Ihr habt es geschafft und wurdet zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Herzlichen ...

Im Gesundheitswesen zu arbeiten ist nicht nur ein Job, sondern eine erfüllende und herausfordernde Berufung. Bei der Suche nach einer Anstellung im Gesundheitssektor ist es daher besonders wichtig, sowohl auf die Qualifikationen und Anforderungen des/-r potenziellen Arbeitgebers/-in zu achten, als auch auf potenzielle Red Flags (bzw. Warnzeichen), die im Vorstellungsgespräch auftreten könnten. Die Identifizierung solcher Anzeichen für eine eventuell unbefriedigende Anstellung kann entscheidend sein, um potenziell problematische Arbeitsbedingungen oder ein ungünstiges Arbeitsumfeld zu erkennen, bevor man eine langfristige berufliche Verpflichtung eingeht.
Hier werden verschiedene Aspekte beleuchtet, auf die Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen während des Vorstellungsgesprächs achten sollten, um mögliche Red Flags zu erkennen.
Was sind Red Flags?
Red Flags sind Warnsignale oder Anzeichen, die auf potenzielle Probleme, Risiken oder Unzuverlässigkeit hinweisen können. Sie können in verschiedenen Bereichen auftreten, sei es im persönlichen Verhalten einer Person, in zwischenmenschlichen Beziehungen, bei der Bewertung von Informationen oder bei der Einschätzung von allgemeinen Lebenssituationen. Red Flags sind ein Hinweis darauf, dass genaue Aufmerksamkeit erforderlich ist, da sie auf potenzielle Probleme oder ungünstige Umstände hindeuten können. Im Kontext von Vorstellungsgesprächen im Gesundheitswesen können Red Flags darauf hinweisen, dass ein/e potenzielle/r Arbeitgeber/in möglicherweise nicht die gewünschten Eigenschaften oder Voraussetzungen aufweist.
Es ist daher besonders im Gesundheitswesen besonders wichtig, Red Flags im Auge zu behalten, um korrekte berufliche Entscheidungen treffen zu können und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Es ist jedoch auch wichtig, nicht zu vorschnell zu urteilen, sondern weitere Informationen und Kontext zu berücksichtigen, um eine umfassende Bewertung vornehmen zu können. Das „Bauchgefühl“ ist also erst der Anfang, und kann manchmal sogar trügen (s.u.).
5 Red Flags im Vorstellungsgespräch für Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen
Es gibt fünf häufige Red Flags, auf die Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen während eines Vorstellungsgesprächs achten sollten. Diese Warnzeichen bedeuten aber nicht zwangsläufig, dass ein/e potenzielle/r Arbeitgeber/in unpassend oder unprofessionell ist. Allerdings sind sie definitiv ein Indiz dafür, dass eine eingehendere Untersuchung und weitere Fragen gestellt werden sollten, um sicherzustellen, dass die potenzielle Arbeitsstelle den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen entspricht.
Indem sich Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen bewusst mit Red Flags im Vorstellungsgespräch auseinandersetzen, können sie ein besseres Verständnis dafür entwickeln, worauf sie bei der Auswahl des/-r Arbeitgebers/-in achten sollten. Dadurch können sie die Chancen auf eine erfüllende und befriedigende berufliche Laufbahn im Gesundheitswesen maximieren.
Diese Red Flags sollten aber definitiv nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Kontext des gesamten Vorstellungsgesprächs und der übrigen Informationen, die der/die Arbeitgeber/in bereitstellt. Es ist also ratsam, nachzuforschen und sich ein möglichst umfassendes Bild von den potenziellen Arbeitsbedingungen zu machen.
Auf die nachfolgenden Red Flags sollten Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen während eines Vorstellungsgesprächs unbedingt achten.
Mangelnde Transparenz bei Arbeitsbedingungen
Wenn der/die potenzielle Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen keine klaren und genauen Informationen über Arbeitszeiten, Schichtarbeit, Überstunden, Urlaubstage, Dienstpläne oder andere wichtige Aspekte der Arbeitsbedingungen liefert, kann dies ein Warnsignal sein. Ein/e seriöse/r Arbeitgeber/in sollte offen und transparent mit diesen Details umgehen und auf Nachfrage konkrete Sachverhalte nennen können. Wer auch bei Nachfrage herumdruckst oder leere Worthülsen von sich gibt (z.B. „das sehen wir dann, wenn die Stationsleitung ich OK gibt“, „das haben wir auf Station noch nicht final festgelegt“ etc.) will etwas verbergen, und das ist selten etwas Gutes.
Unzureichende Kommunikation über Gehalt und Vergütung
Wenn der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen vermeidet, über das Gehalt zu sprechen oder keine klaren Informationen über die Vergütungsstruktur, Boni, Zusatzleistungen oder Karriereentwicklungsmöglichkeiten bietet, sollten Arbeitnehmer/innen vorsichtig sein. Eine angemessene Vergütung und klare Kommunikation darüber sind entscheidend für die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter/innen im Gesundheitswesen. Liegt im entsprechenden Krankenhaus oder in der Klinik ein Tarifvertrag vor, sollte dieser transparent gemacht werden, und wenn nicht, sollte die Gehaltsstruktur anderweitig ersichtlich sein.
Hohe Mitarbeiterfluktuation
Wenn der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen eine hohe Mitarbeiterfluktuation aufweist und während des Vorstellungsgesprächs keine ausreichenden Erklärungen dafür bietet, sollten Arbeitnehmer/innen dies als ein mögliches Warnzeichen werten. Eine hohe Fluktuation kann auf Probleme im Management, mangelnde Mitarbeiterunterstützung oder ein allgemein schlechtes Arbeitsumfeld hindeuten.
Fehlende Möglichkeiten zur Weiterbildung und beruflichen Entwicklung
Ein/e Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen, der/die keine Weiterbildungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten anbietet oder keine Unterstützung bei der beruflichen Entwicklung der Mitarbeiter/innen bietet, kann ein negatives Signal senden. Im Gesundheitswesen ist kontinuierliches Lernen und berufliche Weiterentwicklung von großer Bedeutung, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten und die Karriere voranzutreiben. Darüber hinaus zeigt ein „sparsamer“ Umgang mit Karrierechancen und Weiterbildungen, dass an dieser Klinik oder diesem Krankenhaus primär darauf geachtet wird, dass die tägliche Arbeit erledigt wird, ungeachtet der persönlichen Wünsche und Ambitionen der Mitarbeitenden. Diese Einstellung schlägt sich dann auch meist in anderen Bereichen nieder, wie z.B. bei Gehaltserhöhungen und Urlaubsregelungen.
Unangemessene Arbeitsbelastung und Überstunden
Wenn der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen keine klaren Richtlinien zur Arbeitsbelastung hat, oder keine konkrete Unterstützung bei der Bewältigung von Überstunden bietet, können Arbeitnehmer/innen schnell in eine Situation geraten, in der ihre Work-Life-Balance beeinträchtigt wird. Eine übermäßige Arbeitsbelastung kann sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken und erhöht damit die Krankenstände. Gute Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten transparent darüber Auskunft geben können, wie mit überhöhter Arbeitsbelastung verfahren wird.
3 Ausnahmen, bei denen Red Flags keine Red Flags sind
Red Flags im Vorstellungsgespräch können in einigen Fällen (s.o.) als gerechtfertigt angesehen werden, insbesondere wenn sie in Bezug auf spezifische Anforderungen oder Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes auftreten. Es ist aber sehr wichtig, dass potenzielle Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen bei der Bewertung dieser Red Flags eine ganzheitliche Perspektive einnehmen und den Kontext des jeweiligen Arbeitsplatzes mitberücksichtigen. Was für den/die eine/n Arbeitnehmer/in als No-Go angesehen wird, kann für andere akzeptabel oder sogar wünschenswert sein. Jede/r sollte daher seine persönlichen Prioritäten, Bedürfnisse und Karriereziele berücksichtigen, um festzustellen, ob potenzielle Red Flags akzeptabel sind oder nicht.
Im Folgenden werden einige Situationen aufgeführt, in denen Red Flags eventuell akzeptabel sein können.
Enorme Sicherheits- und Qualitätsstandards
Wenn ein/e Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen besonders strenge Sicherheits- oder Qualitätsstandards hat und dies während des Vorstellungsgesprächs betont, kann dies als Red Flag erscheinen. Es zeigt jedoch im Umkehrschluss auch, dass der/die Arbeitgeber/in sich der Bedeutung von Sicherheit und Qualität bewusst ist und hohe Standards setzt. Wenn also z.B. auf bestimmte Zusatzausbildungen, Weiterqualifizierungen oder Weiterbildungen gepocht wird, ist dies nicht als Schikane zu verstehen, sondern soll den hohen Standard der Klinik oder des Krankenhauses aufrechterhalten.
Übermäßige Prüfung der Fähigkeiten
In einigen spezialisierten Bereichen des Gesundheitswesens kann es erforderlich sein, dass Arbeitgeber/innen eine gründliche Überprüfung der Fähigkeiten und Qualifikationen der Bewerber/innen durchführen. Dies kann zusätzliche Tests, Prüfungen oder Nachweise beinhalten. Obwohl dies möglicherweise als Red Flag erscheinen könnte, kann es auch bedeuten, dass der/die Arbeitgeber/in strenge Maßstäbe setzt, um sicherzustellen, dass nur die besten Fachkräfte eingestellt werden.
Hohe Erwartungen an Engagement und Einsatz
Ein/e Arbeitgeber/in, der/die hohe Erwartungen an das Engagement und den Einsatz seiner/ihrer Mitarbeiter/innen hat, kann dies während des Vorstellungsgesprächs kommunizieren. Dies könnte sich durch flexible Arbeitszeiten, Bereitschaft zur Schichtarbeit oder zur Übernahme zusätzlicher Verantwortung zeigen. Obwohl dies als Red Flag erscheinen könnte, kann es auch bedeuten, dass der/die Arbeitgeber/in die Leistung und Hingabe der Mitarbeiter/innen wertschätzt. Aber Achtung: Dies sollte auch entsprechend vergütet oder anderweitig honoriert werden. Daher sollten Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen hier immer nachfragen, was für ihr überdurchschnittliches Engagement geboten wird.
Red Flags schon im Bewerbungsverfahren erkennen
Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen können bereits im Bewerbungsverfahren erste Anzeichen von Red Flags frühzeitig erkennen und sich damit viel Zeit und Energie im Bewerbungsprozess sparen. Es ist wichtig, dass Arbeitnehmer/innen von Anfang an und während des gesamten Bewerbungsprozesses aufmerksam sind und sich nicht scheuen, Fragen zu stellen oder um weitere Informationen zu bitten, um potenzielle Red Flags zu identifizieren.
Dies sind einige Möglichkeiten, wie sie diese frühzeitig identifizieren können.
Unprofessionelle oder unhöfliche Kommunikation seitens des/-r Arbeitgebers/-in während des Bewerbungsprozesses
Wenn er/sie unzuverlässig, unorganisiert oder in seiner/ihrer Kommunikation unklar ist, kann dies ein Hinweis auf ein potenziell problematisches Arbeitsumfeld sein.
Verzögerungen und Ineffizienz im Bewerbungsprozess
Wenn schon der Bewerbungsprozess ungewöhnlich langsam oder chaotisch verläuft und der/die Arbeitgeber/in keine angemessene Kommunikation oder Updates liefert, könnte dies darauf hindeuten, dass er/sie auch im späteren Arbeitsverhältnis „zu spät um die Ecke kommt“. Egal ob es sich dabei um die Gewährung von Urlaub, die Organisation einer Weiterbildung oder die Lösung eines Problems auf Station handelt.
Fehlende Klarheit über die Stellenbeschreibung
Wenn schon die schriftliche Stellenbeschreibung unvollständig oder vage ist und der/die Arbeitgeber/in keine klaren Informationen über die medizinischen Qualifikationen, stationären Verantwortlichkeiten und professionellen Erwartungen bietet, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass das Krankenhaus oder die Klinik nicht gut organisiert ist. Wer keine klaren Vorstellungen von den Anforderungen einer Stelle hat, hat meist auch in anderen Bereichen „wenig Durchblick“.
Laxer Umgang mit Rückfragen oder Bedenken
Wenn der/die Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen auf Rückfragen oder Bedenken der Bewerber/innen nicht angemessen eingeht oder diese abtut, kann dies darauf hindeuten, dass er/sie in Bezug auf die Mitarbeiterbetreuung nicht ausreichend engagiert sind. Wer sich schon im Bewerbungsverfahren nicht um seine potenziellen Mitarbeiter/innen kümmert, wird nach Arbeitsvertragsunterzeichnung wohl kaum damit anfangen.
Negativer Ruf des/-r Arbeitgebers/-in
Wenn bereits im Vorfeld Recherchen über die potenzielle neue Klinik oder das Krankenhaus negative Bewertungen, Erfahrungsberichte oder andere Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen zutage gefördert werden, ist das eine große Red Flag.
7 Schritte zum/-r perfekten Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen
Durch eine gründliche Recherche, gezielte Fragen und persönliche Einschätzungen können Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen den/die beste/n Arbeitgeber/in finden, der ihren Bedürfnissen, Zielen und Werten entspricht. Dabei sollten Arbeitnehmer/innen die nachfolgenden Schritte unternehmen.
Schritt 1: Klare Karriereziele und Prioritäten definieren
Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen sollten sich überlegen, welche Karriereziele und Prioritäten sie haben. Dies könnte beispielsweise eine gute Work-Life-Balance, berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, eine angemessene Vergütung oder ein unterstützendes Arbeitsumfeld umfassen. Indem sie ihre eigenen Ziele und Prioritäten kennen, können sie Arbeitgeber/innen identifizieren, die am besten zu ihnen passen.
Schritt 2: Netzwerken und Austausch mit anderen Fachleuten
Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen sollten mit anderen Fachleuten im Gesundheitswesen sprechen, die möglicherweise bereits Erfahrungen mit bestimmten Arbeitgebern/-innen gemacht haben. Sie sollten professionelle Netzwerke, Foren oder soziale Medien nutzen, um Meinungen und Informationen aus erster Hand zu erhalten. Der Austausch von Erfahrungen kann wertvolle Einblicke in potenzielle Arbeitgeber/innen bieten.
Schritt 3: Recherche über potenzielle Arbeitgeber
Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen sollten eine gründliche Recherche über verschiedene Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen durchführen. Sie sollten sich über ihre Mission, Werte, Reputation, Arbeitskultur, Mitarbeiterzufriedenheit und eventuelle Auszeichnungen oder Anerkennungen informieren. Berücksichtigen sollte man auch die Größe und den Standort des Klinikums oder Krankenhauses sowie dessen Ruf in der Gesundheitsbranche. „Schwarze Schafe“ kann man so leicht disqualifizieren.
Schritt 4: Bewertungen und Erfahrungsberichte prüfen
Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen sollten nach Bewertungen und Erfahrungsberichten von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern/-innen des/-r potenziellen Arbeitgebers/-in suchen. Online-Plattformen oder spezialisierte Websites können hierzu nützliche Informationen liefern. Berücksichtigen sollte man dabei jedoch auch, dass Bewertungen sehr subjektiv sein können und eine große Bandbreite an Erfahrungen repräsentieren können. Meist sagt jedoch die Menge negativer Bewertungen etwas aus: drei oder vier schlechte Bewertungen können rein subjektive schlechte Einzelerfahrungen sein; eine ganze Liste zeigt jedoch ein Muster.
Schritt 5: Feedback von aktuellen Mitarbeitern/-innen einholen
Wenn möglich, sollten Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen versuchen, mit aktuellen Mitarbeitern/-innen des/-r potenziellen Arbeitgebers/-in zu sprechen. Sie können wertvolle Einblicke in die Arbeitsbedingungen, die Unternehmenskultur und die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen geben. Dabei sollte man offene Fragen stellen und offen für verschiedene Perspektiven sein.
Schritt 6: Vorstellungsgespräche und Beobachtung vor Ort
Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen sollten Vorstellungsgespräche dazu nutzen, um gezielte Fragen zu stellen und den/die Arbeitgeber/in besser kennenzulernen. Sie sollten während des Gesprächs auf die Kultur, das Verhalten der Mitarbeiter/innen bzw. Personalmitarbeitenden und die Atmosphäre am Arbeitsplatz achten. Bewerber/innen sollten beobachten, ob die Realität mit den vorab recherchierten Informationen übereinstimmt.
Schritt 7: Vertrauen auf das Bauchgefühl
Am Ende sollten Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen auch ihrem Bauchgefühl vertrauen. Wenn sie während des Bewerbungsprozesses Bedenken oder ein ungutes Gefühl haben, sollten sie dies ernst nehmen. Denn es ist sehr wichtig, dass man sich bei seinem/-r potenziellen Arbeitgeber/in wohl und unterstützt fühlt.