
Hausärzte waren vor der Pandemie überwiegend die Ansprechpartner für Patienten. Doch wie sieht es seit dem Ausbruch der Pandemie aus? Überfüllte Praxen und vor allem stark ausgelastete Hausärzte durch Impfungen machen es für Patienten nicht einfach. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung, kurz KBV, ist dem auf den Grund gegangen und hat eine Versicherten-Umfrage gestartet – mit überraschendem Ergebnis.
KBV-Umfrage
Die Versicherten-Umfrage umfasst zwei Teile:
- Telefonische Interviews Ende März 2020 und am 7. April 2021, woran insgesamt über 2.000 Personen über 18 Jahren an den beiden Umfragen teilnahmen. Im Fokus stand vor allem die Pandemie
- Allgemeine Themen, die sich beispielsweise auf Wartezeiten und Arztbewertungen beziehen
Die offiziellen Endergebnisse sind erst im 3. Quartal 2021 zu erwarten. Die vorläufigen Auswertungen sind aus den beiden Teilbereichen allerdings vorab veröffentlicht worden. Der Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen übernahm dies. Er kommt bereits jetzt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte trotz Pandemie und vor allem während der COVID-19-Zeiten kontinuierlich als erste Ansprechpartner von Patienten gelten.
Zahlen und Fakten
Von 2.000 Umfrage-Teilnehmern wandten sich während der Pandemie 68 Prozent zuerst an ihren Hausarzt oder einen Facharzt. Unter ihnen befinden sich vor allem ältere Versicherer ab 60 Jahren und hauptsächlich solche mit Verdacht auf eine Virus-Ansteckung. Rund 50 Prozent aller COVID-19-Tests wurden über eine Arztpraxis vorgenommen. Zehn Prozent aller Befragten wählten als ersten Kontakt die bundesweite COVID-19-Hotline oder das für sie zuständige Gesundheitsamt. Nur vier Prozent gaben Krankenhäuser für den genutzten Erstkontakt an.
Arztbesuch vermieden
Als besorgniserregend beurteilt der KVB-Vorsitzende Dr. Gassen die Situation der Arztbesuche während der Pandemie. 18 Prozent der Befragten mieden den Arztbesuch. 41 Prozent von diesen verzichteten aus Angst vor einer Virus-Ansteckung auf einen Arztbesuch – auch trotz Notwendigkeit. Unter den über 60-Jährigen liegt der durchschnittliche Prozentsatz bei 16 Prozent, während bei den 18- bis 29-Jährigen vier Prozent keinen Arzt aufsuchten. Dr. Gassen bezeichnet dieses vorläufige Ergebnis als Alarmsignal, dass man aus Angst vor dem Virus auf Arztbehandlungen verzichten würde – insbesondere in Bezug auf die ältere Generation. Hier appelliert der KVB-Vorsitzende an die Versicherten, nicht eigenmächtig und ohne ärztliche Rücksprache von einem Termin fernzubleiben. Zudem gab er an, dass Arztpraxen auch während der Pandemie-Zeit sichere Orte sind, weil penibel auf Maßnahmen zur Vermeidung von Ansteckungen geachtet wird.
Telefonische Krankschreibungen
Weniger Patienten wurden bei Haus – und Fachärzten zudem vorstellig, weil man während der Corona-Pandemie die telefonische Krankschreibung ins Leben gerufen hatte. Hier nahmen allerdings nur sechs Prozent der Umfrage-Teilnehmer das Angebot an.
Vertrauen in niedergelassene Ärzte als Ansprechpartner
Auf die Frage über COVID-Impfungen von niedergelassenen Ärzten, antworteten drei von vier Versicherten, dass ein weitaus früherer Impfstart als wünschenswert betrachtet worden wäre. Der Großteil der Teilnehmer zieht eine Impfung beim Haus- oder bekannten Facharzt einem (unpersönlichen) Impfzentrum vor, was deutlich das Vertrauen der Patienten zu ihren Ärzten widerspiegelt. Auch Betriebsärzte schneiden hierbei gut an. Viele sehen aber auch die Notwendigkeit des schnellen Impfverlaufs durch so viele wie mögliche Impfstellen, damit die Pandemie endlich ein Ende findet und ein normales Leben wieder möglich ist.