
Unternehmen aus allen Branchen sowie Kliniken und Krankenhäuser nutzen vermehrt Online-Jobbörsen als Recruiting-Kanäle. Das zeigt der aktuelle Job-Navigator vom Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP). Haben die klassischen Stelleninserate der Tageszeitungen somit ausgedient? Die Zahlen lassen das vermuten: Nur noch knapp zwei Prozent der Stellenanzeigen am Gesamtmarkt schaltet man über traditionelle Printmedien. In welchen Branchen ist die Stellenbesetzung über Online-Plattformen besonders beliebt? Und welche weiteren Möglichkeiten nutzen Arbeitgeber ansonsten gerne für Jobinserate? Das behandelt dieser Artikel.
Online-Jobbörsen sorgen für große Reichweite von Stellenanzeigen
Der monatlich veröffentliche Job-Navigator ist das Ergebnis einer Auswertung von 1.566.504 Stellenanzeigen, die von mehr als 186.005 Unternehmen stammen. Analysiert wurden im August 2021 insgesamt 189 Online-Jobbörsen, 196 Printmedien, über 30.000 Firmenwebsites, sowie die Online-Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
- im Branchendurchschnitt wurde mehr als jedes zweite Stellenangebot auf Online-Jobbörsen veröffentlicht
- auf Business-Netzwerke wie Xing und LinkedIn entfielen nur etwa drei Prozent aller Stellenanzeigen
- eigene Firmenwebsites bleiben für Stelleninserate noch häufig ungenutzt, ihr Anteil am Gesamtstellenmarkt liegt bei rund 14 Prozent
- Unternehmen nutzen den traditionellen Weg über Printmedien vor allem bei der Besetzung von Vakanzen für Führungskräfte, Vorstände und Verwaltungsfachkräfte

Quelle: BAP Job-Navigator, August 2021
Online-Jobbörsen: Beliebte Recruiting-Kanäle für medizinisches Personal
Online-Portale auch im Gesundheitswesen die Nase vorn. Und das, obwohl überregionale Fachzeitschriften, renommierte Tageszeitungen und andere Printmedien im Untersuchungszeitraum etwa 5.000 Stellenanzeigen für medizinisches Personal enthielten.
In der aktuellen Untersuchung betrug der Anteil der in Printmedien geschalteten Inserate für medizinisches Personal lediglich 2,9 Prozent. Auch ein Vergleich zum Vorjahr ist aufschlussreich. Ein Blick auf den Stellenmarkt im September 2020 zeigt: Insgesamt wurden 137.107 Stellenanzeigen für die Branche Gesundheit, Medizin und Soziales ausgeschrieben.
Doch warum sind Online-Plattformen für die Stellenbesetzung in Kliniken, Krankenhäusern und anderen Arbeitgebern im Gesundheitswesen so beliebt? Das hat einen einfachen Grund: Wer über Online-Plattformen inseriert, erhöht automatisch die Reichweite des platzierten Inserats. Gerade bei der Suche nach hochqualifizierten Fachkräften mit komplexen Spezialisierungen können Unternehmen auf diese Weise schlicht eine größere Anzahl passender Kandidaten erreichen.
Sucht man dagegen gezielt nach potenziellen Mitarbeitern derselben Region oder will man Fachkräfte erreichen, die weniger internetaffin sind, bieten Stellenanzeigen in Lokalzeitungen oder Fachzeitschriften eine Zusatzmöglichkeit, geeignete Kandidaten auf die Vakanz aufmerksam zu machen.
Stellenanzeigen für Gesundheitspersonal: Wen will man erreichen?
Dazu erst einmal ein paar Zahlen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) kam in der 2019 durchgeführten Gesundheitspersonalrechnung auf eine Gesamtzahl von 5,7 Millionen Beschäftigen im Gesundheitswesen. Die Ärztedichte pro 1.000 Einwohner wurde mit 4,4 gemessen. Im Jahr 2020 waren laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer rund 372.000 Ärzte in Deutschland tätig, womit sich im Vergleich zu 2019 eine geringfügig höhere Ärztedichte von 4,5 pro 1.000 Einwohner ergibt.
Neben Ärzten gehören Berufsgruppen wie Apotheker, Zahnärzte, Beschäftigte in der (teil-)stationären und ambulanten Pflege, Physiotherapeuten, Mitarbeiter in medizinischen Laboren, sowie Mitarbeiter an Kliniken, Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen zu den Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen.
Bei der Überlegung, welche Recruiting-Kanäle für das Schalten von Jobinseraten infrage kommen, sollte eine Analyse der Zielgruppe im Vordergrund stehen. Junge, qualifizierte Fachkräfte der Gesundheitsbranche informieren sich womöglich eher in Online-Jobbörsen über passende Stellenangebote und Arbeitgeber als über klassische Print-Inserate.
Tendenz steigend: Online-Jobinserate in anderen Branchen
In anderen Branchen ist die Orientierung zu Online-Stellenanzeigen noch deutlicher zu spüren. Vor allem im Bereich Marketing, Management und Consulting nutzen Arbeitgeber vermehrt Online-Jobbörsen, um ihre Jobinserate zu veröffentlichen. In diesen Branchen beträgt der Anteil von Onlinejobbörsen fast zwei Drittel des spezifischen Gesamtstellenmarktes.
Für die Bereiche Handwerk, Logistik und Technik weicht das Bild jedoch ab. Statt Online-Inseraten auf spezialisierten oder klassischen Jobbörsen nutzen Firmen dieser Branche vor allem das kostenlose Angebot der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA). Besonders deutlich zeigt sich das für die Baubranche und die Suche nach Fachkräften im Handwerk. Fast 40 Prozent aller in diesen Berufsgruppen offenen Stellen vermittelt man über die Jobbörse.
Business-Netzwerke als Recruiting-Tool?
Für Unternehmen aus der Consulting-, IT- und Marketingbranche sind Business-Netzwerke wie Xing und LinkedIn aus dem Personal-Recruiting kaum noch wegzudenken. Der Anteil der über solche Netzwerke geschalteten Job-Inserate an den Gesamtstellenanzeigen im Bereich Consulting und Beratung lag im beobachteten Zeitraum bei 10 Prozent. Auch Stellen für die Branchen Marketing und IT waren mit einem Anteil von 8,1 Prozent zahlreich vertreten.
Die Analyse des Job-Navigator zeigt: Mit insgesamt rund 47.000 über Business-Netzwerke geschalteten Jobinseraten lässt sich ein Anstieg von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr feststellen.
Angesichts des noch immer geringen Anteils dieser Recruiting-Kanäle am Gesamtstellenmarkt (dieser beträgt nur rund drei Prozent) kann dennoch bilanziert werden, dass die Vor- und Nachteile des Recruiting über Netzwerke wie Xing und LinkedIn stark von der jeweiligen Branche und Zielgruppe abhängen.
Regionale Unterschiede bei der Wahl geeigneter Recruiting-Kanäle
Im aktuellen Job-Navigator wurden neben Branchenunterschieden bei der Nutzung von Online-Plattformen für die Stellenbesetzung auch regionale Abweichungen untersucht. So zeigte sich, dass in Nordrhein-Westfalen (57,1 Prozent) sowie in Großstädten wie Berlin (62,8 Prozent) und Hamburg (66,2 Prozent) ein großer Anteil der untersuchten Arbeitgeber auf Online-Jobportale setzte.
Im Osten Deutschlands veröffentlichten im Branchendurchschnitt weniger als die Hälfte der Firmen ihre Stellenanzeigen über Online-Jobbörsen. Dagegen scheint sich die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit in Bundesländern wie Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern größerer Beliebtheit zu erfreuen als im Westen Deutschlands. Mehr als 30 Prozent der Stelleninserate aus diesen Bundesländern schaltete man über die Jobbörse der Bundesagentur.
Fazit: Online-Jobbörsen sind das wichtigste Recruiting-Tool
Während Vakanzen für Spezialisten, Geschäftsführer und Fachkräfte aus den Bereichen der Aus- und Weiterbildung, sowie der Wissenschaft noch immer gerne über klassische Stellenanzeigen in Printmedien besetzt werden, haben die meisten Branchen weitgehend auf Online-Jobbörsen umgestellt.
Gerade für Kliniken, Krankenhäuser und andere Arbeitgeber aus dem Gesundheitswesen wird es angesichts des Fachkräftemangels immer wichtiger, sich gegenüber konkurrierenden Unternehmen als moderner, innovativer Betrieb zu positionieren und zielgruppenorientierte Recruiting-Kanäle für die Stellenbesetzung zu wählen. Das lohnt sich gleich doppelt: Mithilfe von Online-Jobbörsen können Unternehmen somit die eigene Arbeitgeberattraktivität erhöhen und gleichzeitig für die Anwerbung passender Kandidaten sorgen.