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Die aktuelle Studie „Mangel an Hebammen in Deutschland“ untersucht den Stand der Geburtshilfe aus Sicht der Mütter. Mit Fokus auf die Wochenendbetreuung ermittelt die Analyse unter anderem, welcher Bedarf an Nachsorgehebammen besteht, wie lange Mütter im Durchschnitt nach einer geeigneten Wochenbettbetreuung suchen und warum viele frisch gebackene Mütter diese Dienstleistung nicht in Anspruch nehmen.
Jede fünfte Mutter verzichtet auf Wochenbettbetreuung
Im Jahr 2019 waren offiziellen Statistiken zufolge rund 26.000 Hebammen und Entbindungshelfer in Deutschland aktiv. Zwar ist die Zahl der Beschäftigten in der Entbindungshilfe in den vergangenen Jahren leicht angestiegen, dennoch fällt es vielen frisch gebackenen Eltern schwer, eine geeignete Wochenbettbetreuung zu finden. Dabei steht ihnen diese Dienstleistung gesetzlich zu: Gemäß § 24d Sozialgesetzbuch V haben Mütter das Anrecht auf eine Betreuung während der Schwangerschaft, der Geburt, dem Wochenbett und der Stillzeit. Die Kosten übernimmt bei gesetzlich Versicherten die Krankenkasse. Aufgrund hoher Beiträge zur Sozialversicherung und einer unzureichenden Bezahlung ziehen sich jedoch viele freiberufliche Nachsorgehebammen aus ihrem Beruf zurück. Dementsprechend sinkt die Verfügbarkeit.
Für die aktuelle Studie zum Stand der Wochenbettnachsorge hat das Meinungsforschungsinstitut 1.000 Mütter aus ganz Deutschland zu ihren Erfahrungen befragt. Ein zentrales Ergebnis: Jede fünfte Mutter nimmt keine Leistungen einer Nachsorgehebamme in Anspruch. Von diesen 20 Prozent hätte jede Dritte jedoch gerne eine Wochenbettbetreuung an ihrer Seite gehabt.
Vor allem jüngere Mütter verzichten auf eine Nachsorgehebamme. In der Altersgruppe der über 30-Jährigen nehmen 83,8 Prozent eine Wochenbettbetreuung in Anspruch, bei den unter 30-Jährigen sind es dagegen nur 73,8 Prozent.
Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern. Der Anteil der Frauen, die sich nach der Geburt durch eine Hebamme betreuen lassen, fällt in Niedersachsen am höchsten aus und liegt bei 92 Prozent. Auch Thüringen (88 Prozent) und Sachsen-Anhalt (85,3 Prozent) liegen über dem bundesweiten Durchschnitt von 79,8 Prozent. Vergleichsweise niedrige Werte weisen Nordrhein-Westfalen (75,5 Prozent), Berlin (75 Prozent) und Schleswig-Holstein (74,3 Prozent) auf.
Gründe für den Verzicht auf eine Nachsorgehebamme
Warum verzichtet jede fünfte Mutter auf die Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme? Der Studie zufolge liegt dies vor allem an der fehlenden Verfügbarkeit. 48,5 Prozent der befragten Frauen sagen, dass sie keine Hebamme gefunden haben, die in ihrer Nähe tätig ist oder zu ihnen nach Hause gekommen wäre.
Die Studie zeigt zudem, dass fast ein Viertel der befragten Mütter (24,2 Prozent) gar nicht wusste, dass sie gesetzlichen Anspruch auf die Betreuung durch eine Nachsorgehebamme haben. 9,1 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage teilweise zu.
Ein weiteres Drittel sagt, dass sie sich zu spät auf die Suche nach einer Hebamme begeben hätten. Als weitere Gründe nennen die befragten Frauen fehlende Sympathie mit einer Hebamme oder ein mangelndes Angebot an Hausgeburten. Neun Prozent der Frauen haben, ihrer Aussage nach, keine Hebamme gefunden, die ihre Sprache spricht.
Wie lange suchen Mütter nach geeigneten Hebammen zur Nachsorge?
Wenn ein Drittel aller Frauen davon ausgeht, zu spät nach einer Hebamme gesucht zu haben, stellt sich natürlich die Frage, wann werdende Mütter mit der Suche beginnen. Der Studie zufolge schauen sich die meisten Frauen bereits früh nach einer geeigneten Betreuung um: 20,8 Prozent haben ihre Suche im dritten Schwangerschaftsmonat gestartet. Weitere 15 Prozent begannen mit der Suche im vierten Schwangerschaftsmonat, 16 Prozent schauten sich nach einer passenden Hebamme um, sobald sie von ihrer Schwangerschaft erfuhren. Insgesamt 23,6 Prozent der werdenden Mütter ließen sich mit der Suche bis nach dem sechsten Schwangerschaftsmonat Zeit. Nur 5,5 Prozent von ihnen warteten mit der Suche jedoch bis zum neunten Schwangerschaftsmonat ab.
Bei mehr als der Hälfte der Befragten (57 Prozent) dauerte die Suche weniger als eine Woche. 24 Prozent der Frauen fanden ihre Nachsorgehebamme nach etwa einem Monat, neun Prozent suchten drei Monate oder länger nach einer geeigneten Betreuung. Als hilfreich bei der Suche erwiesen sich vor allem Freunde und das Internet: 27 Prozent der Befragten fanden ihre Wochenbettbetreuung über Freunde und Bekannte, 26 Prozent wurden online fündig. Der Gynäkologe half 10,8 Prozent der Frauen bei der erfolgreichen Suche, über Krankenhaus oder Klinik fanden 9,3 Prozent der Befragten ihre Hebamme.
Welche Beratungsthemen sind den Müttern wichtig?
Die Studienautoren wollten auch wissen, welche Themen frisch gebackene Mütter am meisten interessieren. An erster Stelle stehen dabei medizinische und gesundheitliche Fragen zum Kind, die 87 Prozent der Mütter wichtig sind. An zweiter Stelle folgen Fragen zur Säuglingspflege (84,6 Prozent), auf Platz drei stehen Fragen zum Stillen (80,4 Prozent).
Hebammen sind für Frauen jedoch auch ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um die eigene Gesundheit geht. 74 Prozent der Frauen stellten ihren Nachsorgehebammen medizinische und gesundheitliche Fragen zur eigenen Person. 66 Prozent holten Ratschläge zur Rückbildung ein. 64 Prozent schätzen zudem den emotionalen Beistand, den ihnen die Hebamme während der Wochenbettzeit geboten hat.
Alternativen zur Betreuung durch Hebammen
Wo lassen sich nun die rund 20 Prozent der Frauen beraten, die keine Hebammen in Anspruch genommen haben? Der Studie zufolge wendet sich die Mehrheit von ihnen bei Fragen nach der Schwangerschaft an einen Kinderarzt (80 Prozent). 55 Prozent dieser Gruppe ziehen Infomaterial aus der Klinik oder vom Gynäkologen zurate.
Hilfe und Rat finden frisch gebackene Mütter zudem im eigenen Umfeld. 59 Prozent der Befragten lassen sich von ihrer Mutter unterstützen, 58 Prozent von Freunden, die selbst Kinder haben. 53 Prozent wenden sich an andere Familienmitglieder wie die Schwester oder eine Tante. Auch das Internet hat als Hilfestellung an Bedeutung gewonnen. 59 Prozent der Befragten suchen online nach Rat bei der Säuglingspflege, 44 Prozent nehmen Foren und Online-Communities in Anspruch.