Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat enormes Potenzial, denn sie bietet die ...

Arzt Bewertungsportale im Internet sollen Patienten bei der Suche nach einem fähigen Mediziner unterstützen. Gute Bewertungen sehen viele Verbraucher als Empfehlung an. Doch an der Aussagekraft der Erfahrungsberichte bestehen Zweifel: Negative Bewertungen werden nämlich häufig von den Portal-Betreibern gelöscht.
Negative Bewertungen verschwinden aus dem Netz
Jeder zweite Patient informiert sich auf der Suche nach einem passenden Arzt im Internet. Wer neu in eine Stadt gezogen ist oder einen geeigneten Fachmediziner sucht, möchte herausfinden, welche Erfahrungen andere Patienten gemacht haben. Derartige Erfahrungsberichte veröffentlichen Verbraucher auf Arzt Bewertungsportalen. Beim Durchlesen der Beiträge fällt jedoch bald auf, dass sich nur sehr wenige negative Bewertungen finden lassen. Sind die Nutzer etwa alle mit ihren Ärzten zufrieden?
Tatsächlich steckt etwas anderes dahinter: Negative Bewertungen werden von den Betreibern der Bewertungsportale häufig geblockt. Gibt ein Nutzer eine neue Bewertung ab, erhalten die auf dem Portal verzeichneten Mediziner darüber eine Nachricht und können reagieren. Geht eine negative Bewertung ein, beschweren sich viele Ärzte beim jeweiligen Portal. Oftmals werden negative Bewertungen innerhalb von kurzes Zeit nach Erfassung bereits von Portal-Betreibern gelöscht.
Behandlungsfehler müssen nachgewiesen werden
Der Bundesgerichtshof fällte schließlich eine Entscheidung. Seitdem müssen die Bewertungsportale im Streitfall nachweisen, dass die bewertete Behandlung tatsächlich stattgefunden hat. Die Online-Bewertung von Medizinern wirft nämlich ein Problem auf: Empfindet ein Patient eine Behandlung als misslungen, kann dies als Meinungsäußerung gewertet werden. Doch nicht jede negative Bewertung ist tatsächlich auf einen Behandlungsfehler zurückzuführen. Vielleicht ist der Patient auch nur unzufrieden, da er ein anderes Ergebnis erwartet hat. Seine negative Bewertung rückt dadurch in die Nähe einer falschen Tatsachenbehauptung.
Für den behandelnden Arzt bedeutet die negative Bewertung oft, dass sein berufliches Ansehen leidet. Deswegen sind viele Mediziner bereit, gerichtlich gegen negative Online-Bewertungen vorzugehen. Einige Anwaltskanzleien haben sich darauf spezialisiert, negative Bewertungen auf den Portalen blocken zu lassen. Den Portal-Betreibern bleibt oft keine andere Wahl, als die Nutzerkommentare unsichtbar zu schalten. Die Patienten werden daraufhin meist dazu aufgefordert, ihre Bewertung zu löschen.
Bewertungsportale mit Skepsis betrachten
Der Nachteil dieses Vorgehens für Patienten ist klar: Fehlen negative Kommentare, verlieren die Bewertungsportale an Aussagekraft. Es lässt sich nicht mehr erkennen, wie viele Patienten tatsächlich mit einem Arzt zufrieden oder unzufrieden waren.
Wie sollten sich nun Verbraucher verhalten, die nach einem geeigneten Arzt suchen? Verbraucherschützer empfehlen, Bewertungsportale mit Vorsicht zu betrachten. Patienten sollten verschiedene Portale miteinander vergleichen und immer mehrere Bewertungen zu einem Arzt durchlesen. Weißt ein Arzt-Profil ausschließlich Bestnoten auf, sei das ein zusätzlicher Grund, skeptisch zu werden.