
Frauen in der Medizin sind auf dem Vormarsch. Zum Sommersemester 2019 haben sich nur rund doppelt so viele Frauen wie Männer um einen Studienplatz in der Humanmedizin beworben. Verschärft der höhere Frauenanteil den Versorgungsnotstand in der Medizin? Die Bundesregierung ist nicht dieser Ansicht. Eine Geschlechterquote für das Medizinstudium lehnt sie ab. Obwohl mehr Frauen Medizin studieren, halten sie kaum Spitzenpositionen an den Kliniken.
Ein Großteil der Medizin-Studierenden ist weiblich
Zum Sommersemester 2019 bewarben sich 12.513 Frauen und 6.415 Männer auf einen Studienplatz im Fach Humanmedizin. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervor. Die Zahlen stammen vom Portal Hochschulstart. Demnach kommen insgesamt 23.846 Bewerber auf 1.687 NC-Studienplätze, also elf Bewerber auf einen Studienplatz.
Verschärfen mehr Frauen in der Medizin den Versorgungsnotstand in Deutschland? Diese Frage hatte kürzlich die Patientinnen-Beauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke, ins Spiel gebracht. Sie forderte eine Männer- und Diversenquote für das Medizinstudium. Auf diese Forderung bezog sich auch die AfD-Fraktion in ihrer Kleinen Anfrage. Die Argumentation: Patienten und Patientinnen würden sich als männlich, weiblich und divers identifizieren. Demnach sollten sie auch die Möglichkeit haben, von männlichen, weiblichen oder sich als divers identifizierenden Ärzten behandelt zu werden.
Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort verlauten ließ, sieht sie keinen Bedarf für eine Geschlechterquote in der Medizin. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass ein höherer Anteil weiblicher Studierender zu Versorgungsproblemen führen würde. Außerdem fällt die Vergabe der Studienplätze in den Zuständigkeitsbereich der Länder. Und der Bund nimmt darauf keinen Einfluss.
Kaum Frauen in medizinischen Spitzenpositionen
Die Humanmedizin gehört insgesamt gesehen immer noch zu den beliebtesten Studienfächern in Deutschland. Das zeigt eine Auswertung des Bewerbungsportals StudyCheck. Dabei steht bei den weiblichen Studienanfängern Medizin auf Platz 3 der favorisierten Studiengänge, nach Betriebswirtschaftslehre auf Platz 1 und Germanistik auf Platz 2. Bei den Männern steht Medizin dagegen erst auf Platz 8. Der erste Platz geht ebenfalls an das Studienfach BWL, gefolgt von Maschinenbau und Informatik.
Doch obwohl mehr Frauen sich für ein Medizinstudium entscheiden, nehmen sie kaum klinische Spitzenpositionen ein. Darauf macht eine aktuelle Studie des Deutschen Ärztinnenbundes aufmerksam. Die Studie untersuchte 13 klinische Fächer und zwei Institute an den 35 deutschen Universitätskliniken. Demnach besetzen Männer 87 Prozent der Führungspositionen in der Universitäts-Medizin. Der bundesweite Frauenanteil stieg zwischen 2016 und 2019 nur um drei Prozent.
Den höchsten Frauenanteil gibt es in der Berlin und Dresden, wo jeweils 23 Prozent des medizinischen Führungspersonals weiblich sind. Die Schlusslichter bilden die Uni-Kliniken in Homburg, Magdeburg und Würzburg. Dort ist keine einzige Führungsposition mit einer Frau besetzt.