
Ärzte als Patienten: Wie verhalten sich Mediziner, wenn sie selbst einmal ärztliche Hilfe benötigen? Wie fühlen sie sich, wenn Kollegen ihnen zur Behandlung gegenübersitzen? Diesen Fragen ist ein Report nachgegangen. Mehr als 1.000 Ärzte haben darin Auskunft über ihre Erfahrungen als Patienten gegeben und dabei auch offen gelegt, ob sie eine bevorzugte Behandlung erwarten.
Die überwiegende Mehrheit der Ärzte behandelt sich selbst
Die überwiegende Mehrheit der Befragten gibt dabei an, sich im Krankheitsfall am liebsten selbst zu behandeln: Ganze 92 Prozent bevorzugen die Behandlung in Eigenregie. Nur 8 Prozent sagen aus, sich generell nur von anderen Ärzten behandeln zu lassen. Müssen sie doch einmal medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, wenden sich 44 Prozent am liebsten an befreundete Ärzte, an Bekannte vom Arbeitsplatz oder aus der Zeit des Studiums.
Ärzte gelten allgemein als schwierige Patienten. Auch der Report zeigt, dass viele Mediziner eine kritische Haltung gegenüber ihren Kollegen einnehmen: 66 Prozent haben Therapieentscheidungen schon einmal infrage gestellt oder mit dem behandelnden Arzt diskutiert. Im Krankenhaus zeigt sich die Hälfte der Umfrageteilnehmer misstrauisch. Ein möglicher Grund: Das eigene Fachwissen verstärkt oft die Ängste vor Therapien und Krankheiten. Das geben zumindest 47 Prozent der Befragten an. 29 Prozent sagen dagegen, dass ihr Fachwissen ihre Ängste vor medizinischen Behandlungen eher verringert, 25 Prozent glauben, dass es keinen Einfluss auf ihr Angstempfinden hat.
43 Prozent erwarten eine bevorzugte Behandlung
Suchen Ärzte einen Kollegen auf, gehen 43 Prozent davon aus, bevorzugt behandelt zu werden. 45 Prozent erwarten keine unterschiedliche Behandlung im Vergleich zu anderen Patienten, 12 Prozent glauben sogar, schlechter behandelt zu werden. Nach ihren tatsächlichen Erfahrungen befragt, hat zumindest die Hälfte (50 Prozent) gelegentlich das Gefühl, besser behandelt zu werden als andere Patienten. 45 Prozent haben dieses Gefühl immer, 5 Prozent nie.
Gibt es also eine Sonderbehandlung für Ärzte? 14 Prozent der Befragten glauben, dass ihnen oft unübliche Therapieangebote unterbreitet werden, 48 Prozent denken, dass dies gelegentlich geschieht. 31 Prozent denken, dass Ärzte nur selten unübliche Therapieangebote erhalten, 7 Prozent glauben, dass dies nie passiert. Allerdings haben nur 17 Prozent der Befragten schon einmal eigene Erfahrungen mit einer Sonderbehandlung gemacht. 68 Prozent verneinen diese Frage, 15 Prozent sind sich nicht sicher. Die angebotenen Sonderbehandlungen sind häufig teurer und aufwendiger (64 Prozent) als andere Therapien oder es werden neue medizinische Methoden angeboten (53 Prozent). Auch kommen gelegentlich andere Medikamente als üblich (37 Prozent) oder experimentelle Methoden (11 Prozent) zum Einsatz. Im Vorteil sehen sich Ärzte auch, wenn es um die Terminvergabe geht. 59 Prozent geben an, rascher versorgt zu werden als andere Patienten.
Ärzte als Patienten: Erfahrungen beeinflussen die eigene Behandlung
Der Report kommt noch zu einem weiteren Ergebnis: Erkranken Ärzte und sind gezwungen, die Patientenperspektive einzunehmen, beeinflusst das ihre eigene Arbeit. Ganze 70 Prozent der Befragten berichten von einer veränderten Sichtweise auf ihre Patienten. 64 Prozent geben an, durch ihre eigenen Erfahrungen einfühlsamer gegenüber Patienten geworden zu sein.
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