
Die Entfernung der Gebärmutter ist nach dem Kaiserschnitt der häufigste gynäkologisch durchgeführte Eingriff, von denen jährlich viele Frauen betroffen sind. Keine leichte Entscheidung, denn die Möglichkeit Kinder zu bekommen, ist nach einem solch radikalen Schritt nicht mehr gegeben. Dennoch ist es in einigen Fällen eine unumgängliche Maßnahme, um die eigene Gesundheit zu schützen. Welche unterschiedlichen Formen und Methoden es gibt, ob die Entfernung schmerzhaft ist und was es zu beachten gilt wird beschrieben in folgendem Artikel.
Was ist eine Gebärmutterentfernung?
Die Gebärmutter dient zum Austragen der Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes – sie ist somit entscheidend für das Entstehen neuen Lebens. Und nicht nur das – sie ist auch an der Funktion des Beckenbodens beteiligt. Sie besteht aus zwei Teilen – dem Gebärmutterkörper und dem Gebärmutterhals, der wie eine Säule im Beckenboden verankert ist und am unteren Ende in die Scheide hineinragt.
Sollten anhaltende Beschwerden in diesem Bereich auftreten, die durch Erkrankungen und Geschwulste entstanden sind, wird die Gebärmutter ganz oder teilweise entfernt, um diese zu lindern. Das wird in medizinischer Fachsprache Hysterektomie genannt. Die Behandlungsart richtet sich nach der Vorerkrankung, Größe und Beweglichkeit der Gebärmutter – die Möglichkeiten reichen von der Entfernung wesentlicher Teile der Gebärmutter, um den Beckenboden in seiner Funktion zu erhalten bis dahin, den ganzen Körper der Gebärmutter zu entfernen und nur den unteren Teil des Gebärmutterhalses bestehen zu lassen.
Gebärmutterentfernung – Formen
Es gibt drei unterschiedliche Formen, die Gebärmutter zu entfernen – sie gliedern sich einerseits in den Zugangsweg und andererseits in die Teile der Gebärmutter, die entfernt werden.
Supracervikale Hysterektomie
Bei dieser Form handelt es sich um eine Teilentfernung, bei dem der Körper der Gebärmutter entfernt wird, jedoch Gebärmutterhals, Eierstöcke und Eileiter bestehen bleiben.
Totale Hysterektomie
Hier wird die Gebärmutter und der Gebärmutterhals entfernt, lediglich die Eierstöcke und Eileiter bleiben erhalten.
Radikale Hysterektomie
Diese Form der Gebärmutterentfernung kommt besonders bei bösartigen Erkrankungen zum Einsatz. Die Gebärmutter, der Gebärmutterhals und das umliegende Gewebe werden entfernt – also die komplette Aufhängung der Gebärmutter.
Gebärmutterentfernung – wann notwendig?
Die Gebärmutter muss entfernt werden, wenn entweder gutartige oder bösartige Erkrankungen vorliegen, die das Leben der Patientin stark beeinträchtigen oder gefährden. Als Gutartige zählen Myome, Endometriose, aber auch unstillbare Blutungen im Rahmen der Geburt. Bösartige Erkrankungen sind Gebärmutterhalskrebs, Krebs der Gebärmutterschleimhaut oder Eierstockkrebs.
Myome
Myome sind gutartige Geschwulste der Gebärmuttermuskulatur, die hormonabhängig wachsen. Sie kommen sehr häufig vor und stellen die Hauptindikation zur Hysterektomie dar. Sie müssen nicht – können aber zu Beschwerden führen oder ein Faktor für ungewollte Kinderlosigkeit sein. Durch diese Muskelknoten und die Vergrößerung der Gebärmutter sind viele Frauen im täglichen Leben sehr eingeschränkt. Myome können viele verschiedene Symptome hervorrufen – starke Menstruationsblutungen, Schmerzen und Druck im Unterbauch. Schätzungen zufolge haben 20 bis 30 Prozent aller Frauen über 30 Jahre Myome oder bekommen sie. Bei vielen verursachen sie aber gar keine Beschwerden und bleiben oft unbehandelt.
Endometriose
Endometriose bedeutet, dass sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Die innere Schleimhaut der Gebärmutter wird ein Mal im Monat abgebaut. Das führt dazu, dass diese Zellen und das Lösungsblut nach außen transportiert wird – der Vorgang der Menstruation. Bei Endometriose-Patientinnen geht ein Teil dieses Blutes über die Eileiter in den Bauchraum verloren, dort kommen diese Zellen zum Liegen und setzen sich dann im Bereich der Gebärmutter fest. Im Laufe der Erkrankung können sich diese Zellen dann von dort aus auch im ganzen Unterleib ausbreiten. Es kann somit auch zu einer Entwicklung größerer, blutgefüllter Zysten kommen – dabei sind in den meisten Fällen die Eierstöcke betroffen. Neben einem Verkleben der Eileiter kann Endometriose auch zu Verklebungen zwischen Gebärmutter, Eileitern, Eierstöcken, Harnblase und Darm führen.
Sie zählt zu den gutartigen Erkrankungen. Sie trennt sich vom Gebiet der Krebserkrankung ab. Dennoch kann sie auch sehr ausgedehnte Formen annehmen. Anzeichen für eine Endometriose können intensive Krämpfe und Schmerzen bei der Menstruation oder chronische Bauch- und Rückenschmerzen sein. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und beim Stuhlgang gelten als Symptome. Sie muss aber nicht bei allen Betroffenen Beschwerden verursachen – daher bleibt die Endometriose auch oft unentdeckt.
Gebärmuttervorfall
Wenn der Halteapparat der Gebärmutter beschädigt ist und sie nicht mehr von den Bändern getragen werden kann, kann es passieren, dass sie sich nach unten oder außen dehnt. Dieser Vorgang geht mit einem starken Harndruck und ungewollten Harnverlust, Beckenschmerzen und Verdauungsproblemen einher. Risikofaktoren sind eine Bindegewebsschwäche, Übergewicht, anhaltend starker Husten oder hormonelle Veränderungen.
Blutungsstörungen
Sie treten auf, wenn der Hormonhaushalt nicht ausgeglichen ist und Entzündungen oder Infektionen der Gebärmutter vorliegen. Die Blutungen können sehr stark, unregelmäßig (Zwischenblutungen) oder verlängert sein. Um bösartige Erkrankungen auszuschließen, sollten sie unbedingt untersucht werden und eine Spiegelung der Gebärmutter durchgeführt werden.
Krebs
Bei einem Krebsbefund muss, je nach Stadium, die Gebärmutter entfernt werden, um seine weitere Ausbreitung zu verhindern. Es bieten sich dann keine anderweitigen Alternativen an, dieser Eingriff ist lebensrettend.
Gebärmutterentfernung – Vorbereitung
Vor einer Operation finden zunächst ein ausführliches Aufklärungs- und Anamnesegespräch sowie einige Standarduntersuchungen statt – des Urins, des Blutes. Die Lunge wird geröntgt, ein EKG und Ultraschall durchgeführt. Mindestens zwei Wochen vor der geplanten OP sollten kein Alkohol und keine Schlafmittel eingenommen werden. Den Abend vor dem Eingriff sollte gebadet oder geduscht und ab Mitternacht nichts mehr gegessen werden. Auch auf das Rauchen und die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten sollte verzichtet werden.
Gebärmutterentfernung – OP-Ablauf
Jede Patientin hat eine individuelle Krankheitsgeschichte – genauso individuell muss auch die Behandlung sein. Die Art des Zugangsweges und somit die Wahl nach der geeigneten Operationsmethode richtet sich nach der Art der Erkrankung. Bei manchen bösartigen Erkrankungen kommt demnach nur der Bauchschnitt infrage. Bei einfachen Gebärmutterentfernungen verwendet man hingegen den Zugang über die Scheide.
Vaginale Gebärmutterentfernung
Dieser Eingriff ist der Schonendste von allen, denn es wird kein Bauchschnitt oder Einstich im Bereich der Bauchdecke gemacht, sondern die Gebärmutter wird vaginal entfernt. Diese Methode kommt besonders bei gutartigen Erkrankungen zum Einsatz und eignet sich für Frauen, die schon entbunden haben. Für Betroffene, die noch keine eigenen Kinder oder starkes Übergewicht haben, kann dieses Verfahren meist schwierig werden, aber auch hier besteht die Möglichkeit, dass der behandelnde Arzt die Gebärmutter in mehreren Teilen entfernt. Bei dem Vorgang wird die Scheide unten geöffnet und die Aufhängung der Gebärmutter durchtrennt. Danach werden die Blutgefäße unterbunden und die Gebärmutter entfernt. Dadurch, dass die Eierstöcke erhalten bleiben, kommt es zu keiner Veränderung des Hormonhaushalts. Die Vorteile der vaginalen Hysterektomie sind kürzere Krankenhausaufenthalte und Genesungszeiten sowie keine sichtbaren Operationsnarben.
Laparoskopische Gebärmutterentfernung
Bei einer Laparoskopie wird der Bauchraum geöffnet und mit einem Endoskop untersucht und behandelt. Bei dieser minimal-invasiven Methode werden kleine Einschnitte in der Bauchdecke vorgenommen, eine dünne Stabkamera eingelegt und durch weitere Einschnitte die Gebärmutter so gelöst, dass sie mit entsprechenden Instrumenten durch die Scheide abtransportiert und entfernt wird. Dadurch kann ein zuvor nicht vaginaler Eingriff, doch noch über die Scheide durchgeführt werden.
Bei dieser Methode sind die Beschwerden sehr gering – am geringsten, wenn man den Gebärmutterhals erhält. Sie kommt zum Einsatz, wenn es sich beispielsweise um ein gutartiges Myom handelt. Wenn der Gebärmutterhals bestehen bleibt, kann es nach dem Eingriff weiterhin zu Monatsblutungen kommen, das Risiko für Gebärmutterhalskrebs ist ebenfalls weiterhin gegeben.
Totale laparoskopische Hysterektomie
Hierbei wird, neben dem Gebärmutterkörper, auch der Gebärmutterhals entfernt. Die Operation wird komplett per Bauchspiegelung durchgeführt und kann auch zum Einsatz kommen, wenn die Gebärmutter zu groß ist, um sie durch die Scheide abzutransportieren. Dann besteht die Möglichkeit, sie über ein kleines Loch in der Bauchdecke zu entfernen. Auch hier wird mit einem kleinen Schnitt im Bereich der Bauchdecke eine dünne Stabkamera eingelegt und durch weitere Einstiche und kleine Einschnitte im Unterbauch die Gebärmutter sowie -hals mit Instrumenten entfernt.
Der Grund für eine totale laparoskopische Gebärmutterentfernung sind in vielen Fällen schwerwiegende Menstruationsunregelmäßigkeiten und gutartige Geschwulste.
Abdominale Hysterektomie
Diese OP-Form wird bei bösartigen Erkrankungen, Verwachsungen und einer stark vergrößerten Gebärmutter angewandt. Die Entfernung erfolgt über einen Bauchschnitt – so kann der Bauchraum gut eingesehen und untersucht werden, um die Operation gegebenenfalls zu erweitern. Dies ist dann der Fall, wenn noch weitere Organe oder die Eierstöcke von der Erkrankung betroffen sind.
Wie lange dauert eine Gebärmutterentfernung?
Der Eingriff dauert, je nach Wahl der OP-Form, ein bis zwei Stunden und findet unter Vollnarkose statt. Die Dauer hängt auch davon ab, ob währenddessen noch weitere Eingriffe durchgeführt werden müssen, wenn ersichtlich ist, dass sich die Erkrankung ausgebreitet hat.
Ist eine Gebärmutterentfernung schmerzhaft?
Nach dem Eingriff können vorübergehende Schmerzen, manchmal auch Verstopfungen und Schwierigkeiten bei der Blasentleerung auftreten. Am belastendsten für die Patientinnen ist der Bauchschnitt. Dadurch, dass die Bauchdecke durchtrennt wird, kommt es hinterher zu intensiven Schmerzen im Bauch und größeren Schwierigkeiten beim Aufstehen. Sollten nach der Operation weitere Beschwerden wie Fieber auftreten, muss abgeklärt werden, ob eine Infektion oder anderweitige Komplikationen vorliegen. Da das Gewebe während des Eingriffs sehr gereizt wird, kann es in einigen Fällen zur Verletzung der Nervenfasern kommen, die dann ebenfalls zu postoperativen Schmerzen führen und einige Tage anhalten können. Diese lassen sich aber durch entsprechende Schmerzmedikamente gut lindern.
Gebärmutterentfernung – danach
In einigen Fällen wird die Einlage von Wundwasserschläuchen (Drainagen) und Blasenkatheter für die Urinableitung empfohlen, das ist aber nicht generell bei allen nötig. Die Entfernung dieser erfolgt dann einige Tage nach der Operation, die etwas unangenehm sein kann, aber mit keinen starken Schmerzen verbunden ist. Da die Bewegung für einige Tage oder Wochen eingeschränkt ist, wird außerdem eine Thromboseprophylaxe mit Thrombose-Kniestrümpfen und Heparinspritzen empfohlen – unterschiedlich lang, je nach Vorerkrankung.
Krankenhausaufenthalt – wie lange
Die Patientinnen bleiben nach der Operation für 4 bis 10 Tage im Krankenhaus. Das kommt auf den Verlauf und den gesundheitlichen Zustand an. Bei der vaginalen Hysterektomie verläuft die Heilungsphase deutlich schneller als bei einem Bauchschnitt und der Krankenhausaufenthalt verkürzt sich.
Wie lange muss ich mich schonen?
Nach dem Eingriff sollte sich die Patientin ca. 6 Wochen schonen, in denen schweres Heben, Tragen und Sport vermieden werden sollte. So kann die Heilung gut abgeschlossen werden und die Scheide abheilen. Während dieser Zeit sollte auch auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, da das obere Scheidenende nach der Gebärmutterentfernung mit einer Naht verschlossen wird.
Genauso wichtig wie die individuelle Operationsmethode ist die Nachsorge in der Klinik und beim Frauenarzt. Außerdem können auch Selbsthilfegruppen helfen.
Gebärmutterentfernung – Nebenwirkungen und Folgen
Der Eingriff bringt für jede Frau Veränderungen mit sich. Die Möglichkeit schwanger zu werden ist dann nicht mehr gegeben. So eine große Operation kann daher eine psychische Belastung darstellen und sollte nicht unterschätzt werden. In Fällen, bei denen keine bösartige Erkrankung vorliegt, sollten sich Patientinnen gut beraten lassen und gegebenenfalls noch eine Zweitmeinung einholen.
Das Risiko für Komplikationen während oder nach der Operation ist, wie bei allen Operationen, gegeben. Es ist aber nicht sehr hoch – es können Blutungen, Wundheilungsstörungen oder Infektionen, bei radikaleren Eingriffen auch Blasenentleerungsstörungen auftreten. Durch neue Operationsmethoden mit einem besseren Blickfeld, wie der laparoskopischen Methode, kann diese Rate aber deutlich verbessert werden. Neue Studien zeigen, dass die Rate der Blasenentleerungsstörung oder Harninkontinenz durch die Gebärmutterentfernung nicht erhöht ist.
Die Folgen für die Gesundheit einer Frau nach dem Eingriff hängen davon ab, ob die Indikation zur Entfernung richtig gestellt wurde. Werden beide Eierstöcke mit entfernt und damit die Hormonproduktion unterbrochen, dann kommt es zu einer Menopause, wenn die Frau nicht ohnehin schon in diesem Zyklus ist. Bei Frauen, die beim Eingriff noch vor den Wechseljahren sind, kann es verstärkt zu Hitzewallungen und weiteren typischen Wechseljahres-Symptome kommen. Diese lassen sich aber durch entsprechende Hormonpräparate mindern.
Die Hysterektomie hat in dem meisten Fällen keinen Einfluss auf den Geschlechtsverkehr und das sexuelle Empfinden, im Gegenteil: Wenn die Gebärmutter aufgrund schmerzender Myome entfernt wurde, kann sich der Eingriff sogar positiv auf den Geschlechtsverkehr auswirken, da die Schmerzen nun nachlassen.
Gebärmutterentfernung – Kosten
In den meisten Fällen werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Der behandelnde Arzt bzw. das Krankenhaus rechnet diese direkt über die Krankenversicherungsträger ab. Es kann jedoch zu Beteiligungen für den Krankenhausaufenthalt kommen. Patientinnen sollten sich über die jeweiligen Bestimmungen früh genug informieren.
Gebämutterentfernung – Alternativen
Je nach Erkrankung und gesundheitlichem Zustand können nichtoperative Alternativen möglich sein. Starke Regelblutungen versucht man zunächst medikamentös mit Hormonen zu behandeln, auch die Einlage einer Spirale mit dem enthaltenen Hormon Gestagen kann zum Einsatz kommen. Außerdem kann nur die Gebärmutterschleimhaut entfernt werden (Endometriumablation), um die Schmerzen zu lindern. Um bei einem Myombefall die Gebärmutter möglichst zu erhalten, wird entweder eine operative Myomentfernung (Myomektomie) oder Uterusarterienembolisation durchgeführt. Dabei werden die Myome durch die Reduzierung der Blutzufuhr zur Gebärmutter verkleinert.
Es wird empfohlen, eine Hormontherapie nur zeitlich begrenzt anzuwenden – in der Regel findet sie im Rahmen der Myomverkleinerung vor der Operation statt.
1. M. Stauber, T. Weyerstahl: Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme Verlag, 2. aktualisierte Auflage, 2005
2. J. Wacker, M. Sillem, G. Bastert, M.W. Beckmann: Therapiehandbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer Medizin Verlag, 2007