
Die Coronaviruswelle hält das Gesundheitssystem in Atem. Die Zahl der Infizierten steigt dramatisch, die Versorgungslage wackelt. Unterstützungspersonal fehlt an allen Ecken und Enden und wird dringlich gesucht. Deshalb machen auch die medizinischen Fakultäten in Deutschland mobil. Medizinstudierende sind aufgerufen, sich als Krisenhelfer zu engagieren.
Uni Frankfurt fordert Medizinstudenten zur Krisenhilfe auf
„In den nächsten Wochen wird jede erfahrene helfende Hand in der Gesundheitsversorgung benötigt!“ Mit diesen Worten ruft Professor Robert Sader, Studiendekan der Uni Frankfurt, die rund 3000 Medizinstudierenden der Mainmetropole auf der Website der Goethe-Universität zu Unterstützung bei der Bewältigung der Krise für das Uniklinikum Frankfurt auf. „In Teilbereichen sind bereits jetzt die personellen Ressourcen erschöpft.“
Per WebApp für Wahlpflichtfach „covid 19“ anmelden
Entsprechend ihres Ausbildungsstandes und ihrer Vorerfahrung sollen sich die Studierenden im Kampf gegen die Pandemie aktiv beteiligen. In einer WebApp können sich die angehenden Ärzte für das Wahlpflichtfach „covid 19“ in Listen eintragen, in welchen Bereichen sie unterstützen möchten: Pflege, Rettungsdienst/Sanitäter, und Labor. Da auch andere Einrichtungen wie die akademischen Lehrkrankenhäuser, die KV (Kassenärztliche Vereinigung), das Gesundheitsamt oder der Allgemeinmedizinische Hausarztpraxen einen Bedarf haben könnten, wurde über das Online-Portal ebenfalls die Bereitschaft abgefragt, sich auch in solche Bereiche als Helfer einzubringen, die dann über die Fachschaft koordiniert werden.
Bereits 5.000 freiwillige Studenten
Zahlreiche Studierende sind der Aufforderung zur freiwilligen Arbeit bereits nachgekommen. Für die 7000 Plätze, die seit letzter Woche online sind, gibt es bereits etwa 5000 Eintragungen (Stand 23. März).
Drei davon kommen von Jennifer Kloft. Die 25-Jährige hat das zehnte Semester abgeschlossen und schreibt gerade ihre Doktorarbeit. Nach dem Appell ihres Dekans hat sich die künftige Medizinerin sofort gemeldet: „Wir haben uns das Studium gezielt ausgesucht, so sehe ich mich in der Pflicht, mich sozial zu engagieren.“ Sie hat sich für die Bereiche Allgemeinpraxis, Gesundheitsamt und Kassenärztliche Vereinigung eingetragen.
Die Angaben der Studierenden werden an das Uniklinikum Frankfurt weitergeleitet, dass dann die potentiellen Helfer am Fachbereich abruft.
Corona-Krise als Chance für Medizinstudium nutzen
Professor Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, findet das Projekt vorbildlich: „So schlimm die augenblickliche Corona-Krise ist – für die Medizinerausbildung bietet sie auch eine Möglichkeit, den Praxisbezug im Medizinstudium zu stärken. Danke allen, die dazu beitragen! Wenn sich das Projekt bewährt, sollten wir überlegen, was wir daraus für den „Normalbetrieb“ lernen.“ Zudem bemüht sich das Studiendekanat darum, die Anerkennung dieser Leistungen für die Lehre auch beim Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen zu erreichen.
Eine Art „zentrales Melderegister“ gibt es nicht, da Bildung föderal gesteuert wird. Neben Hessen rufen auch andere Bundesländer die bundesweit rund 95.000 Studierende zu Noteinsätzen auf. Im Meldeportal der Uni Mainz sind zum Beispiel besonders Tätigkeiten in der Krankenpflege, Intensivpflege und Betreuung von Beatmungsgeräten und telefonische Beratung von Patienten gefragt.
In einer Mail eines Dekans an die Medizinstudierenden heißt es dort: „Bitte helfen Sie! Es wäre schön, wenn wir gemeinsam als Universitätsmedizin in dieser schweren Zeit unserer Gesellschaft etwas zurückgeben könnten.“