Die Nase ist verstopft, der Kopf dröhnt und der Hals kratzt – Über Nacht hat einen die Erkältung erwischt und man fühlt sich nicht in der Lage zu arbeiten. Wer in solch einer Lage schon mal war, weiß ganz genau, wie qualvoll der Arztbesuch sein kann: Man schleppt sich krank zum Arzt, sitzt dort Ewigkeiten im Wartezimmer und steckt schlimmstenfalls auch noch andere Patienten an. Und das alles nur, um den gelben Schein zu bekommen. Für das eigene Wohlbefinden wäre es doch viel besser, wenn man die Rennerei zum Arzt umgehen und die Erkältung im Bett auskurieren könnte. Über ein Hamburger Start Up können sich jetzt Patienten per WhatsApp krankschreiben lassen. Bietet dieser Service aber wirklich einen echten Mehrwert für Kranke, für die der Gang zum Arzt schwerfällt und somit eine Erleichterung darstellt oder steigt dadurch viel mehr die Missbrauchsgefahr durch Blaumacher?
Digitaler Krankenschein – wie geht das überhaupt?
Au-schein.de bietet seit kurzem den Service an, der die Krankschreibung ganz bequem von zu Hause ermöglicht. Um den Dienst zu beanspruchen müssen lediglich Fragen zum Gesundheitszustand beantwortet werden. Danach werden persönliche Daten und ein Foto der Krankenversichertenkarte per WhatsApp an die Ärzte von au-schein.de übermittelt. Nachdem der behandelnde Arzt die Diagnose gestellt hat, bekommt man auch schon den Krankenschein aufs Handy. Ein paar Tage später folgt dann die schriftliche AU-Bescheinigung per Post. Das Ganze kostet den Patienten nur 9 Euro.
Risiko von Fehldiagnosen gering
Da die Ärzte auf Erkältungen spezialisiert sind und mit einem Fragenkatalog und Checklisten arbeiten, kann eine exakte Diagnose erfolgen. Mithilfe dessen kann aber auch eine Erkältung genauso gut ausgeschlossen werden. Wenn der Patient zu einer Risikogruppe gehört und Symptome genannt werden, die bei einer Erkältung statistisch nie vorkommen, wird auch kein Krankenschein ausgestellt, sondern die Empfehlung ausgesprochen, eine Arztpraxis aufzusuchen.
Krankschreibung per App legal
Die Krankschreibung über WhatsApp ist generall erlaubt. Grund dafür ist die Lockerung des Fernbehandlungsangebots im Jahr 2018, wodurch die Inanspruchnahme des Dienstes unbedenklich ist. Allerdings raten die Ärztekammer Hamburg und Schleswig-Holstein vom Online-Dienst ab. Sie äußerten Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der rechtlichen Anerkennung. Außerdem könne es sein, dass der Arbeitgeber den Krankenschein nicht akzeptiert. Derzeit wird die Rechtslage aber noch final überprüft.
Freifahrtsschein für Blaumacher?
Dass die Krankschreibung per WhatsApp sehr leicht ist, steht außer Frage. Da liegt es doch auf der Hand, dass dies für viele eine Einladung zum Blaumachen ist. Das Unternehmen gibt zwar an, einem Patienten pro Jahr nur zwei Krankenscheine auszustellen, doch ob dies auch tatsächlich so praktiziert wird, bleibt fraglich.
Die Zukunft der Krankschreibung via WhatsApp
Wie sich der Online-Dienst in den nächsten Jahren entwickeln wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden. Denn mit bisher 12 Patienten steht das Start Up noch ganz am Anfang und aktuell ist die Rechtslage auch noch nicht final geklärt.
Was denkt Ihr über diese Entwicklung? Ist die Krankmeldung mittels WhatsApp wirklich ein sinnvolles Angebot für Kranke? Oder ist dies doch eher ein Freifahrtsschein für Schwänzer?