Bei hohen Temperaturen in der Nacht steigt die Gefahr für einen Schlaganfall: Hitze und die Klimakrise sind dabei Risikofaktoren. Gefährdet sind vor allem Frauen und ältere Personen ab 65 Jahren, doch auch jüngere Männer sind einem höheren Risiko ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Deutschland, erstellt von einem Forschungsteam um Dr. Alexandra Schneider von der Arbeitsgruppe Environmental Risk im Forschungszentrum Helmholtz Munich in Kooperation mit der Universitätsklinik Augsburg.
Schlaganfall: Hitze in der Nacht erhöht Risiko um sieben Prozent
Für die Studie analysierte das Forschungsteam über 15 Jahre hinweg gesammelte Daten des Universitätsklinikums Augsburg, das Informationen zu rund 11.000 Schlaganfällen zusammengetragen hat. Den Ergebnissen zufolge erhöhen tropische Nächte das Schlaganfallrisiko um sieben Prozent. Die Gefahr hat dabei in den vergangenen Jahren noch zugenommen: So verzeichnete das Forschungsteam für die Jahre 2006 bis 2012 zwei zusätzliche Schlaganfälle in warmen Nächten, von 2011 bis 2020 waren es pro Jahr 33 zusätzliche Fälle.
Als tropische Nächte werden in unseren Breitengraden Nächte verstanden, in denen die Lufttemperatur zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens nicht unter 20 °C fällt. Der Klimawandel führt dazu, dass warme Nächte zunehmen. Nachts kommt es dabei zu einem höheren Temperaturanstieg als tagsüber, da sich die Erde tagsüber aufheizt und die Wärme vor allem nachts wieder abgibt. Da seit Jahren auch die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre steigt, kann die Wärmerückstrahlung nicht entweichen und die Hitze bleibt in den bodennahen Luftschichten.
Ursachen für das erhöhte Schlaganfallsrisiko
Das erhöhte Schlaganfallsrisiko in tropischen Nächten gilt für ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkte) ebenso wie für sogenannte kleine Schlaganfälle (TIA). Der Studie zufolge werden in warmen Nächten vor allem Schlaganfälle mit milden Symptomen behandelt. Für hämorrhagische Schlaganfälle (Hirnblutungen) lässt sich kein höheres Risiko nachweisen.
Als Ursache für das erhöhte Risiko nennen die Forscher zum einen den Flüssigkeitsmangel, der in warmen Nächten auftritt, zum anderen eine durch die Hitze gestörte Regulation der Körpertemperatur.
Notwendige Anpassungen bei der Stadtplanung und in den Kliniken
Die Studienautoren halten die Untersuchungsergebnisse für einen wichtigen Hinweis, dass sich Stadtplanung und Gesundheitswesen an die steigenden Nachttemperaturen anpassen müssen. Die Forscher arbeiten derzeit Empfehlungen für öffentliche Anpassungsstrategien aus, mit deren Hilfe unter anderem städtische Hitzeinseln reduziert werden sollen. Zugleich soll die Studie als Grundlage für weitere Forschungen dienen, mit dem Ziel, Präventionsmaßnahmen gegen schlaganfallfördernde Faktoren zu entwickeln.
Spitäler können die Forschungsergebnisse nutzen, um sich in heißen Nächten besser auf eine steigende Häufigkeit von Schlaganfällen vorzubereiten, indem sie zum Beispiel vorsorglich mehr Personal für die Patientenversorgung bereitstellen.
Themen
- Sonstige