Als Ehepartner/in in der Arztpraxis zu arbeiten, stellt Ärzte/-innen und ...

Selbstmedikation ist für viele Menschen kein großes Thema. Wenn sich Beschwerden wie Kopfschmerzen, eine Magenverstimmung, eine Erkältung oder Ähnliches bemerkbar machen, greifen sie zunächst ganz selbstverständlich in die eigene Hausapotheke. Anlass für einen Arztbesuch sind derartige Probleme oft nur dann, wenn die Symptome besonders stark ausgeprägt sind oder wenn dadurch die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt wird. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, doch sich selbst mit Medikamenten zu behandeln, kann auch erhebliche Risiken für die Gesundheit bergen. Im ungünstigsten Fall kommt es nicht nur zum Ausbleiben der erhofften Heilwirkung, sondern zu einer Verschlechterung des Zustandes oder gar weiteren Erkrankungen.
Selbstmedikation liegt im Trend
Der Griff in den häuslichen Medizinschrank und der Kauf von Arzneimitteln ohne entsprechende ärztliche Verordnung oder Empfehlung sind keine seltenen Ausnahmen, sondern vielerorts eher die Regel. So kam beispielsweise eine von Forsa durchgeführte Studie zum dem Ergebnis, dass in Baden-Württemberg ein Viertel der Befragten bei entsprechenden Beschwerden wenigstens einmal rezeptfreie Medikamente einnahm. In den anderen Bundesländern dürfte es nicht grundlegend anders aussehen. Darüber hinaus wird geschätzt, dass jede und jeder Deutsche im Laufe eines Jahres fast 50 Euro für die Selbstmedikation ausgeben. Die im Rahmen der Selbstmedikation verwendeten Arzneimittel werden dabei teils rezeptfrei in der Apotheke erworben und teils auf anderen Vertriebswegen – wie beispielsweise über das Internet – bezogen. Pharmazeutische und medizinische Experten sehen diese Entwicklung durchaus kritisch und bemängeln die häufig fehlender Beratung.
Kosten- und Zeitvorteilen der Selbstmedikation stehen gesundheitliche Risiken gegenüber
Es wird angenommen, dass inzwischen mehr als ein Drittel, der in Apotheken verkauften Arzneimittel rezeptfreie Präparate sind. Die Pharmaindustrie hat sich längst auf den Trend zur Selbstversorgung eingestellt und bietet eine Vielzahl von Produkten gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit und andere Beschwerden an. Auch rezeptfreie schmerzlindernde Mittel erleben aktuell einen Boom. Aus Sicht der Krankenkassen hat die Selbstmedikation durchaus positive Aspekte. Denn wer nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt geht und sich seine Medikamente selbst besorgt, entlastet deren Haushalt. Dass die Kosten für viele rezeptfreie Präparate heute ohnehin nicht mehr von den Kassen übernommen werden, stimuliert die Neigung zur pharmazeutischen Selbstversorgung zusätzlich. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist allerdings, dass sich viele Patientinnen und Patienten nicht über die mit der Selbstmedikation verbundenen Risiken im Klaren sind und dabei viel zu sorglos handeln.
Neben- und Wechselwirkungen bleiben bei der Selbstmedikation oft außen vor
Besonders gefährlich ist die Annahme, rezeptfreie Arzneimittel seien an sich harmlos. Das trifft jedoch keineswegs zu. Vielmehr gibt es wohl bei jedem Medikament neben den erwünschten Wirkungen auch unerwünschte Nebenwirkungen. Und viel zu viele Käufer rezeptfreier Arzneimittel machen sich nicht die Mühe, sich anhand des Beipackzettels über die möglichen Neben- und Wechselwirkungen zu informieren. Sie vertrauen stattdessen ihrem Arzt oder Apotheker, doch wenn eine Beratung durch diesen Personenkreis nicht erfolgt, fehlen ihnen schlicht grundlegende Informationen, die für einen angemessenen Umgang mit Arzneimittelrisiken notwendig wären.
Risiken durch überalterte Arzneimittel und falsche Wirkstoffe
Ein weiteres zentrales Problem bei der Selbstmedikation ist die Diagnose. Um die optimale Wirkung eines Arzneimittels zu erzielen, muss sicher sein, dass die Beschwerden tatsächlich durch die Krankheit ausgelöst werden, gegen die es entwickelt wurde. Die richtige Diagnose zu stellen, ist dem Laien jedoch nur selten möglich, und selbst ein Arzt benötigt dafür häufig weitere Informationen wie beispielsweise Laborbefunde oder Röntgenaufnahmen. So können Kopf- oder Bauchschmerzen ganz unterschiedliche Ursachen haben. Einige davon sind eher harmlos, andere hingegen sollten unbedingt durch einen Arzt abgeklärt werden. In jeden Fall ist das Wissen um die Ursache der Symptome jedoch Voraussetzung für eine adäquate Behandlung mit den entsprechenden Arzneimitteln. Neben der Verwendung falscher Wirkstoffe besteht bei der Selbstmedikation noch ein weiteres großes Risiko: überalterte und womöglich eigentlich rezeptpflichtige Arzneimittel. Auch in einer privaten Hausapotheke ist es unumgänglich, regelmäßig die Verfallsdaten der vorhandenen Präparate zu prüfen und Medikamente mit abgelaufener Haltbarkeitsdauer umgehend auszusortieren.
Erhebliche Risiken bei Restbeständen rezeptpflichtiger Präparate
Besondere Vorsicht ist bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln geboten, die vielleicht früher einmal vom Arzt verordnet wurden, von denen aber noch Reste übriggeblieben sind. Diese sollten ebenfalls entsorgt und keinesfalls im Rahmen der Selbstmedikation verwendet werden. Das gilt ganz besonders für Antibiotika, die von Apotheken aus gutem Grund nur auf ärztliche Verordnung hin abgegeben werden dürfen. Hier drohen nicht nur ein ausbleibender Heilerfolg und eventuelle Nebenwirkungen, sondern schlimmstenfalls sogar die Entwicklung von Resistenzen, die eigentlich gut beherrschbare Infektionskrankheiten zu tödlichen Gefahren werden lassen. Wer damit leichtfertig eigene Behandlungsversuche unternimmt, gefährdet deshalb nicht nur sich selbst, sondern auch seine Umgebung.