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Es steht ein Generationswechsel in Deutschlands ambulanter Gesundheitsversorgung bevor. Jeder dritte Apothekenleiter ist älter als 55 Jahre und jeder dritte selbständige Arzt ist sogar 60 Jahre oder älter. Doch damit nicht genug: Niedergelassene Zahnärzte finden immer schwieriger Nachfolger und auch die stationäre Versorgung lechzt nach Nachwuchs. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) fragte daher sowohl bei der jungen als auch älteren Generation nach: Wie nehmen sie sich in ihrer Rolle als Heilberufler wahr? Was ist ihnen bei der Patientenbehandlung wichtig? Welche Veränderungen bemerken sie in ihrer Branche? Und was bedeutet das für die Arbeitgeber im Gesundheitswesen?
Ansprüche und Wünsche der jüngeren Ärztegeneration
Die junge Ärztegeneration ist im Generationenvergleich weniger karriereorientiert als ihre Vorgänger und räumt Familie und Freizeit deutlich mehr Relevanz ein. Auch den Stellenwert ihrer Arbeit sehen die Jüngeren anders: Während die Hälfte der älteren Generation diesen als hoch einstuft, ist es bei den Jüngeren lediglich ein Drittel.
Weiterhin ordnen sich knapp drei von fünf älteren Heilberuflern selbst eher als analog arbeitend ein und mehr als zwei Drittel bezeichnen sich eher als Einzelkämpfer. Die junge Generation hingegen beschreibt sich zu 80 Prozent als digital und zukunftsorientiert und knapp zwei Drittel identifizieren sich selbst als Teamplayer. Die gestiegene Digitalisierung im Gesundheitswesen sehen 72 Prozent der jüngeren Heilberufler als relevant an, während es unter den Älteren hingegen lediglich 45 Prozent sind.

Quelle: Befragung “Generationswechsel Heilberufler”, apoBank 2020
Selbständigkeit ist enorm attraktiv und Werte wie Selbstverwirklichung, Einkommen und Work-Life Balance werden bei den jüngeren Ärzten als Pluspunkte einer eigenen Niederlassung angesehen. Ein großes Hindernis ist jedoch das im Laufe der Jahrzehnte gestiegene finanzielle Risiko, das im Vergleich mit der älteren Generation heute sogar noch schwerer wiegt, ebenso wie das gestiegene Maß an Bürokratie und Unternehmertum.
Die junge Generation sieht auch die Patientenbehandlung an sich mit neuem Stellenwert, denn sie streben eine vertrauensvolle und enge Beziehung zum Patienten sowie den tatsächlichen Therapieerfolg als besonders wichtig an. Auch das einfühlsame Vermitteln von medizinischem Wissen und eine gute Erreichbarkeit für den Patienten bewerten die jüngeren Heilberufler als bedeutsam für ihre Arbeit.
Gemeinsam haben die ältere und jüngere Generation der Heilberufler, dass 82 Prozent durch die Veränderungen im Gesundheitswesen in den letzten Jahren eine Verbesserung in der Digitalisierung des Gesundheitsmarktes sehen. Ebenso einig sind sich die beiden Generationen darin, dass sich in den letzten Jahren die stärkere Reglementierung (86 Prozent) und Kommerzialisierung (80 Prozent) des Gesundheitswesens nachteilig auf ihre Arbeit ausgewirkt haben.
Was sich junge Ärzte wünschen
Junge Ärzte wünschen sich mehr Wissensvermittlung bei der Patientenbehandlung und legen mehr Wert auf Freizeit und Familie, womit der Stellenwert des Berufs sinkt. Das aktive Heilen und Helfen sowie die Faszination für Medizin sind die Top-Gründe für die Berufswahl, allerdings spielen auch andere Faktoren wie die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, Verdienstmöglichkeiten und gesellschaftliches Ansehen mit in diese Entscheidung hinein. Junge Ärzte setzen deutlich stärker als die älteren Kollegen auf Digitalisierung bei der Patientenbehandlung, Wissensvermittlung und insgesamt eine Therapie auf Augenhöhe und in direkter Zusammenarbeit mit dem Patienten.
Was sich junge Zahnärzte wünschen
Auch die jüngere Zahnärztegeneration misst der Arbeit einen geringeren Stellenwert bei und bevorzugt Familie und Freizeit sowie Selbstverwirklichung als zentraler Vorteil der Selbständigkeit. Sie profitiert von den Verbesserungen und der Arbeitserleichterung der Digitalisierung im Gesundheitswesen und bewertet die aktuelle Entwicklung hin zu beruflichen Gestaltungsspielräumen positiv. Zahnärzte beider Generationen bemängeln jedoch eine deutlichere Verschlechterung der Stellensituation und knapp 90 Prozent sehen die Bezahlung als deutlich schlechter an.
Was sich junge Apotheker wünschen
Fast ein Viertel der älteren Apotheker haben damals ihren Beruf aus Gründen der Familientradition gewählt, was heute nur noch bei einem Sechstel der Fall ist. Auch das gesellschaftliche Ansehen wird als weniger ausschlaggebend für die Berufswahl bezeichnet, da sich das Image des Apothekerberufs in den letzten 30 Jahren nach Ansicht beider Apothekergenerationen deutlich verschlechtert hat. Die Digitalisierung hat hier einen gigantischen Einzug gehalten: Die neue Generation schätzt sich mit 75 Prozent digitaler ein als die älteren Kollegen (51 Prozent).
Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber
Da rund 20 Prozent der berufstätigen Ärzte bald in Rente gehen werden und somit ein Generationenwechsel im medizinischen Bereich ansteht, sollten Arbeitgeber in Kliniken und Ärzte mit eigenen Niederlassungen auf Nachfolgersuche wissen, was die jungen Ärztinnen und Ärzte heutzutage von ihrem Arbeitsplatz erwarten. Neben den oben bereits ausführlich geschilderten Anforderungen an Digitalisierung, Einkommen, Work-Life-Balance etc. verdienen die verschiedenen Arbeitsmodelle einen intensiveren Blick.
Teilzeit wird als Arbeitszeitmodell unter den jüngeren Ärzten nämlich immer beliebter, was sich anhand der Ärztestatistik 2019 der Bundesärztekammer verdeutlichen lässt: 2015 wurden insgesamt 108 Ärzte benötigt, um 100 Vollzeitstellen zu besetzen; 2017 waren es bereits 115. Teilzeit ist übrigens laut Statistischem Bundesamt kein reines Frauenmodell, denn in Krankenhäusern und Praxen arbeiten in den letzten Jahren auch vermehrt Männer in Teilzeit, teilweise sogar Chefärzte. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend in Zukunft weiter fortsetzen wird, und Kliniken sollten daher frühzeitig auf diese Anforderungen reagieren, indem sie entsprechende Stellen einplanen.
Das können Arbeitgeber tun, um junge Mediziner für sich zu begeistern
Prof. Wolfgang Kölfen, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche der Städtischen Kliniken Mönchengladbach, weiß, was junge Mediziner wollen: „Die jungen Ärztinnen und Ärzte wissen genau, was sie wollen und was sie nicht wollen – und fordern das auch ein. Das gab es in meiner Generation so nicht und das birgt natürlich Konfliktpotenzial.“ Umso wichtiger sei daher ein gutes und vor allem tragfähiges Konfliktmanagement zwischen den Generationen.
Aber auch andere Programme können Krankenhäusern dabei helfen, junge Mediziner für sich zu gewinnen: Viele Kliniken haben Mitarbeiterprogramme wie Betriebskindergärten, Ferienangebote für Kinder von Mitarbeitenden, Präventionsangebote, besondere Ernährungskonzepte, neue Arbeitszeitmodelle, Mentoring-Programme, Wiedereinstiegsprogramme, Mitarbeiterwohnungen und einen Beratungsservice bei Lebenskrisen und Elder-Care etabliert, um den gestiegenen Anforderungen der jungen Ärzteschaft Rechnung zu tragen. Programme wie diese zeigen den jungen Ärzten, dass sie als Arbeitnehmer nicht nur für ihre Arbeitsleistung geschätzt werden, sondern dass der Arbeitgeber bereit ist, sie in allen Lebensbereichen zu unterstützen. Wer seine künftigen Mitarbeiter mit solchen Zuwendungen locken kann, etabliert sich als begehrter Arbeitgeber.
Titelbild: envato elements