Erhöhte Leberwerte sind ein häufiger Befund. Doch, wie kommt es dazu? Lebererkrankungen werden oft nicht bemerkt und können unbehandelt ernste Folgen haben. Die Leber besitzt keine Schmerzzellen und leidet still – sie sendet aber Warnsignale, auf die man achten sollte. Welche das sind, wie man sich schützen und erhöhte Leberwerte senken kann – ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Wann sind Leberwerte zu hoch?
Wird die Leber zu sehr belastet und kann ihre üblichen Aufgaben nicht bewerkstelligen, steigen die Werte an. Die aufgenommenen Giftstoffe können nicht mehr verwertet und abtransportiert werden. Die Leberzellen sterben ab.
Um einen erhöhten Leberwertanstieg in seiner Bedeutung und Schwere einschätzen zu können, kann man sich an den folgenden Angaben orientieren. Steigen die Werte auf das Zweifache an, sollte man sich nach einigen Wochen nochmal untersuchen lassen und die Werte unbedingt beobachten. Ist einem bewusst, dass man sich in den Wochen und Tagen vor einer Blutabnahme ungesund ernährt hat und mehr Alkohol konsumiert hat, können das gute Gründe für den Anstieg sein, die sich aber mit einer gesunden Lebensführung wieder einpendeln. Alle Werte, die über das Zweifache hinausgehen, benötigen weitere medizinische Untersuchungen (z.B. Ultraschall), um die Ursache ausfindig zu machen. Sollten die Werte allerdings schon um das 50- bis 100fache angestiegen sein, dann ist von einer akuten Vergiftung auszugehen, die schnellst möglich behandelt werden muss.
Übrigens: In der traditionell chinesischen Medizin (TCM) gibt es sogenannte Organzeiten – Organe sind demnach in eine Organuhr eingebaut. Die Leberzeit ist nachts zwischen 1 und 3 Uhr. Ein ständiges Erwachen zu dieser Zeit, kann ein Hinweis auf eine stark beanspruchte Leber sein.
Erhöhte Leberwerte – Ursachen
Es gibt zahlreiche Belastungen, die zu einer Störung der Leber führen können. Fettleber, Alkohol, Medikamentenmissbrauch, aber auch die Genetik. Vieles davon hat mit der eigenen Lebensweise zu tun. Alles, was wir zu uns nehmen, stattet der Leber einen Besuch ab. Sie arbeitet wie ein Filter, der zwischen dem Verdauungstrakt und dem Rest des Kreislaufs eingebaut ist. Die Leber schluckt alles, was nicht gut für unseren Körper ist und wandelt es in unschädliche Stoffe um.
Ernährung
Wer sich hauptsächlich von Nahrungsmitteln mit hohem Fettanteil, tierischen Eiweißen, leeren Kohlenhydraten wie Weißmehl, vielen Süßigkeiten und behandelten Produkten ernährt, riskiert hohe Leberwerte und eine Fettleber. Auch zu viel Fruchtzucker, der in vielen industriell hergestellten Lebensmitteln zu finden ist, wirkt sich negativ aus. Zuckerbomben wie Fertig-Müslis und Fruchtsäfte, die oft harmlos wirken, überfordern die Leber und können so schnell mal als Fett eingelagert werden. Menschen nehmen im Durchschnitt 120 Gramm Fett pro Tag zu sich, das ist das Doppelte von dem, was gesund ist.
Stress
Sorgen und Stress lassen die Leber ebenfalls leiden. Die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol beeinflusst das gesamte Körpersystem und fördert die Fetteinlagerung in der Leber. Der emotionale Zustand steht in enger Verbindung zur Leber. Unverarbeitete Emotionen, wie Wut und Ärger, stauen sich in ihr an und breiten sich im Körper aus.
Alkohol
Alkohol fordert den Körper ab dem ersten Schluck. Er gelangt über die Speiseröhre in den Magen, regt dort die Produktion der Magensäure an und die Schleimhaut entzündet sich. Er wird vom Darm aufgenommen und der Leber über die Pfortader zugeführt. Durch die Nähe zum Darm ist die Leber daher sehr gefährdet, sie wird direkt mit dem angesammelten Alkohol aus dem Darm geflutet und baut ihn ab.
Medikamente
Medikamente werden ebenfalls über die Leber abgebaut. Sind diese überdosiert und werden länger eingenommen als vorgesehen, führen sie langfristig zu Leberschäden. Auch Menschen, die mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen, riskieren eine Überforderung der Leber, da Wechsel- und Nebenwirkungen eintreten können.
Gallenerkrankung
Die Galle und die Leber bilden eine organisatorische Einheit. Die Leber produziert täglich bis zu einem Liter Gallensaft, der für eine gute Fettverdauung notwendig ist. Bei fetten Speisen und viel Alkohol muss die Leber deutlich mehr von diesem Verdauungssekret bilden. Zu viel davon führt zur Gallensteinbildung.
Genetik
Durch eine genetische Veränderung können bestimmte Blutwerte außerhalb der Norm liegen und permanent leicht erhöht sein, bei denen es zu keinerlei Beschwerden oder Beeinträchtigungen kommt. Daher werden abweichende Werte immer im Gesamtzusammenhang betrachtet.
Virusinfektionen
Verschiedene Hepatitis-Viren (A bis E) lösen Leberentzündungen aus und sorgen somit für einen Anstieg der Leberwerte. Sie können über Kot, Körperflüssigkeiten und die Nahrung übertragen werden. Während die meisten Infektionen, in der Regel, von alleine ausheilen, bleiben einige dauerhaft bestehen und müssen behandelt werden.
Leberzirrhose
Die Leberzirrhose bezeichnet das Endstadium chronischer Lebererkrankungen. Sie gilt als irreversibler Prozess, dem oft eine jahrelange Krankheitsgeschichte vorausgeht. Die Leberzellen sterben ab und werden durch Bindegewebe ersetzt, das nicht in der Lage ist, die Aufgaben der Leber zu übernehmen. Diese Funktionseinschränkung führt zu erheblichen Stoffwechsel-, Blutgerinnungs- und Hormonhaushaltsstörungen, da Giftstoffe nicht genügend abgebaut werden können.
Erhöhte Leberwerte – Symptome
Es gibt einige unspezifische Symptome, die nicht unbedingt als das eine gut erkennbare Lebersymptom gelten. Zu ihnen zählen:
- Müdigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Appetitverlust
- Juckreiz.
Es gibt aber auch einige Anzeichen, die deutlicher auf erhöhte Werte und Leberschäden hinweisen – das sind starke Druckgefühle im rechten Oberbauch, lehmbrauner Stuhl und bierbrauner Urin. Besonders eine gelbliche Haut- und Augenverfärbung weisen sehr stark auf eine erkrankte Leber hin.
Erhöhte Leberwerte – Diagnose
Erhöhte Leberwerte lassen sich über den Bluttest feststellen. Dabei werden die einzelnen Enzymwerte (GOT, GPT, GGT, AP und GLDH) in der Gesamtschau betrachtet und ausgewertet. Nach dem Befund finden Gespräche und weitere Untersuchungen statt, um mögliche Ursachen für den Anstieg herauszufinden. Die Leber wird zunächst vom Arzt abgetastet, der dabei wahrnehmen kann, ob sie sich glatt anfühlt oder eventuell schon eine veränderte Struktur vorliegt. Eine erkrankte Leber ist meist knotig, vernarbt oder mit kleinen Höckern versehen.
Ganz entscheidend ist das Anamnesegespräch. Typische Fragen bei erhöhten Leberwerten beziehen sich auf die Medikamenteneinnahme, die Einnahme von pflanzlichen Substanzen und Nahrungsergänzungsmitteln, die oft viel zu hoch dosiert sind. Der Arzt erkundigt sich auch nach der Ernährungsweise, dem Alkohol- und Drogenkonsum sowie nach Lebererkrankungen innerhalb der Familie, Tätowierungen und anderen Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herzinsuffizienz oder rheumatoide Arthritis, die auch zu erhöhten Leberwerten führen können. Als nächstes wird der Arzt die Symptome erfragen, die die erhöhten Leberwerte untermauern – Fragen nach Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschlägen, Veränderungen im Stuhl und Urin oder Gelbverfärbung der Augen. Nach ausführlichen Tests wird dann, je nach Erkrankung, die Therapie gestaltet.
Erhöhte Leberwerte – wie senken?
Eine vitaminreiche, frische Ernährung mit einem hohen pflanzlichen Anteil ist für die Stärkung und Gesundhaltung der Leber sehr wichtig. Sekundäre Pflanzenstoffe, die wir als Farbstoffe in Obst und Gemüse zu uns nehmen, erhöhen ihre Entgiftungskapazität. Auch die Gefahr der Krebszellenentstehung wird so deutlich reduziert. Auf Alkohol sollte möglichst verzichtet und die Tagesmenge von 60 Gramm Fett nicht überschritten werden. Bewegung ist ein effektiver Stoffwechsel-Booster, die Durchblutung wird angeregt und das wirkt sich ebenfalls positiv auf die Leberaktivität aus.
Löwenzahn und Artischocke unterstützen die Entgiftung der Leber und helfen auch dabei, erhöhte Blutfettwerte abzubauen. Mariendiestel hat enorme leberschützende und heilende Eigenschaften. Der enthaltende Wirkstoff Silymarin verändert die Zellmembran der Leberzellen, sodass keine Gifte mehr hineingelangen.
Die Leber liebt außerdem feuchte Wärme. Mit 30-minütigen Leberwickeln am Abend, wird die Durchblutung ebenfalls wunderbar angeregt. Außerdem regeneriert sich die Leber schnell. Einerseits können Alkohol, ungesunde Ernährung und Medikamente die Leber zwar schnell und stark schädigen, andererseits erneuert sie sich innerhalb weniger Wochen. Selbst bei schweren Lebererkrankungen hat dieses Organsystem die Fähigkeit, sich aus funktionierenden Stammzellen wieder neu zu bilden.
Mehr zu Leberwerten
1. Erhöhte Leberwerte: was nun?, www.leberhilfe.org (Abrufdatum: 11.08.2020)
2. Lebererkrankungen – vielfältige Ursachen, www.deutsche-leberstiftung.de (Abrufdatum: 11.08.2020)
3. Erhöhte Leberwerte – was bedeutet das?, www.patienten-information.de (Abrufdatum: 09.08.2020)