
Eine Lokalanästhesie ist eine örtliche Betäubung. Der Patient bleibt hier bei vollem Bewusstsein und es gibt verschiedene Varianten und Einsatzgebiete für eine Lokalanästhesie, welche Ihnen in diesem Artikel genauer beschrieben werden.
Was ist eine Lokalanästhesie?
Bei einer Lokalanästhesie wird mithilfe von Medikamenten ein begrenzter Körperbereich betäubt, indem die Schmerzweiterleitung der Nerven unterbrochen wird. Mit dieser Methode entsteht an dieser Körperstelle eine örtliche Betäubung. Anders als bei einer Narkose, ist der Patient hier bei vollem Bewusstsein, verspürt jedoch keine Schmerzen. Die Dauer und Stärke der Betäubung ist von dem ausgewählten Medikament und dessen Menge abhängig und löst, neben der fehlenden Schmerzwahrnehmung, auch eine reduzierte Wahrnehmung der Temperatur- und Tastempfinden und eine teilweise eingeschränkte Muskeltätigkeit aus.
Die Lokalanästhesie wird in mehrere Arten unterteilt. Unter anderem gibt es die Oberflächenanästhesie, die Infiltrationsanästhesie und die Regionalanästhesie. Diese drei Varianten werden im Verlaufe des Textes genauer vorgestellt.
Lokalanästhesie – Einsatzgebiete
Die Lokalanästhesie wird in vielen Bereichen eingesetzt und gerade dann, wenn eine Vollnarkose nicht nötig ist. Dies kann bei Schmerzen in einem bestimmten Bereich, beispielsweise bei einer Verletzung oder vor diversen Operationen der Fall sein.
Eine Lokalanästhesie kann man mittels einer Spritze verabreichen, jedoch werden bei kleinen Eingriffen und vor allem bei Kindern, die Angst vor Spritzen haben und nicht stillhalten können, auch betäubende Hautcremes oder ähnliches verwendet. Mögliche Einsatzgebiete und Gründe einer Lokalanästhesie sind:
- Kleine chirurgische Eingriffe, beispielsweise Nähen von Wunden
- Äußerliche Verletzungen
- Schmerzausschaltung, beispielsweise im Rachen, wenn eine Magensonde oder ein Beatmungsschlauch im wachen Zustand gelegt wird
- Zahnärztliche Behandlungen und Eingriffe
- Chronische Schmerzen, beispielsweise im Rücken oder in den Muskeln
- Blutabnahme bei Kindern durch ein schmerzstillendes Pflaster
In manchen Fällen wird eine Lokalanästhesie mit einer Vollnarkose kombiniert, damit der Patient nach der Operation weniger Schmerzen hat und auch weniger schmerzstillende Medikamente zu sich nehmen muss. Dafür werden Schmerzkatheter verwendet, die nach der Operation noch mit einem kleinen Schlauch an den schmerzleitenden Nerven verbunden sind und so, falls nötig, schnell ein Lokalanästhetika verabreicht werden kann.
Außerdem ist eine lokale Betäubung bei kleinen Eingriffen an der Haut und Schleimhaut hilfreich. Dies kann beispielsweise bei der Warzenentfernung, der Entfernung von kleinen oberflächlichen Hauttumoren oder beim Verschließen von kleinen Hautwunden, damit man den Einstich von dickeren Nadeln nicht bemerkt, hilfreich sein. Ein großer Vorteil der örtlichen Betäubung ist, dass der Patient bei Bewusstsein bleibt und während der Behandlung ansprechbar ist.
Lokalanästhesie – Ablauf
Eine Lokalanästhesie unterbricht mit speziellen Medikamenten die Signalweiterleitung der Schmerzen an weitere Nerven. Andere Signale wie Druck oder Temperatur werden dann ebenfalls nicht mehr zum Gehirn übermittelt. Der Patient hat also nun an der zu behandelnden Stelle keine bewusste Empfindung der genannten Reize mehr.
Das Medikament gelangt nicht in den Blutkreislauf und wirkt nur an der Stelle, an der das Medikament aufgetragen oder gespritzt wurde. Durch diese Methodik kommt auch die Bezeichnung örtliche Betäubung.
Da es verschiedene Arten der Lokalanästhesie gibt, ist der Ablauf unterschiedlich. In den folgenden Abschnitten werden diese Abläufe genauer geschildert.
Oberflächenanästhesie
Bei der Oberflächenanästhesie wird, wie es der Name schon sagt, das betäubende Medikament direkt auf die Oberfläche, sprich die Haut oder Schleimhaut, aufgetragen. Hier werden Salben, Sprays und Lösungen verwendet, welche schnell in die Haut einziehen und eine örtliche Betäubung mithilfe einer Blockierung der sensiblen Nerven in der Haut beziehungsweise Schleimhaut auslösen.
Durch die Oberflächenanästhesie kann bei vor allem kleinen Eingriffen eine schmerzfreie Behandlung durchgeführt werden. Sie wird unter anderem auf der Haut, auf Mund- und Rachenschleimhäute und am Anus eingesetzt.
Infiltrationsanästhesie
Bei der Infiltrationsanästhesie wird die Lokalanästhetika über eine Kanüle in die Haut oder das Gewebe gespritzt und verteilt sich dort durch Diffusion zwischen den Spalten des Gewebes und kommt auf diesem Wege in die Nähe der Nervenfasern. Das Medikament darf auf keinen Fall direkt in die Nerven gespritzt werden. Denn diese können dadurch geschädigt werden.
Die Infiltrationsanästhesie wird in drei Bereichen angewendet. Zu diesen gehören die Zahnheilkunde, chirurgische Eingriffe und die Versorgung von Wunden.
Regionalanästhesie
Durch die Regionalanästhesie, oder auch Leitungsanästhesie genannt, kann gezielt ein Nerv oder sogar mehrere Nerven komplett blockiert und betäubt werden. Abhängig von der Höhe des Nervs, ist es auch mögliche größere Körperbereiche zu betäuben. Dies wird zum Beispiel bei der Behandlung im Bein in manchen Fällen durchgeführt. So spritzt man in den Bereich der Leiste das Lokalanästhetika und das Schmerzempfinden im ganzen Bein wird blockiert. Diese Methode wird aber auch zum Beispiel im Kiefer oder an der Hand durchgeführt.
Zu dieser Art der Anästhesie gehören auch die Verfahren Periduralanästhesie und die Spinalanästhesie in der Nähe des Rückenmarks. Hier werden mehrere Spinalnerven blockiert und so mehrere Segmente des Körpers empfindungslos gemacht.
Lokalanästhesie – Was danach beachten?
Es ist völlig normal, dass nach einem solchen Eingriff die betäubten Gebiete auch nach der Behandlung noch einige Zeit betäubt sind. Vor allem bei zahnärztlichen Eingriffen ist dieses Taubheitsgefühl recht bekannt. Gab es Eingriffe im Mund, wird davon abgeraten, sofort Nahrung zu sich zu nehmen. Man sollte warten, bis die Betäubung komplett abgeklungen ist – falls nicht, beißt man sich schnell auf die Wangenschleimhaut oder auf die Zunge.
Lokalanästhesie – Risiken
Eine Lokalanästhesie hat deutlich weniger Risiken als beispielsweise eine Vollnarkose, denn die verwendeten Medikamente werden nur in gezielten Bereichen des Körpers eingesetzt und nicht im kompletten Körper. Jedoch ist es möglich, dass größere Mengen der Medikation in den Blutkreislauf gelangen und dann einen systemischen Effekt auslösen. Das kann passieren, wenn das Medikament aus Versehen in eine Ader oder in eine stark durchblutete Region gespritzt wurde. Es kann zu Krampfanfällen und/oder starken Herzrhythmusstörungen kommen, die eine künstliche Beatmung als Maßnahme benötigen.
Außerdem ist es möglich, eine allergische Reaktion auf ein Lokalanästhetikum zu erleben. Dies ist jedoch ein seltenes Risiko. Eine allergische Reaktion äußert sich durch Juckreiz und Hautrötungen und kann in schweren Fällen zu einer Atemnot und Kreislaufversagen führen. Zusätzlich kann sich die Einstichstelle, falls Keime nach dem das Medikament gespritzt wurde hineingelangt sind, entzünden.
Diese Nebenwirkungen und Risiken sind alle selten und eine örtliche Betäubung ist so gut wie ungefährlich. Die Stoffe werden schnell vom Körper wieder abgebaut und der blockierte Nerv funktioniert nach der Behandlung wie vorher.
Lokalanästhesie – Kosten
Bei einer Lokalanästhesie addieren sich die Medikamentenkosten mit der Arbeitszeit des Arztes und den Gesamtkosten des Eingriffs. Diese schwanken selbstverständlich, da es viele verschiedene Varianten gibt, eine Lokalanästhesie anzuwenden. Viele der Eingriffe werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, jedoch ist es immer hilfreich vor einer Behandlung dies mit der eigenen Krankenkasse abzuklären.
1. Tonner, P. & Hein, L.: Pharmakotherapie in der Anästhesie und Intensivmedizin, Springer Verlag, 2011
2. Larsen, R.: Anästhesie, Urban & Fischer Verlag, 10. Auflage, 2013
3. Örtliche Betäubung, www.operieren.de (Abrufdatum: 20.05.2020)
4. Anästhesie- & Narkosearten – Betäubungsmethoden im Überblick, www.medidate.de (Abrufdatum: 20.05.2020)