Stationsleiter/in oder in der Ausbildung von Assistenzärzten/-innen, kann er/sie argumentieren, dass dies ein höheres Gehalt rechtfertigt. Wer mehr arbeitet und mehr Verantwortung übernimmt, sollte auch besser bezahlt werden als jemand, der dies nicht oder zumindest nicht in diesem Maße tut.
Wirtschaftliche Leistung der Klinik, Praxis oder des Krankenhauses
Wenn die Klinik, Praxis oder das Krankenhaus, in der/dem der/die Arzt/Ärztin arbeitet, gute Geschäftszahlen vorweisen kann, kann er/sie argumentieren, dass ein höheres Gehalt gerechtfertigt ist. Schließlich hat er/sie zur Erwirtschaftung dieser Geschäftszahlen beigetragen.
Gehaltsvergleich
Durch Recherchen kann der/die Arzt/Ärztin herausfinden, wie viel andere Ärzte/-innen in vergleichbaren Positionen und unter vergleichbaren Bedingungen verdienen. Wenn er/sie argumentieren kann, dass er/sie weniger verdient als seine/ihre Kollegen/-innen in anderen vergleichbaren Kliniken, Praxen oder Krankenhäusern, kann er/sie eine höhere Bezahlung fordern. Aber Achtung: Der Vergleich sollte passen, d.h. man sollte Fachrichtung, Einrichtungsgröße, Lage, Alter und Erfahrung berücksichtigen.
Kostensteigerung
Wenn die Inflation steigt, steigen auch die Lebenshaltungskosten. Ein/e Arzt/Ärztin kann daher nicht zuletzt einfach damit argumentieren, dass er/sie eine Gehaltserhöhung benötigt, um den gestiegenen Kosten gerecht zu werden.
Gehaltsverhandlung – 8 praktische Tipps für Ärzte/-innen
Ärzte/-innen können in Zeiten der Inflation leicht mehr Gehalt verhandeln, indem sie einige Schritte befolgen. Allgemein sollten Ärzte/-innen in Zeiten der Inflation eine realistische Gehaltsforderung vorbereiten und ihre Argumente gut präsentieren. Zusatzleistungen oder eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung können ebenfalls Bestandteil der Verhandlung sein. Eine offene Gesprächsatmosphäre und Kompromissbereitschaft können dabei helfen, eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung zu führen. Denn ein erfolgreiches Gehaltsgespräch ist nur mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation möglich, bei der beide Seiten ihre Vorstellungen und Bedürfnisse respektvoll äußern können.
Hier sind acht praktische Tipps, wie Ärzte/-innen trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage eine Gehaltserhöhung aushandeln können.
Vorabrecherche
Erstens sollten Ärzte/-innen sich über die aktuellen Gehälter in ihrer Fachrichtung und Region informieren. So können sie realistische Erwartungen an ihre Gehaltsverhandlung haben. Es ist enorm wichtig, realistisch zu sein und die eigene Position gut zu kennen. Es wird empfohlen, die eigenen Leistungen und Erfolge genau zu dokumentieren und zu präsentieren, um dem/-r Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen die eigene Bedeutung und den Wert für die Praxis, Klinik oder das Krankenhaus zu verdeutlichen. Auch eine gezielte Recherche zu den Gehältern in vergleichbaren Positionen kann dabei helfen, realistische Forderungen zu stellen.
Zielsetzung
Ärzte/-innen sollten sich vorab ein realistisches Ziel für ihre Gehaltsforderungen setzen und dabei nicht zu hoch hinausschießen. Eine überzogene Forderung kann nicht nur das Verhandlungsergebnis, sondern auch das gute Verhältnis zwischen Arbeitgeber/in und Arbeitnehmer/in nachhaltig gefährden.
Selbstbewusstsein
Ärzte/-innen sollten selbstbewusst in die Gehaltsverhandlung hineingehen und dabei souverän auftreten. Eine positive und selbstbewusste Ausstrahlung kann durchaus die eigene Verhandlungsposition stärken, da der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen eine/n selbstsicheren Menschen vor sich sieht und dementsprechend positiv eingestellt in das Gespräch startet.
Argumentation
Ärzte/-innen sollten ihre einzelnen Argumente gut vorbereiten und aufzeigen, welche konkreten Leistungen sie erbracht haben und welche zusätzlichen Verantwortungen sie übernommen haben. Es ist dabei sehr wichtig, ganz konkrete Beispiele anzuführen, um die eigene Position zu untermauern.
Kommunikation
Für Ärzte/-innen ist es wichtig, in der Verhandlung auf Augenhöhe zu kommunizieren und eine offene Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Ärzte/-innen sollten also ihre Vorstellungen klar darlegen, dabei aber auch die Perspektive des/-r Arbeitgebers/-in im Gesundheitswesen mit einbeziehen.
Zusatzleistungen
Ärzte/-innen können neben einer Gehaltserhöhung auch über zusätzliche Leistungen verhandeln, wie z.B. einen höheren Beitrag zur betrieblichen Altersvorsorge oder eine bessere Arbeitsplatz- oder Arbeitszeitgestaltung. Dies sind gute alternative Optionen zur Gehaltserhöhung, über deren Machbarkeit bzw. Praktikabilität man sich vorher informiert haben sollte. Auch andere Alternativen wie Weiterbildungsmöglichkeiten oder mehr Urlaubstage können in diesem Zusammenhang gut angesprochen werden.
Flexibilität
Ärzte/-innen sollten trotz aller berechtigten Ansprüche und guten Vorbereitung auch dazu bereit sein, in Gehaltsverhandlungen Kompromisse einzugehen. Es kann hilfreich sein, nicht nur die o.g. Alternativen zu prüfen, sondern auch andere Vorschläge zu überdenken, z.B. kostenloses Mittagessen, Nutzung der klinikinternen Fitnessgeräte oder ähnliches.
Gesprächsabschluss
Nach der Verhandlung sollten sich Ärzte/-innen das Ergebnis von ihrem/-r Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen schriftlich bestätigen lassen und sich bei ihm/ihr auch für das Gespräch bedanken. Eine solide schriftliche Vereinbarung und positive Stimmung bietet eine solide Basis für eine gute Zusammenarbeit in der Zukunft.
Fazit
In Zeiten der Inflation kann es für Ärzte/-innen schwieriger sein, eine Gehaltserhöhung zu erhalten, da Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen oft versuchen, Kosten zu senken. Dennoch ist es auch in Zeiten der Inflation für Ärzte/-innen durchaus gerechtfertigt, eine Gehaltserhöhung zu verlangen, insbesondere wenn die Inflation die Kaufkraft mindert und die Lebenshaltungskosten steigen. Wichtig ist dabei eine realistische Einschätzung der eigenen Leistungen und Verantwortungen sowie eine gute Vorbereitung auf das Gespräch mit dem/-r Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen. Es kann auch hilfreich sein, alternative Optionen wie beispielsweise eine verbesserte Arbeitsplatz- oder Arbeitszeitgestaltung in Betracht zu ziehen.
Letztendlich hängt es von der individuellen Situation des/der Arztes/Ärztin ab, ob eine Gehaltserhöhung verlangt werden sollte oder nicht. Es ist in jedem Fall wichtig, die eigene Position und Argumentation gut zu überlegen und eine offene und respektvolle Kommunikation mit dem/-r Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen zu führen.