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In den letzten Jahren entwickelte sich das Storytelling zu einem immer bekannteren und beliebteren Instrument in der Unternehmenskommunikation. Ziel dabei ist, Informationen mit Emotionen zu verknüpfen und dadurch den Wiedererkennungswert des eigenen Unternehmens maximal zu steigern. Auch innerhalb der Gesundheitsbranche nutzen Kliniken vermehrt Geschichten, um ihre Werte und Traditionen auf eine annehmbare und interessante Weise an Patienten/-innen sowie derzeitige und potenzielle Mitarbeiter/innen zu transportieren. Besonders im Klinik-Recruiting erweist sich Storytelling als effektive Maßnahme, um sich von konkurrierenden Arbeitgebern abzugrenzen und Bewerber/innen auf sich aufmerksam zu machen.
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Job-Storytelling: Ein Recruiting-Wunder?
Die Zeiten des klassischen Recruitings mit Aufzählungen von Fakten in Stellenanzeigen sind vorbei. Bewerber/-innen, vor allem innerhalb der Gesundheitsbranche, sind hart umkämpft und stellen hohe Anforderungen an ihren Arbeitgeber. Sonderleistungen, wie die Zahlung von Urlaubsgeld oder ein Überstundenkonto reichen nicht aus, um den/die Kandidat/-in zu überzeugen. Sie möchten sich mit den Wertvorstellungen ihres Arbeitgebers identifizieren können.
Job-Storytelling bietet als Rekrutierungsinstrument die Möglichkeit, wichtige Informationen, wie das Leitbild der Klinik und die Arbeitsatmosphäre in einem unterhaltsamen und interessanten Kontext aufzuarbeiten. Das Ziel ist dabei ist nicht die Darstellung einer super organisierten Stelle bei einem perfekten Arbeitgeber, sondern ein ehrlicher und authentischer Einblick in die Klinik, den Arbeitsbereich und das Team.
Job-Storytelling: Vorteile
Das Job-Storytelling ergänzt die reine Übermittlung von Informationen über die Stelle und den Arbeitgeber um lebhafte und abwechslungsreiche Inhalte aus dem Berufsalltag. Dies beginnt bereits bei einer ansprechenden Headline, durch die der/die Kandidat/in auf die Anzeige, den Artikel oder das Video aufmerksam wird.
Während im klassischen Recruiting Stellenanzeigen häufig nur rudimentär gelesen werden, fesselt eine spannende Handlung oder eine lustige Pointe im Rahmen des Storytellings die Aufmerksamkeit des/der Bewerber/in bis zum Ende des Textes oder Videos. Dazu kommt, dass sich auch Personen in festen Anstellungsverhältnissen in den Job-Stories wiederfinden, diese gerne konsumieren und verbreiten. Auf diese Weise erschließt das Job-Storytelling eine weitaus breitere Zielgruppe als klassische Recruiting-Maßnahmen.
Neben dem Unterhaltungsfaktor hat das Job-Storytelling aber vor allem einen hohen emotionalen Wert. Durch das Erzählte soll dem/der Kandidat/in die Möglichkeit geboten werden, sich in die Charaktere hineinzuversetzen und die Geschichte über Gefühle mitzuerleben. Dieses Identitätsgefühl erzeugt Sympathie, das bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber eine entscheidende Rolle spielt.
Erst wenn man Sachverhalte mit Emotionen verknüpft, schreiben ihnen die Kandidaten/-innen Bedeutung zu. Auf diese Weise wird sich der/die potenzielle Bewerber/in auch in zwei Wochen noch an die erzählte Geschichte und somit an die Klinik erinnern.
Job-Storytelling im Gesundheitswesen
Insbesondere im Gesundheitswesen stehen Kliniken vor der Herausforderung Fachpersonal anzuwerben, um dem Personalmangel auf den Stationen sowie in der Ambulanz bestmöglich entgegenzuwirken. Konkret herrscht in der Gesellschaft das Bild des anstrengenden und undankbaren Berufsalltags in einer unübersichtlichen Klinik vor. Das HR-Management der Klinik steht nun in der Verantwortung, das Bild vom Berufsalltag in der eigenen Klinik mitzugestalten. Gleichzeitig soll es die positiven Aspekte in den Fokus der Unternehmenskommunikation rücken.
In diesem Zusammenhang erfreut sich das Job-Storytelling immer höherer Beliebtheit. Wo gibt es spannendere Geschichten zu erzählen als in einem Berufsumfeld, in dem jeden Tag über Leben und Tod entschieden wird? Durch die Einbettung komplexer medizinischer Sachverhalte in Geschichten, werden die Inhalte für die Zielgruppe zugänglich und verständlich gemacht. Der/Die Kandidat/in bekommt das Gefühl, den Klinikalltag selbst mitzuerleben und begreift sich als Teil der Geschichte.
Definition der Zielgruppe
Die Herausforderung des Klinik-Recruitings besteht vor allem darin, sich mit der eigenen Recruiting-Strategie so aufzustellen, dass sowohl ärztliche als auch medizinische und nicht-medizinische Berufsgruppen angesprochen werden. Die Klinik als Arbeitgeber ist das Verbindungselement zwischen den Berufsgruppen. Die Geschichte des Hauses reicht oft mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte zurück. Was ist in dieser Zeit passiert? Wie hat sich die Klinik weiterentwickelt? Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Eigenschaften, die die Klinik individuell machen. Beispielsweise die Anwendung innovativer Medizintechnik oder die Durchführung klinischer Studien. Die Kommunikation der eigenen Klinik-Philosophie erschafft eine Identifikationsbasis für Mitarbeiter/innen aller Bereiche.
Eine konkrete Auswahl berufsspezifischer Themen ermöglicht im Job-Storytelling die explizite Ansprache bestimmter Berufsgruppen. In Gesprächen mit Mitarbeitern/-innen kann herausgefunden werden, welche Erlebnisse und Erfahrungen welche Berufsgruppen begeistern. Umfragen und Statistiken geben zudem Aufschluss darüber, welche Kriterien die Kandidaten/-innen bei ihrer Arbeitgeberwahl präferieren. Interessant ist, dass vor allem in der Pflege oft kein höheres Gehalt, sondern flexiblere Arbeitszeiten gewünscht sind. Der Bericht eines/-r Mitarbeiters/in aus dem Springerpool mit Wunscharbeitszeiten oder die Darstellung des klinikeigenen Zeitsystems mit ausreichend Freizeit können an dieser Stelle sinnvolle Ansätze für Job-Stories sein. Je stärker die Inhalte auf die Wünsche der Zielgruppe abgestimmt werden, desto eher findet sich die angesprochene Berufsgruppe darin wieder.
Die ideale Job-Story
Die Auswahl und Gestaltung einer thematisch ansprechenden und inspirierenden Story stellt für die meisten HR-Abteilungen eine große Herausforderung dar. Für einen messbaren Erfolg im Recruiting muss die gewählte Thematik von der Zielgruppe als interessant und relevant für das eigene Berufsfeld bewertet werden. Job-Storytelling sollte demnach immer einen Bezug zum allgemeinen Arbeitsumfeld, dem Tätigkeitsbereich oder der Klinik als Arbeitgeber aufweisen.
Besonders kreative HR-Abteilungen beschäftigen sich mit fiktiven oder überspitzten Geschichten. Meistens gilt jedoch: Das Leben schreibt die besten Geschichten. Das Beobachten des Klinikalltag gibt diverse Impulse für neue Ideen. Stellt der/die Chefarzt/-ärztin auf Visite den Assistenzärzten/-innen spannende Fragen über OPs und Behandlungsverfahren, die regelmäßig in der Klinik durchgeführt werden? Bei der Rekrutierung von Assistenzärzten/-innen zahlt diese Story auf das Bild eines gut organisierten und qualifizierten Lehrkrankenhauses ein.
Job-Stories, die von Mitarbeitern/-innen erzählt werden, erhalten außerdem besonders positive Resonanz. Eine Pflegekraft oder ein/e Oberarzt/-ärztin mit langer Dienstzugehörigkeit haben in der Klinik bereits viele emotionale und herausfordernde Erfahrungen gesammelt. Es hat einen Grund, dass sie ihrem Arbeitgeber so lange treu geblieben sind. Die Berichte dieser Mitarbeiter/innen genießen das höchste Vertrauen in der Zielgruppe und inspirieren mögliche Kandidaten/-innen, einen ähnliche Karriereweg zu wählen.
Stehen Inhalt und Form der zu erzählenden Geschichte fest, gilt es die passenden Kommunikationskanäle auszuwählen. Job-Storytelling ist allgemein auf allen Recruiting-Kanälen, wie beispielsweise der eigenen Klinikwebsite, Stellenanzeigen, Social-Media-Posts oder Recruiting-Veranstaltungen möglich. Umfragen innerhalb der Berufsgruppe, die Analyse der eigenen Online-Kanäle oder demographische Daten geben Aufschluss über die Nutzung der Medien nach Berufs- und Altersgruppen.
Eine junge Zielgruppe wie bspw. Auszubildende in der Pflege werden mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreicher über kurze Videos auf TikTok angesprochen als über Stellenanzeigen in Printmedien. Mit der bewussten Kombination ungewohnter Formate, wie beispielsweise Videos-Stories als Stellenanzeigen oder Bildergeschichten auf Jobmessen hebt sich die Klinik zudem von konkurrierenden Arbeitgebern mit klassischen Stellenanzeigen ab.
Fazit
Job-Storytelling stellt eine innovative und kreative Rekrutierungsmaßnahme dar, um der gegenwärtigen Lage auf dem Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen zu begegnen. Strukturiertes und auf die Zielgruppe ausgerichtetes Job-Storytelling erfordert emotionale Intelligenz, Einfühlungsvermögen und Kreativität. Die Herausforderung besteht darin, das Bild eines wertschätzenden Arbeitgebers zu erschaffen und gleichzeitig die Grenze zur Selbstglorifizierung nicht zu überschreiten. Wer es schafft, die eigene Klinik im Rahmen von Geschichten als authentischen und glaubwürdigen Arbeitgeber gegenüber potenziellen Bewerbern/-innen zu präsentieren, begreift Job-Storytelling als echten Wettbewerbsvorteil. Im Ergebnis wird die Klinik den Rekrutierungserfolg in allen Berufsgruppen nachhaltig steigern können.