
Laut einer aktuellen Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind über 31 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland 55 Jahre oder älter. Diese Entwicklung hat erhebliche Auswirkungen auf das Gesundheitswesen, da ein großer Teil dieser Fachkräfte in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden wird.
Demografische Veränderungen in der Ärzteschaft
Im Jahr 2023 waren 31 Prozent der Ärzte in den Bereichen Human- und Zahnmedizin 55 Jahre oder älter, ein Prozentsatz, der deutlich über dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen liegt, welcher bei 26 Prozent steht. Diese Zahl ist im letzten Jahrzehnt im Kontext eines generellen Anstiegs der Ärztezahl um 23 Prozent gewachsen. Denn vor zehn Jahren waren nur 26 Prozent der Mediziner über 55 Jahre alt. Der Trend zu einer älter werdenden Ärzteschaft bedeutet, dass in den nächsten Jahren viele dieser erfahrenen Ärzte in den Ruhestand gehen werden. Das führt insbesondere in ländlichen Regionen zu einem spürbaren Ärztemangel. Der Anteil der Ärzte im mittleren Alter ist ebenfalls gesunken, von 54 Prozent im Jahr 2013 auf 48 Prozent. Während der Anteil der Ärzte unter 35 Jahren nahezu konstant bei 21 Prozent geblieben ist. Es ist essentiell, junge Ärzte auszubilden und in das bestehende Gesundheitssystem zu integrieren, um die anstehenden Versorgungslücken zu schließen. Weitere Zahlen sind außerdem hier zusammengefasst:
Herausforderungen
Die demografische Entwicklung stellt das deutsche Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Mit dem Anstieg der älteren Ärzteschaft müssen Strategien entwickelt werden, um die medizinische Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Besonders wichtig ist dabei die Förderung des medizinischen Nachwuchses und die Integration ausländischer Fachkräfte.
Integration von Ärzten aus dem Ausland
Der Anteil der ausländischen Ärzte ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. 2023 hatten 12 Prozent der Ärzte keine deutsche Staatsangehörigkeit, im Vergleich zu 7 Prozent im Jahr 2013. Von den 62.000 ausländischen Ärzten sind fast die Hälfte unter 35 Jahre alt.
In den letzten zehn Jahren sind 115.000 Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland nach Deutschland gekommen, was 23 Prozent der gesamten Ärzteschaft ausmacht. 2022 wurden 6.100 ausländische Abschlüsse in Human- und Zahnmedizin anerkannt. Die Integration ausländischer Ärzte ist dabei essenziell, um den Bedarf an medizinischen Fachkräften zu decken.
Die Integration ausländischer Mediziner trägt nicht nur zur Deckung des Bedarfs bei, sondern bereichert daneben das Gesundheitssystem durch neue Perspektiven und Erfahrungen. Kulturelle Sensibilität und interkulturelle Kompetenzen gewinnen in der Patientenversorgung zunehmend an Bedeutung. 40 Prozent aller zugewanderten Ärzte sind weniger als zehn Jahre in Deutschland, was zeigt, dass viele erst kürzlich ihre Arbeit aufgenommen haben und somit langfristig eine wertvolle Ergänzung darstellen. Mehr dazu hier:
Historische Entwicklung und aktuelle Trends
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Altersstruktur der Ärzteschaft in Deutschland stark verändert. Während in den 1980er und 1990er Jahren der Anteil der älteren Ärzte relativ gering war, stieg er seit den 2000er Jahren kontinuierlich an. Dies ist zum Teil auf den demografischen Wandel und die längere Lebensarbeitszeit zurückzuführen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die geschlechtsspezifische Verteilung. In den letzten Jahren haben immer mehr Frauen den Arztberuf ergriffen. Der Anteil der Ärztinnen stieg kontinuierlich an und liegt derzeit bei etwa 48 Prozent. Dieser Wandel hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitskultur in Kliniken und Praxen, sondern auch auf die Teilzeitarbeitsquote und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Zusätzlich zeigt sich eine zunehmende Spezialisierung in der Medizin. Während früher viele Ärzte als Allgemeinmediziner tätig waren, gibt es heute eine Vielzahl von Fachrichtungen, in denen sich Mediziner spezialisieren. Beunruhigend ist dabei, dass bis 2035 etwa 11.000 Hausärzte fehlen werden. Das wird zu erheblichen Lücken in der Versorgung führen.