So wie man als Arbeitgeber möchte, dass Bewerber offen und ehrlich über Erfahrungen, ...
Da die meisten Krankenhäuser mittlerweile händeringend nach Fachkräften suchen, haben die meisten Ärzte/-innen keine Schwierigkeiten, eine passende Stelle zu finden. Dennoch ist eine gelungene Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch, insbesondere in den eher konservativen und kompetitiven Unikliniken, für alle Bewerber/-innen von Vorteil. So kann eine überzeugende Darstellung der eigenen Person und der Fähigkeiten als Arzt/Ärztin nicht nur zu einem neuen Job verhelfen, sondern auch ein gutes Argument in Gehalts- und Konditionsverhandlungen sein.
Worauf Ärzte/-innen in einem Vorstellungsgespräch achten sollten und welche Unterschiede dabei je nach Art der Einrichtung oder dem Geschlecht eine Rolle spielen, verrät der nachfolgende Beitrag.
Vorstellungsgespräch: Konversation auf Augenhöhe
In der Vergangenheit lag es in erster Linie auf der Seite der Ärzte/-innen selbst, sich im Vorstellungsgespräch in einem guten Licht zu präsentieren. Da der Fachkräftemangel im medizinischen Bereich inzwischen jedoch fast überall spürbar ist, hat sich dies in den letzten Jahren zunehmend verändert. So müssen nun vielmehr die Krankenhäuser die Kandidaten/-innen von der entsprechenden Stelle und den Möglichkeiten der Einrichtung überzeugen.
Das Vorstellungsgespräch gestaltet sich mittlerweile häufig als Konversation auf Augenhöhe, bei welcher auch die Bewerber/-innen erfragen können, was die Position ihnen zu bieten hat. Beide Seiten können nun abklären, ob eine Zusammenarbeit gut gelingen und sich auszahlen würde.
Tipps für die gelungene Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch
Grundsätzlich sollten sich Ärzte/-innen für eine gelungene Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch stets an den Anforderungen, Werten und Zielen des jeweiligen Krankenhauses orientieren. Jedoch sollten die Kandidaten/-innen dabei stets authentisch bleiben und sich keinesfalls verstellen. Ein wenig positives Ausschmücken gehört bei der Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch auch dazu, sollte allerdings nicht zu einer Verfremdung der Tatsachen ausufern.
Ärzte/-innen in kleineren Krankenhäusern
Besonders in kleineren oder ländlichen Einrichtungen können die Bewerber/-innen jedoch durchaus die eigenen Bedürfnisse erläutern und dementsprechende Angebote abwägen. Es geht hierbei also nicht mehr nur um eine gelungene Selbstdarstellung der Ärzte/-innen, sondern auch des Krankenhauses selbst.
Dabei ist es wichtig, dass die Kandidaten/-innen konkrete Wünsche und Ziele äußern und diese, falls möglich, auch vertraglich festhalten. Hierzu gehören beispielsweise Aufstiegschancen sowie Möglichkeiten der Kinder- und Familienplanung oder Mentoring-Programme, um das eigene Wissen zu fördern. Dies bietet den jeweiligen Einrichtungen von Anfang an offen zu kommunizieren, welche Optionen sie zu bieten haben, wodurch eine spätere Enttäuschung vermieden und ein langfristiges Arbeitsverhältnis gesichert werden kann.
Ärzte/-innen im Uniklinikum
In eher konservativen oder stark kompetitiven Einrichtungen wie Unikliniken sieht das Ganze jedoch noch immer ein wenig anders aus. Hier liegt es weiterhin an den Bewerber/-innen ihre Kompetenzen als Ärzte/-innen unter Beweis zu stellen. Eine gelungene Selbstdarstellung ist hier auch heute noch unabdinglich. Ein besonderes Augenmerk legen die Arbeitgeber/-innen dabei aktuell nicht nur auf die entsprechende fachliche Qualifizierung, sondern die Fähigkeit interdisziplinär zu arbeiten. Wer also bereits gute beziehungsweise lehrreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Pflege und Medizin sowie den verschiedenen Fachbereichen sammeln konnte, sollte diese in jedem Fall konkret nennen. Auch hierbei gilt – immer authentisch bleiben und nur berichten, was tatsächlich so passiert ist.
Des Weiteren bietet ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Ziele einer Klinik, einen guten Ansatzpunkt für eine gelungene Selbstdarstellung. Wer sich bereits im Vorhinein hiermit beschäftigt und entsprechend vorbereitet, kann dementsprechend auf die eigenen Stärken eingehen und Punkte sammeln.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Wie in vielen Bereichen der Arbeitswelt, gibt es auch bei der Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch einen deutlichen Unterschied, je nachdem ob der/die Kandidat/in männlich oder weiblich ist. So treten viele Ärzte sehr selbstsicher auf, wohingegen Ärztinnen oftmals nicht zu forsch wirken möchten. Das spiegelt sich auch in den Gehaltsverhandlungen wider, bei welchen Frauen häufig einen deutlich geringeren Wert für ihre Arbeit als Ärztin verlangen, als ihre männlichen Kollegen/-innen.
Nützliche Techniken
Für eine gelungene Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch ist das Erlernen nützlicher Techniken in jedem Fall von Vorteil. Hierzu gehören unter anderem eine sorgfältige Vorbereitung und ein selbstbewusstes Auftreten sowie Klarheit bei den Antworten. Eine positive Körpersprache, ein freundliches Lächeln und ein ruhiger, aber stetiger Augenkontakt vermitteln Professionalität und Umgänglichkeit. Insbesondere bei der Arbeit als Arzt/Ärztin ist dies, aufgrund des täglichen Patienten/-innen-Kontakts eine wichtige Fähigkeit.
Darüber hinaus sollten Lücken oder negative Aspekte im Lebenslauf, wenn notwendig, offen angesprochen und positiv umgewandelt werden. Wer beispielsweise nur kurz in einer Anstellung war oder bereits häufiger den Arbeitsplatz gewechselt hat, sollte in einem Bewerbungsgespräch nicht auf die negativen Ursachen hierfür eingehen. Vielmehr geht es darum derartige Erfahrungen positiv zu betrachten und den Mehrwert und die neuen Möglichkeiten in den Fokus des Gesprächs zu stellen.
No-Gos
Auf beiden Seiten des Vorstellungsgesprächs gibt es für eine gelungene Selbstdarstellung gewisse No-Gos. Das kann für die Kandidaten/-innen sowohl gewisse Verhaltensweisen wie starkes Fluchen, als auch bestimmte Themenbereiche betreffen. So sollte man beispielsweise nicht zu viel über private Vorlieben und die eigenen Hobbies sprechen, sondern größtenteils in einem professionellen Kontext bleiben. Allerdings gilt dies umgekehrt auch für die Arbeitgeber/-innen. Denn Fragen bezüglich der politischen Gesinnung, der sexuellen Orientierung oder der Einstellung zu Religion, gehören nicht in ein Vorstellungsgespräch und müssen von den Ärzten/-innen auch nicht beantwortet werden. Sehen sie keinen anderen Ausweg dürfen sie laut Antidiskriminierungsgesetz (AGG) bei derartigen Fragen sogar Lügen, wenn sie andernfalls mit einem Nachteil rechnen müssen. Auch die folgenden Themen stellen ein No-Go dar:
- Partnerschafts- und Familienverhältnisse
- Vermögensverhältnisse
- Kinderwunsch/ Familienplanung
- Bestehende Schwangerschaft