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Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben viele deutsche Kliniken die Rekrutierung von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland für sich entdeckt. Derzeit ist bereits jeder achte der insgesamt 392.402 berufstätigen Ärzte/-innen in Deutschland Zuwanderer – Tendenz steigend. Doch wie können ausländische Ärztinnen und Ärzte angeworben werden und welche Zugangsvoraussetzungen müssen sie erfüllen?
Warum Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland attraktiv für das deutsche Gesundheitssystem sind
Laut einer Studie der Robert Bosch Stiftung GmbH werden dem deutschen Gesundheitssystem im Jahre 2035 rund 11.000 Hausärzte/-innen fehlen. Rund 40 Prozent aller Landkreise werden demnach unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein. Besonders in Ostdeutschland sowie im ländlichen Raum finden viele Ärztinnen und Ärzte keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger mehr für ihre Praxis. Denn der Fachkräftemangel des deutschen Gesundheitssystems lässt sich vor allem auf die Altersstruktur der derzeit praktizierenden Ärztinnen und Ärzte sowie die berufliche Orientierung der nachwachsenden Ärztegeneration zurückführen.
Zudem fordern die wachsende Bevölkerungszahl sowie die steigende Lebenserwartung der Menschen immer mehr Ärztinnen und Ärzte, die sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen sorgen müssen. Das deutsche Gesundheitssystem ist daher dringend auf ausländische Nachwuchskräfte angewiesen, um dem aufkommenden Ärztemangel entgegenzuwirken.
Die Zahl der berufstätigen ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren bereits verdreifacht. Derzeit ist rund jeder achte der insgesamt 392.402 berufstätigen Ärzte/-innen in Deutschland Zuwanderer. Dabei stammen die meisten aus Staaten Ost- und Südosteuropas wie Polen, Ungarn, der Ukraine sowie aus Bulgarien, Griechenland oder dem Balkan. Fast jeder zehnte Arzt mit ausländischer Qualifikation stammt aus Rumänien. Eine andere größere Gruppe kommt aus Syrien, Ägypten, Libyen oder dem Iran.
Zugangsvoraussetzungen für Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland
Um als Ärztin oder Arzt mit ausländischer Qualifikation in Deutschland tätig zu werden, sind einige Voraussetzungen notwendig. So benötigen Fachkräfte, die ihre Arztausbildung im Ausland absolviert haben, eine staatliche Zulassung, die sog. Approbation um in Deutschland tätig werden zu können. Ohne diese Zulassung dürfen die Ärzte/-innen nicht im Dienst am Patienten tätig werden. Die Approbation ist eine staatliche Zulassung zur Berufsausübung mit uneingeschränkter Berufserlaubnis. Um diese zu erhalten, muss festgestellt werden, dass die Ausbildung der ausländischen Fachkräfte mit der deutschen Arztausbildung gleichwertig ist. Bei der Antragstellung auf Approbation und Berufserlaubnis werden in der Regel auch Nachweise über die gesundheitliche Eignung, die persönliche Eignung und vorhandene Deutschkenntnisse verlangt. Dabei variieren die Anforderungen an Sprachkenntnisse je nach Bundesland.
Während EU-Bürger/innen, sowie Staatsangehörige aus Ländern des EWR kein Visum oder einen Aufenthaltstitel benötigen, wird dies für Angehörige aus Drittstaaten vorausgesetzt. Wurden im Ausland zusätzliche medizinische Qualifikationen oder Spezialisierungen als Facharzt erworben, können die Ärzte/-innen die Anerkennung dieser Fachbezeichnung beantragen. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie bereits über eine Approbation als Ärztin bzw. Arzt verfügen.
Wie ausländische Ärztinnen und Ärzte angeworben werden können
Um dem bestehenden Ärztemangel entgegenzuwirken, ist eine langfristige Lösung für Kliniken und Krankenhäuser unabdingbar. Aufgrund fehlender Nachwuchskräfte hierzulande, ist das deutsche Gesundheitssystem und somit viele Kliniken darauf angewiesen, Ärzte/-innen die ihre Qualifikation im Ausland erworben haben und einen hohen medizinischen Standard vorweisen können, für sich zu gewinnen. Durch die gezielte Rekrutierung von Ärztinnen und Ärzten, die in ihrer Heimat keine Zukunft sehen, wird eine „Win-Win“-Situation für Kliniken, Ärzte und Patienten geschaffen. Für die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte ist in den meisten Fällen die Personalabteilung der jeweiligen Klinik zuständig.
Die Akquise ist in den allermeisten Fällen jedoch nicht sehr strategisch angelegt. Entweder, die Kliniken bekommen genug Stellenbewerbungen aus dem Ausland und kümmern sich selbst um die gesamte Abwicklung oder die Einrichtungen arbeiten mit Projektpartnern oder Agenturen zusammen, die sie bei der Rekrutierung von Ärzte/-innen aus dem Ausland unterstützen. Unternehmen, die sich auf die Vermittlung ausländischer Fachkräfte spezialisiert haben, verfügen über Netzwerke in den jeweiligen Ländern, welche es ihnen ermöglichen, passende Kandidaten zu finden und den Kontakt nach Deutschland herzustellen.
Wie ihre Klinik attraktiv auf ausländische Fachkräfte wirkt
Generell gilt das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich als leistungsstark. Es ist vor allem durch seine hohe Innovationskraft und eine dynamische Wirtschaftsbranche geprägt. Zudem eröffnet die fortschreitende Digitalisierung neue Möglichkeiten der medizinischen Versorgung. So können Daten über eine elektronische Patientenakte zügig zur Verfügung gestellt werden oder ein Zugang zu digitalen Gesundheitsanwendungen und der Telemedizin geschaffen werden.
Obwohl derzeit rund 392.402 Ärztinnen und Ärzte im deutschen Gesundheitssystem tätig sind, wird händeringend nach medizinischem Nachwuchs gesucht. Dabei erwarten ausländische Ärztinnen und Ärzte zahlreiche Karriereperspektiven. So können sie in Krankenhäusern, Kliniken, Gesundheitszentren, Alten- oder Krankenpflegediensten arbeiten oder sogar selbst als niedergelassene Ärztin oder niedergelassener Arzt eine medizinische Einrichtung betreiben. Um die ausländischen Fachkräfte für sich zu gewinnen, ist es daher von enormer Bedeutung, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Eine gute Kommunikation, die die Vorzüge der Klinik als attraktiven Arbeitgeber aufzeigt, ist daher das A und O. Zahlt die Klinik nach Tarif? Kümmert sie sich um die Unterbringung der Kinder? Veranstaltet sie Betriebsfeste oder weitere Mitarbeiterevents? Gibt es zusätzliche Angebote, wie Gesundheitsmanagement, regelmäßige Fortbildungen intern wie extern, Vergünstigungen für Mitarbeiter, Fahrradleasing?
All diese Faktoren müssen Kliniken nutzen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Gibt es Einarbeitungsprogramme für alle Berufsgruppen? Wie werden ausländische Ärztinnen und Ärzte integriert? Zudem sollte die Klinikleitung darauf achten, wie die Einrichtung im Netz präsentiert wird, denn oftmals stellt die Homepage den ersten Berührungspunkt mit ausländischen Fachkräften dar.
Onboarding für ausländische Ärztinnen und Ärzte
Im Rahmen der Rekrutierung ausländischer Ärzte/-innen erfordert vor allem der Onboarding-Prozess besonderes Engagement. Denn oftmals reichen die allgemeinen Deutschkenntnisse, sowie die Fachsprache zum Start trotz Sprachzertifikaten nicht aus. Auch das fehlende Wissen über das deutsche Krankenhaus-System stellt neben dem mangelnden Wissen um Mentalität, Sitten und Gebräuche, in vielen Fällen eine Hürde für die Fachkräfte aus dem Ausland dar. Daher empfiehlt es sich bereits ein paar Wochen oder gar Monate vor Jobantritt, mit dem sogenannten Preboarding zu beginnen. Dazu bietet sich ein systematisches E-Learning an, beispielsweise zur Kommunikation im Klinikalltag. Via Link können sich die neuen Fachkräfte dann Mitarbeiter-Benefit-Programme sowie die Unternehmensorganisation ansehen. Darüber hinaus können sie sich über die Angebote schlau machen, die die Klinik ihnen bietet.
Zusätzlich ist es ratsam den ausländischen Ärzte/-innen Unterstützung und Hilfe im Rahmen der Anträge und Formulare anzubieten, die es benötigt, um als Arzt in Deutschland tätig werden zu dürfen. Zudem kann die Wohnungssuche zur ungeahnten Herausforderung werden, mit der ausländische Fachkräfte wohl kaum vertraut sind. Es bietet sich daher an, dem neuen Arzt bzw. der neuen Ärztin, für die erste Zeit nach der Ankunft eine Unterkunft organisieren. In dieser kann sie/er dann bis zum Ende der Probezeit wohnen. Generell zielt das Onboarding darauf ab, die neue Fachkraft in dessen Aufgabenbereich einzuführen. Außerdem will man die Unternehmenskultur näherbringen und die Mitarbeiter/in in das soziale Umfeld des Unternehmens eingliedern.