Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat enormes Potenzial, denn sie bietet die ...

Ab dem Sommer 2017 ist es soweit. Knapp 300 deutsche Kliniken erhalten die sogenannten “Notfall-Automaten”. Diese Automaten sollen oft für Lappalien missbrauchte Notaufnahmen entlasten und die Behandlung von Notfallpatienten zum Großteil zentralisieren. Schöner Nebeneffekt: Die Schnupfen-Patienten, die gegen 22 Uhr mit einer verstopften Nase in der Notaufnahme stehen werden nun direkt zur Kasse gebeten.
Notaufnahmen werden oft missbraucht
Viele Notaufnahmen in Deutschland arbeiten bereits an der Belastungsgrenze: Die entsprechenden Ambulanzen sind besonders bei Stoßzeiten überfüllt – häufig von Patienten, die mit einem vermeintlichen Notfall antreten.
Schnupfen, Magenunverträglichkeit und Schürfwunden – gehören diese Patienten in eine Notaufnahme? Viele dieser Patienten machen es sich einfach und bevorzugen die Notaufnahme zu beliebigen Uhrzeiten, statt sich einen Termin bei einem entsprechenden Arzt in einem beschränkten Zeitfenster zu vereinbaren.
Rund 20 Millionen Menschen in der Notaufnahme
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) gibt an, dass jährlich mehr als 20 Millionen Menschen eine Notaufnahme aufsuchen und etwa 11 Millionen davon ambulant behandelt werden.
Die ökonomischen Konsequenzen sind enorm. Eine zu hohe Belastung für Ärzte und Budget sind sich deutsche Kliniken einig als über die Einführung und Zulassung von sogenannten “Notfall-Automaten” abgestimmt wird.
Die Notfall-Automaten vor der Notaufnahme
Ein “Notfall-Automat” ist ein Gerät, das via Internet mit einer Zentrale und dort wartenden Notfallärzten verbunden ist. Ausgestattet ist das Gerät mit einer Kamera, einem Mikrofon, einer Tastatur, einem Kartenlesegerät und Münzschlitz wie auch Geldschein-Einzug. Den meisten Platz benötigt ein Vorratsspeicher an grundlegenden Utensilien der Wundversorgung.
Via Kamera und Mikro können Patient und behandelnder Arzt kommunizieren. Bisher ist dies erst auf Deutsch oder Englisch möglich. Weitere Sprachen sollen nach der Pilotphase folgen.
Ablauf der Notfallbehandlung durch den Notfall-Automaten
Was macht also Peter, der sich beim Raufen mit seinem Sohn eine üble Schürfwunde zugezogen hat? Nun steht es ihm frei rund um die Uhr zu einem der zukünftig 300 Notfall-Automaten in Deutschland zu fahren und dort die Notfall-Taste zu drücken.
Binnen weniger Minuten wird Peter mit einem Arzt verbunden, dem er sein Anliegen vortragen kann. Der Arzt kann durch gezielte Fragen in einem kurzen Dialog und eine Blickprüfung den Patienten begutachten und weitere Schritte einleiten. Sollte der Notfall schwerwiegend sein, so wird der Patient mit einer Zulassungsnummer versehen und darf zur klassischen Notaufnahme weitergehen. Bei Peter ist der Fall klar, mit einer Wundsalbe, Verbandsmaterial und Gut-Zureden ist Patient abgefertigt.
Eine Freigabe für den Vorratsspeicher lässt Verbandszeug, Salbe und eine Kurzanleitung über Verbandstechniken aus dem Gerät fallen.
Vorher wird der Patient natürlich noch zur Kasse gebeten. Stuft sie der behandelnde Arzt nicht als “wirklichen Notfall” ein, so werden sie privat abgerechnet. Über vorhandenen Münzschlitz und Geldschein-Einzug muss die Rechnung direkt beglichen werden. Ansonsten bleiben Verbandsmaterial & Co. im Automaten.
Bald auch mit Röntgen-Selfie
Nächstes Jahr zum Ersten April möchten die Kollegen aus den Krankenhaus-Verbänden noch einen Schritt weiter gehen. Unter dem Begriff “Röntgen-Selfies” wird bei Verdacht auf Knochenbrüche ähnlich wie bei den sogenannten “Selfie-Boxen” der Körper via einer Art “Fotofunktion” auf mögliche Frakturen gescreent. Unglaublich, sagen wir vom praktischArzt-Team!