Das Thema Social Media fällt vielen Krankenhäusern schwer. Es gibt bisher nur wenige, die soziale Netzwerke professionell für ihre Online-Kommunikation nutzen und aktiv Personalmarketing auf Social-Media-Plattformen betreiben. Häufig warten Krankenhäuser und Praxen darauf, dass die passenden Kandidaten auf sie aufmerksam werden. Sie veröffentlichen zwar Stellenanzeigen, doch damit erreichen sie nur aktiv Jobsuchende. Warum es sich lohnt, Social-Media-Recruiting zu betreiben, um gezielter die geeignete Zielgruppe anzusprechen und mehr Bewerbungen zu erhalten, lesen Sie in diesem Beitrag.
Was ist Social-Media-Recruiting?
Social-Media-Recruiting umfasst alle Maßnahmen der Personalbeschaffung über soziale Netzwerke – Facebook, Instagram, LinkedIn, Xing oder YouTube. Es gibt unterschiedliche Tools, die Recruiter auf Social Media verwenden:
- Stellenanzeigen über Online-Stellenbörsen: Karriereseiten können mit Online-Stellenbörsen und sozialen Netzwerken verlinkt werden. Kandidaten können dann direkt auf die Unternehmensseite gelangen oder bekommen neue Stellenanzeigen per Mail zugeschickt, indem sie sich auf Plattformen registrieren.
- Direktansprache: Recruiter recherchieren bestimmte Kandidaten in den sozialen Netzwerken und schreiben sie direkt an.
- Content Marketing über alle Social-Media-Profile: Regelmäßige Inhalte und Posts, um Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen und seine Community immer auf dem Laufenden zu halten.
- Social Recruiting Ads: Werbeanzeigen schalten.
Vorteile von Social-Media-Recruiting
Durch das Internet und Social Media haben sich die Machtverhältnisse verschoben. Mittlerweile ist jeder online und erkundigt sich, was über Arbeitgeber gesprochen wird – die Kandidaten sitzen nun meist am längeren Hebel. Das bedeutet, dass man sich als Unternehmen auch ganz anders den potenziellen Bewerbern öffnen und im Netz auftreten muss.
Viele Talente sind möglicherweise bereits in Festanstellungen, die man über Social-Media-Recruiting animieren will, sich dennoch zu bewerben. Wenn man nur darauf wartet, dass sich diese Kandidaten aktiv bei einem melden, also von sich aus nach dem Krankenhaus suchen, findet man mittlerweile nur sehr wenige Bewerber. Social Media kann Krankenhäusern, Praxen und Gesundheitseinrichtungen eine neue Form der Online-Kommunikation bieten, sich mit Patienten und Interessenten auszutauschen. Das spricht auch besonders junge Leute an, die eine stärkere Affinität zu Social Media haben, als ältere und erfahrene Menschen, die damit häufig noch etwas zurückhaltender sind. Für Auszubildende und Berufsanfänger muss zunehmend eine schnelle und unkomplizierte Kommunikation vorhanden sein, damit sie sich überhaupt für Unternehmen interessieren. Ein großer Vorteil der Social Recruiting Ads ist, dass man Leute wirklich jederzeit erreicht, sobald sie dort in den Netzwerken unterwegs sind. So präsentieren sich Krankenhäuser und alle medizinischen Einrichtungen als attraktiver Arbeitgeber mit zeitgemäßem Verständnis und Offenheit.
Außerdem trägt Social Media zur Patientengewinnung bei, indem Krankenhäuser mehr Aufmerksamkeit sowie positive Kommentare bekommen und sich gleichzeitig von der Konkurrenz abheben können.
Die Vorteile von Social-Media-Recruiting kann man also wie folgt zusammenfassen:
- Man erreicht Interessenten, die sich nicht auf Jobportalen aktiv nach Stellen umsehen
- Active Sourcing durch Analyse der Nutzerdaten möglich
- Schnelle und direkte Kommunikation
- Intensive Verbindung des Recruiters und des potenziellen Bewerbers
Woran liegt es, dass die Gesundheitsbranche im Bereich Social Media hinterherhinkt?
Obwohl viel Faszination bei dem Thema vorhanden ist, spielt auch Angst eine große Rolle. Viele fürchten möglicherweise böse Kommentare unzufriedener Patienten, die man mittlerweile ganz leicht bei Facebook, Twitter und Co. hinterlassen und somit eine Rufschädigung im Netz herbeiführen kann.
Auch der lockere Umgangston in sozialen Netzwerken schreckt viele Krankenhäuser ab, sie sind solche Kommunikation auf Augenhöhe nicht gewohnt. Oftmals ist man noch der Ansicht, dass dieser für medizinische Inhalte nicht angemessen ist. Zu lange Beiträge würden den Post-Rahmen sprengen – doch, wenn Themen dementsprechend aufbereitet, leicht verständlich formuliert und von der Krankenhausleitung freigegeben werden, könnte auch Social Media gezielter genutzt werden. Schließlich finden Patienten zu allen Krankheitsbildern mittlerweile Inhalte im Netz, informieren sich selbst und sind nicht unwissend. Ein Problem stellt auch der Personalmangel dar. Man braucht Mitarbeiter, welche die Kanäle betreuen und über Marketing-Wissen verfügen.
Und dann stellt sich auch noch die Frage, welche rechtlichen Vorschriften man einhalten muss, wenn man Social-Media-Recruiting betreibt. Themen wie Datenschutzgesetz, Arbeitnehmerdatenschutz, in welchen Netzwerken darf man eigentlich nach welchen Daten und Kandidaten suchen, die Daten erheben, Kandidaten aktiv anschreiben, wie darf man sie ansprechen. Aber, wer beispielsweise erstmal bei Xing und LinkedIn startet, wo es ganz genaue Mitgliedschaften gibt und man aktiv auf suchende Kandidaten zugehen kann, wird nichts falsch machen.
Welche Schritte sind zu tun?
Wie man am besten vorgehen sollte, um erfolgreich Social-Media-Recruiting zu betreiben, zeigen die folgenden Schritte:
Zielgruppe definieren und die geeignete Plattform auswählen
Vorab sollte man ein Verständnis dafür entwickeln, wer genau die Zielgruppe ist, wer gerne in dem Krankenhaus arbeiten würde, auf die Stelle und ins Team passt. Wenn man das weiß, kann man gezielte Anzeigen auf Social-Media-Plattformen nutzen, um die potentielle Zielgruppe anzusprechen. So erreicht man sie aktiv in ihrem natürlichen Umfeld und macht sie dort auf die Stelle aufmerksam, indem man ihnen genau die Informationen gibt, die für sie interessant sind.
Man überlegt sich also, welche Plattform und welches Netzwerk für die Kandidatensuche am meisten Sinn macht. Dann wählt man alle Keywords aus, die mit dem Jobtitel in enger Verbindung stehen und baut daraus eine Zielgruppe, denen der Job dann durch eine Werbeanzeige angezeigt wird.
Interne Projektgruppe einrichten und Personal schulen
Wer ist dafür zuständig, wer macht was? Verantwortlichkeiten sollten klar definiert sein. Es ist ratsam, sein eigenes Personal dafür fit zu machen, sie im Umgang mit den sozialen Netzwerken zu befähigen und sich zu überlegen, was es dafür braucht – welche Handwerkstools müssen gelernt werden etc. Danach erstellt man einen Strategieplan.
Format der Werbeanzeige wählen
Auch die Wahl der Formate ist entscheidend. Hier gibt es:
- Bilder
- Videos
oder
- personalisierte Nachrichten, die man über die Direktnachrichtenfunktion an alle Menschen der Zielgruppe schicken kann. Diese lassen sich auch wieder über die Ansprache individualisieren.
Reichweite ausbauen und regelmäßig Inhalte posten
Die Social-Media-Profile sollten gut gepflegt werden, es kann ein Redaktionsplan erstellt werden, Marketingmaßnahmen und Social-Media-Kampagnen sollten miteinander verbunden werden. Das verstärkt die Wirkung. Um sichtbar zu bleiben, müssen laufend neue Inhalte gepostet werden – immer der Zielgruppe und Plattform entsprechend. Wer seine Reichweite schnell ausbauen will, kann bezahlte Online-Anzeigen-Kampagnen für sich nutzen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
Wissen, wie die Plattformen ticken
Folgende Tipps zeigen, was es bei den unterschiedlichen Netzwerken zu beachten gibt, um das bestmögliche Recruiting herauszuholen und das Interesse der Kandidaten zu wecken:
Welches Netzwerk? | Was posten? | Was dabei beachten? |
Bilder, Videos und kurze Texte | Bezahlte Anzeigen schalten; auf Fragen zeitnah antworten; sich für Reaktionen auf Posts bedanken | |
Mehrmals täglich Bilder, Videos oder Stories | Auf ein gutes Design und Format achten (Wiedererkennungswert) | |
Youtube | Videos mit authentischen Einblicken ins Unternehmen | Titel und Infoboxen für die Google-Suche optimieren |
LinkedIn & Xing | Texte; Unternehmensprofil gut pflegen | Erweiterte Suchfilter nutzen, um passende Kandidaten zu finden und anzusprechen |
Erklärung:
- Facebook: Kurze und knackige Inhalte mindestens einmal täglich posten, eher Bilder und Videos anstatt reiner, langer Texte, die aufgrund des Algorithmus nur wenig Reichweite erhalten. Bezahlte Anzeigen schalten, eventuell auch durch Agenturen, die darauf spezialisiert sind. Und man sollte hier direkt auf Fragen innerhalb kurzer Zeit antworten und sich für Reaktionen auf Posts bedanken.
- Xing und LinkedIn: Unternehmensprofil gut pflegen. Erweiterte Suchfilter nutzen, um passende Kandidaten zu finden. Am besten nur Profile anschreiben, die auch wirklich zur Stelle passen – die Ansprache sollte persönlich sein, keine vorformulierten Standardtexte. Regelmäßig Inhalte in den Tageszeiten veröffentlichen, in denen die Zielgruppe am stärksten online unterwegs ist (erfahrungsgemäß ist das dienstags bis donnerstags, morgens von 7 bis 10 Uhr, nachmittags von 16 bis 18 Uhr).
- Youtube: Videos sind sehr populär, besonders persönliche und authentische Einblicke in Unternehmen. Dabei sollte man auf eine gute Qualität setzen. Für Sichtweisen und glaubwürdige Interviews der Mitarbeiter und einen Klinikrundgang interessieren sich die potenziellen Bewerber. Titel und Infoboxen der Videos sollten für die Google-Suche optimiert sein.
- Instagram: Hier können Bilder und Videos mehrmals täglich gepostet werden, auch Stories sind sehr beliebt. Dabei auf ein gutes Design und Format achten, die wiedererkannt werden und aus der Masse hervorstechen. Beispielsweise kann man die Zielgruppe in den Stories mit in den Klinikalltag nehmen, kurze Einblicke der Stationen geben, Kommentare der Pfleger und Krankenschwester einholen etc.
Effizientes Social Media Recruiting: Vorqualifizierungsprozess einrichten
Es gibt die Möglichkeit, einen Vorqualifizierungsprozess durchzuführen, den man hinter die Werbeanzeige setzt. Dafür kann man eine eigene Seite bauen, die keinerlei Ablenkung bietet, wo Bewerber vorab Fragen beantworten, indem sie sich leicht durch diese durchklicken. Diese Fragen umfassen alle Anforderungen, die man sich im Vorfeld für diese Stelle überlegt hat – beispielsweise erkundigt man sich nach Berufserfahrungen, Qualifikationen, Sprachkenntnisse etc. So steigert sich die Qualität der Bewerber und man kann gleichzeitig filtern.
Fazit
Man kommt heutzutage nicht mehr an Social-Media-Recruiting herum. Es stellt sich schon gar nicht mehr die Frage, ob man es machen will, sondern lediglich, in welcher Intensität man es betreibt.
Arbeitgeber müssen personelle Ressourcen neu aufbauen, ihre Mitarbeiter schulen und befähigen, in den speziellen Netzwerken zu interagieren. Es geht darum, von einer eher passiven Kandidatensuche zu einer aktiven Personalsuche zu gelangen. Eine Chance an Kandidaten zu kommen, die möglicherweise gar nicht auf Stellensuche sind. Wenn man diese aber gut anspricht und deren Interesse weckt, überlegen sie es sich vielleicht doch, sich zu bewerben.