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Während der Placebo-Effekt weithin bekannt ist und bei Ärzten wie Patienten Beachtung findet, unterschätzen selbst Mediziner den Nocebo-Effekt. Dabei zeigen mittlerweile einige Studien, dass eine Behandlung weniger Erfolgschancen hat, wenn Ärzte im Aufklärungsgespräch mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen zu stark betonen.
Nocebo-Effekt: Die Macht der negativen Worte
Ärzte sind dazu verpflichtet, ihre Patienten über mögliche Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie aufzuklären. Das sehen sowohl der Gesetzgeber als auch eine Empfehlung der Bundesärztekammer vor. Jedoch weisen einige Studien darauf hin, dass die Aufklärung über negative Effekte einer Behandlung deren Erfolg deutlich schmälern kann. Nocebo-Effekt nennt sich dieses Phänomen.
Der Begriff Nocebo bedeutet so viel wie “ich werde schaden” und stellt das Gegenteil zum bekannteren Placebo (“ich werde gefallen”) dar. Beide Effekte werden von den Erwartungen der Patienten beeinflusst: Der Placebo-Effekt führt zum Beispiel dazu, dass Patienten Präparate ohne Wirkstoff, die als heilsam beschrieben wurden, auch als heilsam erleben. Betonen Mediziner dagegen die negativen Auswirkungen einer Therapie, steigt bei manchen Patienten die Erwartung, dass diese Nebenwirkungen bei ihnen eintreten. Daraufhin entwickeln sie tatsächlich die beschriebenen Symptome – selbst wenn die verabreichten Mittel keinen Wirkstoff enthalten.
Studien belegen den Effekt negativer Aussagen
Zwar gibt es zu den negativen Effekten ärztlicher Aussagen weniger Studien als zum Placebo-Effekt, einige Untersuchungen weisen jedoch auf den Zusammenhang zwischen Aufklärungsgespräch und erlebten Nebenwirkungen hin. So bekamen Patienten in einer Doppelblindstudie zum Beispiel Kochsalzlösung verabreicht. Im Aufklärungsgespräch sagte man einem Teil der Patienten, dass es sich um ein Medikament handele, das zu Unverträglichkeiten führen könne. Ein Viertel der so aufgeklärten Patienten zeigte daraufhin allergische Reaktionen. In einer anderen Studie wurde männlichen Hypertonie-Patienten der Betablocker Metoprolol verabreicht. Die Probanden wurden in drei Kontrollgruppen aufgeteilt.
Eine Kontrollgruppe klärten die Mediziner darüber auf, dass als mögliche Nebenwirkung eine erektile Dysfunktion (ED) auftreten könne. Die Patienten in der zweiten Gruppe wurden lediglich über den Namen des Medikaments informiert, den Patienten in der dritten Gruppe wurde auch der Medikamentenname nicht genannt. Anschließend trat bei 32 Prozent der Teilnehmer aus der ersten Gruppe nach eigenen Angaben eine erektile Dysfunktion auf. Unter den Probanden in der zweiten Gruppe klagten nur 13 Prozent über eine ED. In der dritten Gruppe lediglich 8 Prozent.
Wie lässt sich der negative Effekt der Aufklärung vermeiden?
Psychologen nennen diesen Effekt auch “selbst-erfüllende Prophezeiung”. Die negativen Beeinträchtigungen treten auf, da sie dem Patienten vor der Behandlung suggeriert wurden. Ärzte stehen dadurch vor einem Dilemma: Zum einen sind sie gesetzlich und ethisch dazu verpflichtet, ihre Patienten umfassend über Chancen und Risiken einer Therapie zu informieren. Zum anderen darf die Aufklärung den Therapieerfolg nicht gefährden. Psychologen raten daher, beim Aufklärungsgespräch genau auf die eigenen Worte zu achten. Statt etwa zu sagen, dass ein Medikament bei zwei oder drei Prozent der Patienten zu Nebenwirkungen führt, sollte man eher betonen, dass die Mehrheit aller Patienten das Präparat gut verträgt. Studien deuten daraufhin, dass ein derartiges positives Framing negative Effekte zumindest reduzieren kann.
Titelbild: envato elements