Im Frühjahr 2023 hat das europäische eHealth-Unternehmen Doctolib den diesjährigen Digital Health Report veröffentlicht. Der aktuelle Digitalisierungstrend des deutschen Gesundheitssystems aus der Sicht von Ärzten/-innen und Patienten/-innen wird hier dargestellt. Die wichtigsten Erkenntnisse finden sich im folgenden Beitrag zusammengefasst.
Gemeinsame Studie
In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut „Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH” (GIM) wurden repräsentativ für Deutschland mehr als 350 Ärzte/-innen, die Doctolib benutzen, im Zeitraum von Januar bis Februar zum Nutzungsverhalten der Online-Buchungsplattform, den Bedürfnissen und Erfahrungen bezüglich digitaler Gesundheitsanwendungen online befragt. Die befragten Ärzte/-innen waren in verschiedenen Fachabteilungen tätig: Fachrichtungen der Allgemeinmedizin, Innere Medizin, praktischen Medizin, Zahnmedizin, Gynäkologie und Orthopädie waren vertreten. Eine zweite Umfrage richtete sich an das Patientenkollektiv: Hier wurden 1.985 Doctolib-Nutzer/-innen auf Patienten/-innen-Seite befragt.
Die Digitalisierung ist allgegenwärtig und im Vergleich zu anderen Ländern besteht für Deutschland Nachholbedarf. Diese Ansicht teilen sowohl Ärzte/-innen als auch Patient/-innen: 80 Prozent der Ärzte/-innen und 46 Prozent der Patient/-innen sehen das deutsche Gesundheitswesen im digitalen Verzug.
Was die Ärzte/-innen sagen
Zusammenfassend die nennenswerten Ergebnisse der Umfrage aus Sicht der Ärzteschaft im Folgenden:
- 65 Prozent der Ärzte/-innen befürworten eine zunehmende Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen
- 64 Prozent der Ärzte/-innen sind der Meinung, dass die Digitalisierung bzgl. neuer Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie von Vorteil ist
- 50 Prozent der Ärzte/-innen wünschen sich ein Praxiszukunftsgesetz, damit eine finanzielle Förderung für die eigene Praxis ermöglicht werden kann
- für 65 Prozent der Ärzte/-innen verbessern digitale Anwendungen die Kommunikation mit dem medizinischen Personal aus anderen Praxen und gesundheitlichen Einrichtungen
- für 50 Prozent der befragten Ärzte/-innen verbessert sich der Austausch mit den Patienten/-innen durch digitale Anwendungen
Was die Patienten/-innen sagen
Zusammenfassend die nennenswerten Ergebnisse der Umfrage aus Sicht der Patienten/-innen im Folgenden:
- 72 Prozent der befragten Patienten/-innen ist die digitale Kompetenz eine wichtige Qualifikation für Ärzte/-innen; auf einer Skala von 1 bis 5 wurde der gegenwärtige Zustand mit 2,6 bewertet
- 41 Prozent der befragten Patienten/-innen sehen einen Nachholbedarf bei der Digitalkompetenz der Ärzte/-innen
- für nur neun Prozent der befragten Patienten/-innen sind Online-Bewertungen bei der Arztsuche von Bedeutung
- mit 71 Prozent ist die schnelle Verfügbarkeit von Terminen der wichtigste Indikator für Patienten/-innen im Hinblick auf die Arztsuche (im Vergleich zu 2022: ein Anstieg um 47 Prozent)
- für 67 Prozent der befragten Patienten/-innen ist es wichtig, dass sich die Ärzte/-innen ausreichend Zeit für die Patientenversorgung nehmen (im Vergleich zu 2022: ein Anstieg um 49 Prozent)
Aus der Umfrage sind folgende Top-5 der Wunschliste der Patienten/-innen zu nennen:
- Online-Terminbuchung: 78 Prozent (+ 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr)
- Digitale Rezeptbestellung (eRezept): 69 Prozent (+ 11 Prozent)
- Online-Terminerinnerung: 61 Prozent (+ acht Prozent)
- Digitaler Dokumentenaustausch: 57 Prozent (neu)
- Digitale Überweisungen: 57 Prozent (+ sieben Prozent)
Der positive Einfluss digitaler Anwendungen auf den Praxisalltag
Digitale Anwendungen können den oftmals hektischen Praxisalltag positiv beeinflussen. Folgende positive Eigenschaften sind aus Sicht der Befragten hier zu nennen:
- Wegfall von Papierformalitäten (57 Prozent)
- Geringes Telefonaufkommen (47 Prozent)
- Verringerung des Verwaltungsaufwandes (45 Prozent)
- Zeitersparnis für Patienten/-innen (41 Prozent)
- höhere Patientenzufriedenheit (41 Prozent)
- bessere Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsfachkräften (36 Prozent)
- höhere Mitarbeiterzufriedenheit (35 Prozent)
- Kosteneinsparungen (30 Prozent)
- mehr Neupatienten/-innen (30 Prozent)
- weniger Terminausfälle (28 Prozent)