
Die Ärztestatistik für das Jahr 2023 lässt auf eine ernste Lage der medizinischen Versorgung in Deutschland schließen. Anlass zur Sorge geben der Bundesärztekammer vor allem der demografische Wandel und der steigende Versorgungsbedarf.
Inhaltsverzeichnis
Ärztestatistik – Allgemeine Zahlen
428.474 Ärzte praktizierten laut der Ärztestatistik im Jahr 2023 Deutschland. Das Wachstum, das hier verzeichnet wird, liegt mit nur 1,7 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie. 2019 wuchs die Ärztezahl um 2,5 Prozent. Bei der Zahl der gemeldeten Ärzte stagniert das Wachstum beinahe – nur um zwei Prozent ist die Zahl 2023 auf rund 569.000 angestiegen. Bei den niedergelassenen Ärzten ist seit Jahren ein Rückgang zu verzeichnen. Laust Statistik ist die Zahl 2023 hier um 1,7 Prozent gesunken. Seit 2018 hat sich die Zahl um beinahe acht Prozent verringert.
Ein Anstieg verzeichnet die Ärztestatistik von 2023 bei den angestellten Medizinern im ambulanten Bereich. Um 8,1 Prozent sind die Zahlen zum Vorjahr, und um 51 Prozent seit 2018 gestiegen. Ein Drittel der Ärzte im ambulanten Bereich sind in Praxen oder medizinischen Versorgungszentren angestellt. Die Ärztekammern meldeten ebenfalls einen Anstieg – und zwar bei den Zahlen der Erstanmeldungen von Ärzten. 5,7 Prozent mehr Mediziner haben sich im Jahr 2023 erstmals angemeldet.
Regionale Unterschiede
Die Anzahl der berufstätigen Ärzte in Deutschland schwankt, je nach Bundesland. So kommt in Schleswig-Holstein ein Arzt auf je 199 Einwohner. In Hamburg leben pro tätigem Arzt 127 Menschen und in Mecklenburg-Vorpommern 194. Während in Bremen auf 158 Einwohner ein Arzt kommt, gibt es in Niedersachsen nur einen Arzt pro 231 Einwohner. In Nordrhein-Westfalen kommen 196 Menschen auf einen Arzt. Berlin verfügt pro 149 Menschen über einen Arzt und Brandenburg pro 246 Einwohner. In Sachsen-Anhalt und Thüringen kommt ein Arzt auf 216 Einwohner. In Sachsen und Baden-Württemberg sind es 206 Menschen pro Arzt. Im Bundesland Hessen gibt es einen Mediziner für je 203 und in Bayern für je 191 Einwohner. In Rheinland-Pfalz praktiziert 2023 ein Arzt pro 209, und im Saarland pro 183 Menschen.
Ärzte pro Fachgebiet
In Deutschland praktizieren laut Ärztestatistik mit 127.090 Ärzten am meisten Mediziner ohne Gebietsbezeichnung, 61.899 sind in der Inneren- und 44.912 in der Allgemeinmedizin tätig. Mit 41.287 Medizinern ist die Chirurgie eines der am höchsten besetzten Fachgebiete. Danach folgen die Fachbereiche Anästhesiologie mit 27.572 Ärzten und Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit 19.530 Ärzten. 16.803 Ärzte praktizierten 2023 in der Kinder- und Jugendmedizin. 12.957 Mediziner waren in der Psychiatrie und Psychotherapie tätig. Die Radio- und Neurologie waren im Jahr der Erhebung mit 9.938 und 9.636 Ärzten besetzt. 8.135 Mediziner haben sich laut Statistik auf Augenheilkunde spezialisiert, 6.624 auf Urologie. 6.608 Ärzte sind in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde tätig und 6.511 Mediziner haben sich auf Haut- und Geschlechtserkrankungen spezialisiert.
Anteil ausländischer Ärzte steigt
Das deutsche Gesundheitssystem profitiert, laut Ärztekammer, vom Zuzug ausländischer Ärzte. 2023 meldeten sich, im Vergleich zum Vorjahr, 14 Prozent mehr Mediziner aus dem Ausland bei der Ärztekammer an. Rund 64.000 Ärzte ohne Deutsche Staatsangehörigkeit praktizieren somit in Deutschland. Im Vergleich zu 2013 hat sich die Zahl verdoppelt.
Die meisten Ärzte kommen aus dem EU-Ausland, anderen europäischen Staaten oder dem nahen Osten. Die häufigsten Herkunftsländer sind:
- Syrien (6.120)
- Rumänien (4.668)
- Österreich (2.993)
- Griechenland (2.943)
- Russland (2.941)
- Türkei (2.628)
Abwanderung von Ärzten
Rund 2.200 Ärzte sind laut Ärztestatistik im Jahr 2023 aus Deutschland abgewandert. Wie viele von ihnen zurückgekommen sind, ist bisher nicht bekannt.
Lage im Bildungssektor
Auch die langsam steigenden Kapazitäten der medizinischen Fakultäten in Deutschland, von dem der Medizinische Fakultätentag berichtet, bilden einen kleinen Lichtblick. Die Zahl der Studienplätze liegt aber mit circa 12.000 weiterhin unter dem Niveau der 1980er-Jahre, mit rund 14.000. Rund 18,8 Prozent der praktizierenden Mediziner in Deutschland sind unter 35.
Ärztestatistik – Zukunftsaussichten und Fazit
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung rechnet mit einem Mangel an 30.000 bis 50.000 Medizinern bis zum Jahr 2040. Ein Grund dafür ist die steigende Zahl der Ärzte, die in den Ruhestand gehen. 2023 ist diese Zahl um 4,1 Prozent zum Vorjahr, auf mehr als 100.000 angestiegen. Die Ärztekammer rechnet mit einem Fortlaufen dieser Entwicklung, da mit 97.000 bereits etwa 23 Prozent der Ärzte 60 oder älter sind. Einige Fachgebiete sind dabei stärker vom demografischen Wandel betroffen. Auch in Zukunft wird also die Schwierigkeit bestehen, dem steigenden Versorgungsbedarf der alternden Bevölkerung gerecht zu werden.
Eine positive Entwicklung verzeichnet die Ärztekammer allerdings bei der langsam steigenden Zahl der Studienplätze und den erhöhten Zahlen von Erstanmeldungen bei den Ärztekammern. Auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist wichtig, um dem Ärzte- und Versorgungsmangel in Deutschland auch in Zukunft entgegenzuwirken.
Bundesärztekammer, Ärztestatistik 2023 (Abrufdatum 30.04.2024)