
Die Anzahl der Apotheken in Deutschland hat zum Ende des dritten Quartals 2024 einen neuen Tiefstand erreicht. Wie die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mitteilt, stehen Verbrauchern nur noch 17.187 Apotheken zur Verfügung. Das sind 384 weniger als zu Jahresbeginn. Die Zahlen gehen aus den Meldungen der Landesapothekenkammern hervor.
Apothekensterben schreitet immer schneller voran
Besonders große Sorgen bereitet der ABDA, dass der Apothekenrückgang immer schneller voranschreitet. So reduzierte sich die Zahl der Apotheken in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 um 285, 2023 mussten es im selben Zeitraum 335 Apotheken schließen. Gleichzeitig geht die Zahl der Neueröffnungen zurück. Eröffneten in den ersten drei Quartalen 2022 noch 46 neue Apotheken und 2023 sogar 48, waren es in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 nur noch 36.
Über den gesamten Jahresverlauf hinweg betrachtet, kamen 2023 insgesamt 559 Schließungen auf 62 Neueröffnungen. Im Durchschnitt versorgten 21 Apotheken etwa 100.000 Einwohner. Damit liegt Deutschland bei der Verfügbarkeit von Apotheken weit hinter dem europäischen Schnitt von 32 Apotheken auf 100.000 Einwohner zurück.
Als Gründe für das Apothekensterben gelten unter anderem steigende Personal- und Sachkosten, darunter höhere Mietausgaben sowie Energiekosten. Weiterhin wirken sich Lieferengpässe und der Fachkräftemangel negativ aus. Viele Pharmazeuten entscheiden sich zudem für eine Karriere in der Industrie oder in den Krankenhäusern. Für Apothekeninhaber erschwert das die Suche nach geeigneten Nachfolgern. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kunden mittlerweile Online-Apotheken in Anspruch nehmen, statt in der Filiale vorbeizuschauen.
ABDA-Forderung: Politik soll den Apothekenrückgang stoppen
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bezeichnet die Situation als „dramatisch, aber leider nicht überraschend“. Der Apothekenverband sieht die Politik in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen und die Versorgungssituation zu verbessern. Geht die Anzahl der Apotheken zurück, bedeutet das für Patienten unter anderem, längere Wege bis in die nächste Filiale bewältigen zu müssen.
Eine Forderung an die Politik besteht darin, das seit 2013 nicht mehr angehobene Apothekenhonorar an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Aktuell erhalten Apotheken 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Arzneimittel. Bereits im Sommer hatten der Apothekerverband und die Apothekengewerkschaft Adexa eine spürbare Erhöhung gefordert.
Darüber hinaus drängt die ABDA darauf, die Strukturen der Arzneimittelversorgung zu stabilisieren und zu stärken. Zu den Vorschlägen aus der Apothekerschaft, die bereits an die Politik herangetragen worden sind, gehört unter anderem die stärkere Einbindung der Pharmazeuten in die Primärversorgung. Laut Overwiening muss die Versorgung der Patienten vor Ort durch fähige Fachkräfte gesichert werden. Eine Entkernung der Apotheke, die den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums zufolge auch ohne Apotheker funktionieren soll, hält sie daher für nicht zielführend.