
Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag im Klinikum am Weissenhof und wo liegen die Besonderheiten in der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie? Über diese Themen referiert Chefarzt Dr. Daniel Brenig im Interview mit praktischArzt.
Herr Dr. Brenig, warum haben Sie sich für diesen Fachbereich entschieden? Was fasziniert Sie daran?
Ich begann meinen ärztlichen Berufsweg in der Psychiatrie. Erst klassisch in der Allgemeinpsychiatrie und in der Gerontopsychiatrie und anschließend in der Suchtmedizin. Nach einem Abstecher in die Neurologie wollte ich mich dann innerhalb der Psychiatrie weiter spezialisieren. Da habe ich mich an diverse Gelegenheiten erinnert, während denen ich in der Studienzeit bereits mit der Forensik in Kontakt gekommen bin. Das Zusammenspiel aus Recht und Psychiatrie, quasi eine Schnittstelle aus beiden Fachbereichen – das fand und finde ich weiterhin sehr interessant.
Es geht nicht nur darum, klassisch psychiatrische Arbeit zu leisten. Es geht in der forensischen Psychiatrie vielmehr auch darum, strafrechtlich relevante Fragestellungen aus medizinischer und rechtlicher Sicht zu bearbeiten. Beispielsweise hinsichtlich der Schuldfähigkeit eines Täters oder der Kriminalprognose eines Patienten. Auch das Risikomanagement und die Resozialisierung von Insassen sind sehr spannende Aufgaben.
Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag in Ihrem Fachbereich und welches Leistungsspektrum bieten Sie an?
Der Arbeitsalltag bei uns ist ausgesprochen vielfältig und abwechslungsreich. Vieles ist vergleichbar mit dem Arbeitsalltag in der Allgemeinpsychiatrie. Wir untersuchen Patienten, stellen Diagnosen, leisten psychotherapeutische Arbeit und deeskalieren. Dazu kommt, dass sich viele Sitzungen im Team mit kriminologischen Themen befassen. So schätzen wir beispielsweise strafrechtliche Rückfallrisiken ein. Gleichzeitig gilt es, ethische Richtlinien im Blick zu behalten, um Patienten nicht länger als nötig, freiheitlich einzuschränken.
Welche Eigenschaften muss ein Nachwuchsmediziner mitbringen, um bei Ihnen zu arbeiten?
Es ist ein großes Interesse am gesamten Spektrum psychiatrischer Krankheitsbilder, wie auch an rechtlichen und kriminologischen Fragestellungen nötig. Darüber hinaus sind Lernbereitschaft, Teamfähigkeit und Flexibilität gefragt. Wir müssen tolerant und respektvoll mit Menschen umgehen, die teilweise schwere Straftaten begangen haben. Es ist also wichtig, dass wir Mediziner daran glauben können, dass Menschen mit entsprechender Unterstützung zu einer legalbewährten Lebensführung befähigt werden können.
Warum sollte sich ein Nachwuchsmediziner für Ihre Klinik entscheiden? Was zeichnet Sie aus?
Es gibt viele Punkte, die dafür sprechen, sich bei uns zu bewerben. Wir haben ein umfassendes Fortbildungscurriculum, dass den gesamten fachärztlichen-psychiatrischen Ausbildungskatalog abdeckt. Zudem holen wir auch regelmäßig externe Dozenten in unser Haus für Schulungen.
Die Stimmung bei uns im Haus wie auch im Team ist sehr gut. Und dass, obwohl wir noch ärztliche Stellen unbesetzt haben. Den Angestellten werden zahlreiche Benefits geboten, wie beispielsweise ein Fitnessraum. Wir sind innovationsfreudig und wollen uns gemeinsam mit den jungen Kollegen weiterentwickeln. Unser Fachbereich bietet Nachwuchskräften sehr gute Karrierechancen.
Welche Arbeitszeitmodelle bieten Sie an?
Unsere Arbeitszeitmodelle sind modern und flexibel. Es ist möglich, in unserem Haus in Voll- und in Teilzeit zu arbeiten. Damit ermöglichen wir unseren Mitarbeitenden, die individuell gewünschte Balance zwischen Beruf und Privatleben zu realisieren.
Welche Ziele haben Sie in den kommenden Monaten und Jahren?
In den kommenden Monaten und Jahren sieht sich unser Fachbereich einigen Herausforderungen gegenüber. Zum einen wollen wir unseren forensischen Standort in Weinsberg weiterentwickeln. Zum anderen werden wir im Jahr 2025 in Schwäbisch Hall eine Dependance unserer Klinik eröffnen. Das wird eine Klinik mit 100 Therapieplätzen für suchtkranke Straftäter werden.
Zur Person:
Dr. med. Daniel Brenig ist Chefarzt Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum am Weissenhof.