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Der im Juni 2023 veröffentlichte „Krankenhaus Rating Report“ zeigt, wie dramatisch sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser im Jahr 2021 verschlechtert hat. Auch für 2022 und 2023 erwarten die Autoren eine negative Entwicklung. Prognosen für das Jahr 2024 gehen sogar davon aus, dass rund 80 Prozent der deutschen Kliniken ein negatives Jahresergebnis verzeichnen werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DGK) fordert angesichts dieser Zahlen ein Einschreiten der Politik.
600 Millionen Euro Schulden pro Monat
Der mittlerweile 19. Krankenhaus Rating Report wird von RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der hcp GmbH in Zusammenarbeit mit der Bank im Bistum Essen herausgegeben. Die Analysen und Prognosen beruhen auf der Auswertung von rund 550 Jahresabschlüssen aus über 900 Krankenhäusern.
Die Ergebnisse zeichnen ein dramatisches Bild: Noch nie befanden sich so viele deutsche Krankenhäuser in Insolvenzgefahr wie in der aktuellen Auswertung. Während 2020 ein gutes Jahr für die Kliniken war, hat sich die wirtschaftliche Situation im Jahr 2021 wieder verschlechtert. Elf Prozent der Krankenhäuser stehen im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Dem gegenüber stehen 16 Prozent der Kliniken im „gelben Bereich“ und 73 Prozent im „grünen Bereich“.
Auch die Ertragslage hat sich 2021 verschlechtert. Der Rückgang der COVID19-Ausgleichszahlungen und ein weiterhin geringes Leistungsniveau der Krankenhäuser führten dazu, dass 32 Prozent der Kliniken im Jahr 2021 einen Jahresverlust schrieben, bei einem durchschnittlichen Jahresergebnis von nur 0,8 Prozent der Erlöse. 2020 machten 22 Prozent der Krankenhäuser Verluste, das durchschnittliche Jahresergebnis lag bei 1,8 Prozent der Erlöse. Um die Patientenversorgung aufrecht zu erhalten, häufen Krankenhäuser aktuell jeden Monat 600 Millionen Euro neue Schulden.
Prognose 2024: 80 Prozent der Krankenhäuser mit negativem Finanzierungsergebnis
Noch düsterer sieht der Blick in die Zukunft aus. Für das Jahr 2023 erwarten die Autoren, dass 18 Prozent der Krankenhäuser im „roten Bereich“ mit verstärkter Insolvenzgefährdung stehen, während die Anzahl der Häuser mit Jahresverlust auf 47 Prozent steigen wird. Führen der Personalmangel und die fortschreitende Ambulantisierung im Gesundheitswesen zu einem weiter sinkenden Leistungsniveau, könnten im Jahr 2024 sogar rund 80 Prozent aller Kliniken einen Jahresverlust schreiben.
Die Investitionsfördermittel der Länder sind von 2020 bis 2021 zwar um 0,6 Prozent gestiegen, die investierten 3,3 Milliarden Euro entsprechen aber nur einem Anteil von 3,2 Prozent der Krankenhauserlöse und reichen damit nicht aus, um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck müsste die Höhe der Investitionsfördermittel dem Krankenhaus Rating Report zufolge mindestens 7,0 Prozent der Erlöse betragen. Die Anstrengungen der Krankenhäuser, die investive Lücke aus eigener Kraft zu schließen, führt zu einem Substanzverzehr, der sich in den Bilanzen deutlich macht.
DGK fordert Inflationsausgleich
Angesichts dieser Zahlen fordert die DGK die Politik auf, schnellstmöglich Maßnahmen gegen die Unterfinanzierung der Krankenhäuser zu ergreifen. Ansonsten könnte es dazu kommen, dass die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung für rund 80 Prozent der Kliniken zu spät kommt. Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DGK, betont, dass den Einrichtungen eine Refinanzierung der durch die Inflation gestiegenen Kosten gesetzlich zusteht. Erlössteigerungen von 2,3 Prozent im Jahr 2022 und 4,3 Prozent im Jahr 2023 würden nicht ausreichen, um die in beiden Jahren aufgelaufenen Preissteigerungen von 17 Prozent zu decken.
Ein Vorschaltgesetz zum Inflationsausgleich könnte die wirtschaftliche Lage der Häuser stabilisieren. Die Autoren des Krankenhaus Rating Reports rechnen vor, dass eine einmalige Stabilisierungshilfe von 1 Milliarde Euro und jährlich gezahlte Hilfen von 4 Milliarden Euro dazu führen können, dass im Jahr 2023 nur 26 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen schreiben.
Protest-Kampagne der Deutschen Krankenhausgesellschaft
Gaß warnt davor, dass die deutsche Krankenhauslandschaft vor einer Insolvenzwelle steht. Die Versorgungsqualität im deutschen Gesundheitswesen könne so langfristig nicht aufrechterhalten werden. Um ihre Forderungen an die Politik zu richten, hatte die DGK zu einem Protesttag am 20. Juni 2023 in Berlin aufgerufen. Teil der Kampagne #jetzthandeln ist zudem eine Unterschriftenaktion, mit der Unterzeichner ihre Solidarität mit den Krankenhäusern zum Ausdruck bringen und sich für ein Vorschaltgesetz aussprechen können.