Wie die Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) zeigt, ist die Gesamtzahl der Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2021 leicht angestiegen. Dieser Zuwachs reiche allerdings nicht aus, um langfristig den Behandlungsbedarfs einer immer älter werdenden Gesellschaft zu decken. Zwar haben die medizinischen Fakultäten ihre Ausbildungskapazitäten erhöht, die BÄK bezweifelt allerdings, dass das deutsche Bildungssystem genügend Ärzte/-innen für die Gesundheitsfürsorge hervorbringt.
Ärztestatistik: Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland steigt um 1,7 Prozent
Den Daten zufolge waren im Jahr 2021 insgesamt 416.120 berufstätige Ärzte und Ärztinnen bei den Landesärztekammern gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2020 entspricht dies einem Zuwachs um rund 7.000 Personen oder umgerechnet 1,7 Prozent. Damit bleibt die Zunahme hinter dem Jahr 2019 zurück (2,5 Prozent).
Rund 163.800 der berufstätigen Ärzte/-innen arbeiten im ambulanten Bereich, davon praktizieren etwa 114.500 in einer eigenen Niederlassung, 49.300 sind angestellt. 214.900 Mediziner sind im stationären Bereich tätig, rund 16.300 von ihnen haben eine leitende Position inne, 198.500 gehören zur Ärzteschaft ohne leitende Funktion. Weitere 11.400 Ärzte/-innen arbeiten bei Behörden oder Körperschaften, 26.100 sind in anderen Bereichen tätig. 132.200 Mediziner sind derzeit ohne ärztliche Tätigkeit, etwa 93.000 befinden sich im Ruhestand.
Regionale Unterschiede bei der Ärztedichte
Besonders hoch ist die Ärztedichte in Hamburg und Berlin, wo ein Arzt oder eine Ärztin auf 129 bzw. 149 Einwohner kommt. Generell ist die Ärztedichte im Osten Deutschlands geringer als im Westen. In Brandenburg ist so ein Mediziner pro 246 Einwohner tätig.
Deutliche regionale Unterschiede gibt es auch bei der Zahl der Ärzte/-innen, die im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) arbeiten. Insgesamt verzeichnet der ÖGD einen Zuwachs um fünf Prozent. Während die Zuwachsraten in Bundesländern wie Hamburg und Hessen jedoch zweistellig ausfallen, sind sie vor allem in den östlichen Bundesländern wie Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sogar rückläufig.
Ärztestatistik: Trend zur Teilzeitarbeit setzt sich fort
Wie die Ärztestatistik 2021 zeigt, setzt sich der gesellschaftliche Trend hin zu mehr Teilzeitarbeit und weniger Überstunden auch in der Ärzteschaft fort. Das bedeutet, das mehr Ärzte/-innen benötigt werden, um freie Stellen zu besetzen und die Zahl der verfügbaren Arztstunden konstant zu halten.
Gleichzeitig steigen die Behandlungszahlen, und zwar im stärkeren Maße als der Zuwachs bei den berufstätigen Ärzten und Ärztinnen. Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft zufolge nahm die Zahl der Behandlungsfälle in den Krankenhäusern von 1991 bis 2019 von 14,6 Millionen auf 19,4 Millionen zu. In den Praxen absolvieren Mediziner laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung etwa eine Milliarde Patientenkontakte pro Jahr.
Jeder fünfte Mediziner steht kurz vor dem Ruhestand
Während der Behandlungsbedarf der alternden Gesellschaft steigt, stehen auch immer mehr Ärztinnen und Ärzte kurz vor dem Ruhestand. Jede/r fünfte berufstätige Mediziner/in hat fast das Rentenalter erreicht. Mehr als 13 Prozent gehören zur Altersgruppe der 60- bis 65-jährigen. 8,5 Prozent sind bereits älter als 65 Jahre. Berufsverbände gehen davon aus, dass dies die ohnehin angespannte Personalsituation in den Krankenhäusern und Praxen noch verschärfen wird. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte schätzt etwa, dass zwischen 2020 und 2025 rund ein Viertel der aktuell praktizierenden Kinder- und Jugendärzte/-innen aus dem Berufsleben ausscheidet.
Weiterhin erschwerend kommt hinzu, dass im Vergleich zu den Vorjahren mehr Ärzte/-innen Elternzeit in Anspruch nehmen. Der Zuwachs von 2020 auf 2021 liegt bei 7,7 Prozent.
Zuwanderung verlangsamt sich weiter
Vor der Corona-Pandemie konnte ein Teil der medizinischen Versorgung durch die Zuwanderung ausländischer Ärzte und Ärztinnen sichergestellt werden. Durch die Corona-Krise und die damit in Verbindung stehenden Einreisebeschränkungen verlangsamte sich die Zuwanderung allerdings. Wie aus der Ärztestatistik hervorgeht, stieg die Zahl der Mediziner mit ausländischer Staatsbürgerschaft im Jahr 2021 nur um 1.100 oder 1,9 Prozent an. In den Vorjahren lag die Wachstumsrate noch bei sieben bis acht Prozent. Die Zahl der ins Ausland abwandernden Ärzte/-innen nahm dagegen nach einem Einbruch im Jahr 2020 wieder auf 1.900 zu.
Angesichts der aktuellen Entwicklung fordert die Bundesärztekammer die Politik auf, wirksame Maßnahmen gegen den Ärztemangel zu ergreifen. Neben mehr Studienplätzen in der Humanmedizin müssten auch attraktivere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um junge Ärzte/-innen in der kurativen Medizin zu halten.