
Wenn die Gedanken im Zuge der Doktorarbeit Richtung Datenerhebung deren Dokumentation gehen, haben Promovierende oft schon eine klare Vorstellung davon, wie die eigene Doktorarbeit aussehen soll: eine spannende Fragestellung, eine Intervention mit klinischer Relevanz und am Ende die Aussicht, mit den eigenen Daten einen echten Beitrag zur Wissenschaft zu leisten. Aber auch wenn die Motivation groß ist, lauern überall potenzielle Stolpersteine. Nicht erst die Statistiksoftware oder die Literaturrecherche bereitet Kopfschmerzen. Bereits die Erhebung und Dokumentation der notwendigen Forschungsdaten kann zu Problemen führen. Damit nicht beim ersten Zwischenbericht fehlende, unvollständige oder uneinheitlich dokumentierte Daten zum Problem werden, lohnt es sich, einen gut durchdachte Erhebungs- und Dokumentationsplan zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
Einschluss von Studienteilnehmern – Präzision von Anfang an
Ein ehemaliger Doktorand schilderte einmal lachend, er habe mehr Zeit damit verbracht, Patientendatenblätter nachzutelefonieren, als mit Recherchen in der Bibliothek. Dahinter steckt ein ernster Kern: Der korrekte und nachvollziehbare Einschluss von Probanden oder Patienten ist das Fundament jeder Doktorarbeit.
- Klare Einschluss- und Ausschlusskriterien: Diese müssen nicht nur im Studienprotokoll definiert, sondern auch praktisch überprüfbar sein. “Alter zwischen 18 und 65 Jahren” klingt unkompliziert, kann aber schnell zum Problem werden, wenn das Geburtsdatum in der Akte fehlt oder widersprüchlich ist.
- Dokumentation der Rekrutierung: Wer wurde angesprochen? Wer hat abgelehnt und warum? Auch solche Informationen gehören sauber festgehalten, da sie später für die Transparenz der Arbeit wichtig sind.
- Einverständniserklärung: Ohne korrekte und datenschutzkonforme Einwilligung geht nichts. Jede Unterschrift sollte datiert, archiviert und eindeutig zuordenbar sein.
Kurz gesagt: Schon zu Beginn entscheidet sich, ob die Datenbasis solide wird oder ob man später mühsam Lücken stopfen muss.
Die Intervention – Standardisierung als oberstes Gebot
Ob es sich um eine neue Operationsmethode, eine physiotherapeutische Technik oder ein Medikament handelt: Die Anwendung der Intervention muss möglichst standardisiert und nachvollziehbar sein.
- Protokolltreue: Es ist entscheidend, dass alle beteiligten Behandler genau wissen, wie die Intervention durchgeführt werden soll. Abweichungen, die medizinisch notwendig sein können, müssen dokumentiert werden.
- Checklisten nutzen: Kleine Hilfsmittel, etwa standardisierte Formularfelder oder Häkchenlisten, helfen, Abweichungen und Fehler zu minimieren.
- Zeitpunkt und Dosierung: Auch Details wie der genaue Zeitpunkt der Intervention, Dosierungen oder begleitende Maßnahmen sind entscheidend. Sie wirken trivial, können aber den Unterschied zwischen reproduzierbaren Ergebnissen und unbrauchbaren Daten ausmachen.
Eine Intervention, die nicht konsistent angewandt wird, macht die spätere Analyse schnell wertlos – egal wie viel Mühe man bei der Doktorarbeit in die Statistik steckt.
Messung und Dokumentation der Variablen – die Kunst der Klarheit
Hier zeigt sich die wahre Disziplin der Nachwuchswissenschaftler. Die gemessenen Variablen – seien es Laborwerte, Scores, Vitalparameter oder Fragebogenantworten – sind das Herzstück der Doktorarbeit.
- Operationalisierung: Jede Variable muss exakt definiert sein. Was bedeutet “Blutdruck”? Handelt es sich um den Mittelwert aus drei Messungen? Wird er im Sitzen oder Liegen erhoben? Mit welchem Gerät?
- Messzeitpunkte: Vor der Intervention, direkt danach, nach einer Woche – solche Details müssen nicht nur im Protokoll stehen, sondern auch konsequent eingehalten werden.
- Dokumentation: Handschriftliche Notizen auf losem Papier sind der Tod jeder sauberen Datenerhebung. Besser sind strukturierte CRFs (Case Report Forms), digitale Erhebungsbögen oder sichere Datenbanken. Wichtig: Jede Änderung muss nachvollziehbar und datenschutzkonform erfolgen.
- Qualitätskontrolle: Regelmäßige Plausibilitätsprüfungen – zum Beispiel, ob auffällige Ausreißer wirklich stimmen – sparen später viel Frust.
Wer hier von Anfang an konsequent und gewissenhaft arbeitet, erspart sich langwierige Nachfragen und sichert die Aussagekraft der gesamten Arbeit ab.
Datenmanagement – Ordnung ist Wissenschaft
Sobald die ersten Daten für die Doktorarbeit erhoben sind, stellt sich die Frage: Wo und wie werden sie gespeichert?
- Datensicherheit: Patientendaten gehören niemals auf private USB-Sticks oder in unsichere Cloud-Ordner. Klinikintern abgesicherte Server oder spezialisierte Forschungsdatenbanken sind Pflicht.
- Pseudonymisierung: Jeder Datensatz sollte durch einen eindeutigen Code statt durch den Namen des Patienten gekennzeichnet sein. Die Zuordnungsliste muss separat und besonders geschützt aufbewahrt werden.
- Versionierung: Ob Excel-Tabelle oder SPSS-Datei – jede Bearbeitung sollte nachvollziehbar bleiben. Eine klare Ordnerstruktur mit Datum und Versionsnummern verhindert, dass später unklar ist, welche Datei „die richtige“ ist.
Viele junge Doktoranden berichten, dass sie am Ende mehr Zeit mit dem Aufräumen von Excel-Tabellen verbrachten als mit der Auswertung selbst. Ein strukturiertes Datenmanagement erspart genau diesen Umweg.
Von der Kunst, gute Daten zu sammeln
Die medizinische Doktorarbeit ist für viele junge Ärzte der erste Schritt in die wissenschaftliche Welt. Wer hier früh lernt, dass gute Forschung vor allem auf sauber erhobenen, standardisiert dokumentierten und sicher verwalteten Daten basiert, legt nicht nur den Grundstein für eine erfolgreiche Dissertation, sondern auch für künftige Projekte. Oder, um es mit einer Metapher zu formulieren: „Die Statistik ist nur ein Spiegel. Was Du hineinwirfst, bestimmt, was Du darin siehst.“ Für mehr Tipps zu Planung und Durchführung Deiner Promotion, lies hier weiter: