
In einer gut laufenden Arztpraxis geht es längst nicht nur um die Zahl der Patienten, sondern auch darum, wie effizient das Team zusammenarbeitet. Wer in Sachen Personaleinsatz die wichtigsten Kennzahlen im Blick behält – etwa Mitarbeiterproduktivität, Personalkostenquote oder Fehlzeiten – kann die Wirtschaftlichkeit steigern, das Arbeitsklima verbessern und gleichzeitig die Patientenversorgung auf ein neues Niveau heben.
Inhaltsverzeichnis
- Personalkostenquote: Wieviel vom Umsatz ins Team fließt
- Mitarbeiterproduktivität: Leistung sichtbar machen
- Umsatzrendite: Wie viel bleibt am Ende übrig?
- Fehlzeitenquote: Frühzeitig gegensteuern
- Überstundenquote: Frühwarnsignal für Überlastung
- Fortbildungsquote: Investition in Zukunftsfähigkeit
- Fazit: Zahlen im Blick – Erfolg im Griff
Personalkostenquote: Wieviel vom Umsatz ins Team fließt
Die Personalkostenquote zeigt, wie groß der Anteil der Personalkosten am Gesamtumsatz der Praxis ist. Dazu zählen Gehälter, Sozialabgaben und Vorsorgeleistungen. Durchschnittlich liegt sie in deutschen Arztpraxen bei etwa 30 Prozent. Eine Quote unter 25 Prozent deutet auf eine sehr wirtschaftliche Praxis hin, während Werte über 40 Prozent den finanziellen Spielraum deutlich einschränken können.
Dabei spielt die Fachrichtung eine große Rolle:
- Allgemeinmedizin: Hausärzte haben oft eine hohe Personalkostenquote von rund 62 Prozent, da sie viele Patientenkontakte und umfassende Betreuung bieten.
- Kinder- und Jugendheilkunde: Pädiatrische Praxen erreichen ähnliche Werte (ca. 63 Prozent), ebenfalls wegen des intensiven Betreuungsaufwands.
- Psychiatrie: Psychiatrische Praxen kommen im Schnitt auf etwa 16 Prozent, da die Betreuung weniger Personal erfordert.
- Anästhesie: Hier liegt die Quote bei etwa 23 Prozent – durch den spezialisierten Charakter der Leistungen.
- Radiologie: Auch radiologische Praxen erreichen rund 23 Prozent, wobei teure Geräte und Technologien den größten Kostenblock darstellen.
Mitarbeiterproduktivität: Leistung sichtbar machen
Die Mitarbeiterproduktivität beschreibt den Umsatz, den jede Person im Team im Jahr erwirtschaftet. Im Durchschnitt liegt dieser Wert in deutschen Praxen bei knapp 50.000 Euro, in sehr effizient organisierten Praxen sogar bei bis zu 76.000 Euro pro Kopf.
Ein unterdurchschnittlicher Wert weist auf Optimierungspotenzial hin. Mögliche Hebel sind hier bessere Aufgabenteilung, optimierte Terminplanung oder ein effizienteres Patientenmanagement. Schon kleine Änderungen im Praxisalltag können große Effekte haben.
Umsatzrendite: Wie viel bleibt am Ende übrig?
Die Umsatzrendite zeigt, wie viel Prozent des Umsatzes tatsächlich als Gewinn in der Praxis verbleiben. Praxen mit hohem Privatanteil erreichen oft bessere Renditen als solche, die überwiegend gesetzlich versicherte Patienten betreuen. Fällt die Rendite dauerhaft niedrig aus, sind meist zu hohe Personal- oder Materialkosten oder ineffiziente Prozesse die Ursache. Hier können digitale Verwaltungs- und Abrechnungssysteme, gezielte Kostenkontrolle sowie eine regelmäßige Überprüfung der Arbeitsabläufe die Lösung sein.
Fehlzeitenquote: Frühzeitig gegensteuern
Die Fehlzeitenquote misst den Anteil der krankheits- oder urlaubsbedingten Fehltage am Gesamtarbeitszeitvolumen. Eine hohe Quote kann auf Überlastung, schlechte Arbeitsbedingungen oder mangelnde Gesundheitsvorsorge hinweisen. Vorbeugende Maßnahmen wie ergonomische Arbeitsplätze, betriebliche Gesundheitsförderung oder regelmäßige Teambesprechungen können helfen, das Risiko zu senken.
Überstundenquote: Frühwarnsignal für Überlastung
Wenn Mitarbeiter regelmäßig viele Überstunden leisten, stimmt etwas im Personaleinsatz nicht. Eine hohe Überstundenquote führt nicht nur zu Unzufriedenheit, sondern birgt auch das Risiko von Burnout und Fluktuation. Die Optimierung von Prozessen, klare Aufgabenverteilung und bei Bedarf die gezielte Aufstockung des Teams sind wichtige Gegenmaßnahmen.
Fortbildungsquote: Investition in Zukunftsfähigkeit
Die Fortbildungsquote zeigt, wie stark in die Qualifikation der Mitarbeiter investiert wird. Und das zahlt sich aus: Gut geschultes Personal verbessert nicht nur die Patientenversorgung, sondern auch die Effizienz der Praxis. 2022 nahmen 68 Prozent der nichtärztlichen Mitarbeiter in Arztpraxen und 87 Prozent der Mitarbeiter in MVZs an Fortbildungen teil. Durchschnittlich investierten die Einrichtungen zwischen 4.233 Euro (Praxen) und 9.300 Euro (MVZs) jährlich in Qualifizierungen. Fortbildungen sollten nicht nur medizinische Inhalte, sondern auch organisatorische Fähigkeiten wie Terminmanagement oder Kommunikation abdecken.
Fazit: Personaleinsatz-Kennzahlen im Blick – Erfolg im Griff
Kennzahlen wie Personalkostenquote, Mitarbeiterproduktivität und Fortbildungsquote bieten wertvolle Hinweise darauf, wo eine Praxis steht – und wo es noch besser laufen kann. Wer regelmäßig Personaleinsatz-Kennzahlen misst, gezielt optimiert und dabei auch das Team im Blick behält, sorgt nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch für ein motiviertes, starkes Praxisteam und eine erstklassige Patientenversorgung.