
Während der Corona-Pandemie wurden rund 20 Prozent aller geplanten Arzttermine und Untersuchungen abgesagt. Das zeigt eine Studie der Universitätsmedizin Mainz. Seit Oktober 2020 analysieren die Forscher, wie sich die Corona-Pandemie auf die Gesundheit der Teilnehmer auswirken. Neben den gesundheitlichen Effekten einer Infektion mit COVID-19 soll dabei auch erfasst werden, welchen Einfluss die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung auf die Probanden haben.
20 Prozent der Untersuchungen und Arzttermine wurden abgesagt
Die aktuelle Corona-Studie der Universitätsmedizin Mainz basiert auf der bereits seit 2007 laufenden „Gutenberg-Gesundheitsstudie“, an der 10.000 Freiwillige teilnehmen. Seit Oktober 2020 und bis Juni 2021 befragt ein Mainzer Forscherteam diese Probanden zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zwischenergebnisse der Analyse werden in einem Online-Dashboard veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert.
Die ersten Ergebnisse betreffen die Altersgruppe der 45- bis 88-Jährigen und beziehen sich vor allem auf den Umgang der Probanden mit der Pandemie. Dabei zeigt sich, dass zahlreiche geplante Arzttermine und Untersuchungen bei Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten abgesagt werden. Von den Patienten selbst wurden 13,7 Prozent der Termine nicht wahrgenommen, 8,7 Prozent der Termine wurden durch die behandelnden Mediziner abgesagt. Da auch Vorsorgeuntersuchungen zu diesen Terminen gehören, befürchten die Studienautoren langfristige negative Folgen für die Bevölkerungsgesundheit.
Nur wenige Studienteilnehmer sind auf Corona getestet
Die Studienergebnisse zeigen auch, dass die Mehrheit der Teilnehmer die Abstands- und Maskenregeln zum Schutz vor einer Infektion sehr ernst nimmt. Bei der Handhygiene sehen die Forscher dagegen noch Verbesserungsbedarf. Darüber hinaus fällt auf, dass ein Großteil der Probanden noch nicht auf eine SARS-CoV-Infektion getestet worden ist. Lediglich 36,7 Prozent der Teilnehmer geben an, bereits einen Test gemacht zu haben – und das, obwohl rund 20 Prozent der Probanden sagen, in den vergangenen 14 Tagen Symptome festgestellt zu haben, die auf eine Corona-Infektion hinweisen könnten. Krankheitsanzeichen wie Husten, Atemnot, Fieber, Geruchs- und Geschmacksverlust sind allerdings kein sicherer Indikator für das tatsächliche Vorliegen einer Infektion. Sie treten auch bei einem grippalen Infekt oder einer Grippe auf. Dem Test kommt daher eine große Bedeutung zu, um einen bestehenden Verdacht auszuräumen oder zu bestätigen.
Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigt
Positiv stellen die Mainzer Wissenschaftler fest, dass die Impfbereitschaft unter den Studienteilnehmern steigt. Vor allem in den vergangenen Wochen hat die Bereitschaft, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, zugenommen. Aktuell geben 89,9 Prozent der Probanden an, sich nach Möglichkeit impfen lassen zu wollen. 7,6 Prozent sind noch unentschlossen, 2,5 Prozent halten es für unwahrscheinlich, dass sie sich impfen lassen. Die starke Zunahme der Impfbereitschaft seit Dezember 2020 führen die Forscher auf eine höhere Verfügbarkeit der Impfstoffe und die verbesserte Kommunikation zum Thema Impfung zurück.
In einem nächsten Schritt sollen auch die jüngeren Teilnehmer der „Gutenberg-Gesundheitsstudie“ im Alter von 25 bis 44 Jahren befragt werden. Die Ergebnisse können sich dadurch noch einmal stark verändern.