Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat enormes Potenzial, denn sie bietet die ...

Homöopathie – abgeleitet aus dem Alt-Griechischen homóios (= gleichartig) und páthos (= Leid) – hat eine lange Tradition. Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann legte bereits Ende des 18. Jahrhunderts die Grundlagen für die Alternativ-Medizin. Obwohl von Anfang an nicht unumstritten, hat die Homöopathie eine weltweite Fan-Gemeinde. Viele schwören auf die Kraft der Verdünnung.
Dabei besteht das homöopathische Prinzip darin, durch geeignete Stoffe ähnliche Symptome wie bei der eigentlichen Erkrankung hervorzurufen und dadurch einen besonderen Heileffekt zu erzielen. Homöopathische Mittel werden stets in stark verdünnter Form – eben in homöopathischen Dosen – verabreicht. Die Verdünnung selbst ist eine Wissenschaft für sich.
Homöopathie in Frankreich: Behörde fehlt der Wirkungs-Nachweis
Der Markt für homöopathische Arzneien wird auf rund zwei Milliarden Euro Jahresumsatz weltweit geschätzt. Das entspricht einem Anteil von einem Prozent am Medikamenten-Umsatz insgesamt und davon etwa die Hälfte der Umsätze in Europa. Viele Anhänger hat die Homöopathie in Frankreich und in Deutschland, aber auch in den USA und in Indien. Bei unseren französischen Nachbarn vertrauen mehr als die Hälfte der Bürger auf Behandlungen in der alternativen Medizin. Ein Vertrauen, das derzeit stark auf der Kippe steht.
Denn die nationale französische Gesundheitsbehörde HAS hat jüngst in einer Aufsehen erregenden Untersuchung festgestellt, dass es aus wissenschaftlicher Sicht keinen Nachweis für die Wirksamkeit homöopathischer Arzneien gibt. Die Ergebnisse wurden im Juni veröffentlicht. Zuvor hatte die HAS neun Monate lang im Auftrag des Gesundheitsministeriums rund 1.200 Arzneien untersucht und ca. tausend Studien ausgewertet. Die logische Konsequenz aus dem Befund: eine Empfehlung der HAS, homöopathische Mittel aus der Kostenerstattung durch das französische Krankenversicherungssystem herauszunehmen. Denn bisher die Krankenkassen die Kosten teilweise übernommen.
Deutsche Stimmen fordern: Frankreich folgen!
Die französische Gesundheitsministerin Buzyn, die die Empfehlung zügig umsetzen wollte, wurde zunächst ausgebremst. Präsident Macron – Proteste der zahlreichen Homöopathie-Anhänger und – Nutznießer fürchtend – machte die Frage zur persönlichen Chefsache. Jetzt ist die Entscheidung doch recht schnell gefallen. In zwei Schritten wird die Kostenerstattung für homöopathische Mittel abgeschafft. Im kommenden Jahr sinkt sie zunächst von bisher 30 Prozent auf 15 Prozent, um ab 2021 vollständig zu entfallen.
Das französische Beispiel dürfte nicht ohne Auswirkungen auf Deutschland bleiben. Auch hier übernehmen die Krankenkassen bisher in begrenztem Umfang Kosten für Homöopathisches, allerdings nur bei ärztlichen Verordnungen, nicht beim Heilpraktiker. Etwas großzügiger sind die privaten Krankenversicherer. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich unter Hinweis auf die HAS-Erkenntnisse bereits für eine Abschaffung homöopathischer Kassenleistungen ausgesprochen. Unterstützung erhält er vom Gemeinsamen Bundesausschuss, dem höchsten Selbstverwaltungs-Gremium im deutschen Gesundheitswesen, und von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Keine gute Nachricht für die Anhänger der Verdünnungs-Medizin!