Wie gestaltet sich der Klinikalltag in der Neurologie? Was müssen Nachwuchsmediziner für Qualifikationen mitbringen, die sich für diesen Fachbereich interessieren? praktischArzt hat nachgefragt. Im Gespräch beantwortet Prof. Dr. med. Ludwig Niehaus, Chefarzt für Neurologie, Geriatrie und fachgebundene Magnetresonanztomographie am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, alle wichtigen Fragen.
Warum haben Sie sich für diesen Fachbereich entschieden? Was fasziniert Sie daran?
Als ich vor rund 30 Jahren in der Klinik begonnen habe, hat mich die Neurologie besonders interessiert, weil man mit ganz einfachen Mitteln die Diagnosen stellen konnte. Mittels klinischer Untersuchung, einer guten Anamnese sowie dem Handwerkszeug, wie dem kleinen Reflexhammer und der Stimmgabel, konnte man fast immer herausbekommen, was der Patientin oder dem Patienten fehlt. Früher hatten wir allerdings den Nimbus, zwar gute Diagnostiker zu sein, aber nur wenige Leiden behandeln zu können. Das hat sich in den vergangenen 20 Jahren vollständig geändert. Wir sind mittlerweile zu einem therapeutischen Fach geworden. Es existiert kaum ein anderes Gebiet innerhalb der Medizin, in welchem man so große Fortschritte gewinnen konnte.
Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag in Ihrem Fachbereich und welches Leistungsspektrum bieten Sie an?
Der Arbeitsalltag ist im wesentlichen von klarer Struktur geprägt. Morgens beginnen wir mit einer klinischen Frühbesprechung, gefolgt von einer täglichen radiologischen Falldemonstration sowie einer Lehrvisite, die wir ebenfalls jeden Tag durchführen. Außerdem findet einmal in der Woche eine Weiterbildung der Mitarbeiter durch Mitarbeiter im Hause statt.
Unser Leistungsspektrum ist besonders breit aufgestellt. Wir sind hier in der Neurologie für über 400.000 Menschen im Kreis zuständig und behandeln das ganze Spektrum neurologischer Erkrankungen.
Welche Eigenschaften muss ein Nachwuchsmediziner mitbringen, um in diesem Fachbereich zu arbeiten?
Für die Neurologie müssen Interessierte im wesentlichen drei Eigenschaften mitbringen. Einmal muss Interesse am Menschen vorhanden sein. Also die Bereitschaft, mittels umfangreicher Anamnese mit dem Patienten in Kontakt zu treten. Zweitens muss der Mediziner teamfähig sein, da die Neurologie Teamarbeit ist. Und drittens sollte man große Neugier haben, die auch nicht nachlässt. Denn es gibt in unserem Fachbereich immer wieder neues zu entdecken.
Warum sollte sich ein Nachwuchsmediziner für Ihre Klinik entscheiden? Was zeichnet Sie im Vergleich zu anderen aus?
Bei uns in Winnenden kann ein Nachwuchsmediziner das ganze Spektrum der Neurologie kennenlernen. Und das ganze in Form einer strukturierten Weiterbildung. Wir arbeiten also mit festen Rotationsplänen und in flachen Hierarchien. Darüber hinaus arbeiten wir mit modernsten Techniken, wie der Elektrophysiologie oder der Ultraschalldiagnostik. Vor kurzem sind wir in punkto Mitarbeiterzufriedenheit ausgezeichnet worden als eine der Top-Abteilungen im Bereich der Neurologie.
Welche Arbeitszeitmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Sie an?
Unsere Arbeitszeitmodelle sind maximal flexibel gestaltet: Zwischen 50 Prozent und Vollzeitstelle ist alles möglich. Zudem lassen sich die Arbeitszeiten variabel gestalten. Das Thema Weiterbildung liegt uns sehr am Herzen. Daher unterstützen wir jeden Mitarbeiter mit einem individuellem Fortbildungsbudget.
Welche Ziele haben Sie für Ihren Fachbereich in den kommenden Monaten und Jahren? Werden Sie neue Verfahren einführen oder andere Erkrankungen behandeln?
Wir wollen unser Wissen und unsere Behandlungsmöglichkeiten stets weiterentwickeln. Wir sind heute ein regionale, zertifiziertes Schlaganfallzentrum und streben nach der nächst-höheren Zertifizierung, der überregionalen Stroke-Unit. Auch in den Bereichen der Langzeitdiagnostik und Behandlung von Epilepsie entwickeln wir uns fortlaufend weiter. Wir entwickeln neue Verfahren für Bewegungsstörungen und planen, unser Verfahren der Parkinson-Komplexbehandlung weiter auszubauen.
Neugierig geworden?
Finde hier Deinen Traumjob in der Neurologie!