Bei der Röntgenuntersuchung handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren durch Röntgenstrahlung. Das Hand Röntgen ist bei der Abklärung und Diagnostik verschiedener Erkrankungen sowie Verletzungen der Knochen für den Arzt unverzichtbar. Doch welche Ursachen und Gründe gibt es für eine solche Untersuchung? Und wie läuft das Verfahren konkret ab?
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hand Röntgen?
Ende des 19. Jahrhunderts von einem deutschen Physiker entdeckt, ist die Röntgendiagnostik auch heute noch grundlegend bei der Beurteilung vielfältiger medizinischer Fragen. Röntgengeräte bestehen hierbei aus einer Röhre und einer Aufnahmeeinheit. Die Röntgenröhre ist dabei für die Erzeugung energiereicher Strahlung zuständig.
Die Strahlen werden durch eine kleine Öffnung in der Röntgenröhre gezielt auf die Hand gerichtet. Die energiereiche Röntgenstrahlung kann im Zuge dessen den Körper durchdringen. Da Röntgenstrahlung zur sogenannten ionisierenden Strahlung gehört, kann beim Durchgang von Röntgenstrahlung durch menschliches Gewebe so viel Energie abgegeben werden, dass es im Erbgut betroffener Zellen zu Schäden kommen kann. Somit können Strahlenschäden auftreten.
Deswegen ist das Röntgen mit einer Strahlenbelastung für den Menschen verbunden. Laut Strahlenschutz birgt eine hohe Dosis an Strahlung ein gewisses Krebsrisiko. Das Strahlenschutzrecht legte demzufolge fest, dass jede individuelle Strahlenanwendung einer ärztlichen Rechtfertigung, also einer “rechtfertigenden Indikation”, bedarf. Aus diesem Grund muss der behandelnde Arzt stets das Risiko und den Nutzen des Röntgens abwägen.
Darüber hinaus ist die Dichtheit des Gewebes entscheidend. Je dichter das Gewebe ist, desto weniger strahlendurchlässig ist es. Während Knochen besonders dicht sind, werfen sie aufgrund dessen einen “Schatten”, welcher im Bild hell erscheint. Andere Organe wie beispielsweise die Lunge, welche einen hohen Luftanteil hat, lassen Strahlen besser hindurch. Somit wirken sie auf der Röntgenaufnahme dunkler.
In der heutigen Zeit beinhalten moderne digitale Röntgengeräte keine Filmfolie mehr, sondern Speichermedien. Dadurch sind die Bilder direkt auf einen Computer übertragbar. Dies macht zum Einen das Verschicken oder Ausdrucken der Röntgenbilder möglich. Zum Anderen kann der Radiologe die Aufnahmen hinsichtlich Kontrast und Helligkeit bearbeiten sowie heranzoomen.
Eine Weiterentwicklung des konventionellen Röntgens stellt die Computertomographie (CT) dar, welche statt zweidimensionalen Aufnahmen dreidimensionale Bildgebungen erlaubt.
Hand Röntgen – Ursachen und Gründe
Es gibt zahlreiche Indikationen und Gründe, welche eine Röntgenuntersuchung der Hand erforderlich machen. Diese sind anschließend dargelegt.
1) Erkrankungen und Verletzungen
Bei diesen Erkrankungen oder Verdacht auf eine Diagnose einer der folgenden Krankheiten sollte man die Hand röntgen lassen:
- Rheumatoide Arthritis: entzündliche Gelenkerkrankung
- Pigmentierte villonoduläre Synovialitis: eine seltene proliterative (wuchernde) Erkrankung der Synovialis (Schleimhaut, die als Teil der Gelenkkapsel die Gelenke von innen auskleidet)
- Gicht: Stoffwechselstörung, die schmerzhafte Entzündungen in den Gelenken auslöst
Diese Verletzungen sollten überdies eine konventionelle Röntgenuntersuchung nach sich ziehen:
- Scaphoidfrakturen: der Begriff ist mit dem des Kahnbeinbruchs der Handwurzel gleichzusetzen, wobei der Kahnbeinknochen einer der acht Handwurzelknochen ist. Auf dem Röntgenbild ist die Beurteilung des Kahnbeins jedoch nicht ganz so einfach, sodass beim Röntgen viele Bilder aus verschiedenen Perspektiven erforderlich sind.
- Frakturen (Brüche) und Luxationen (Verrenkungen) der Mittelhand und Finger oder Phalangen durch direkte Traumata, beispielsweise die Bennet-Fraktur.
- Frakturen und Luxationen der übrigen Handwurzelknochen
- Luxationen und Luxationsfrakturen des Handgelenks
- Instabilitäten des Handgelenks: posttraumatisch nach stattgehabten Bandverletzungen oder entzündlicher Genese.
Während die Scaphoidfrakturen die häufigsten Frakturen der Handwurzelknochen ausmachen (ca. 70 %), sind Frakturen der übrigen Handwurzelknochen eher seltener.
2) Wachstumsprognosen durch Röntgen der Handwurzelknochen
Oftmals ist das Hand Röntgen ebenfalls relevant, um Wachstumsprognosen stellen zu können. Dies ist insbesondere bei Kindern und Jugendlichen der Fall, welche Wachstumsprobleme haben. Dazu gehören zum Beispiel eine zu kleine oder zu große Körpergröße sowie eine früh- oder spätzeitige Pubertätsentwicklung.
Eine solche Analyse ist des Weiteren sinnvoll bei:
- ausgeprägten Beinlängenunterschieden
- Wirbelsäulenverkrümmung (zur Therapieplanung bei Skoliose)
- geplanten operativen Korrekturen der Beinachse
Zur Abklärung ist es möglich, das biologische Alter (das sogenannte Knochenalter) nachzuvollziehen. Auch die Berechnung der voraussichtlichen Erwachsenengröße (sogenannte Wachstumsprognosen) sind in diesem Zusammenhang von hoher Relevanz.
Ist das biologische Alter durch das Röntgenbild der Hand bestimmt, kann ein Arzt den weiteren Verlauf der biologischen Entwicklung sowie des weiteren Wachstums relativ genau bestimmen. Im Zuge dessen besitzen die Patienten dann mitunter Kenntnis über den Pubertätswachstumsspurt sowie die Dauer des Wachstums.
Die Genauigkeit ist zudem davon abhängig, ob das weitere Wachstum durchschnittlich wie in etwa 80 – 90 % der Fälle verläuft. Das bedeutet konkret: je normaler ein Kind wächst, desto präziser die Vorhersage. Leider ist die Untersuchung keine Kassenleistung. Die Abrechnung erfolgt demgemäß nach der gültigen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).
Hand Röntgen – Ablauf
Für eine Röntgenuntersuchung der Hand ist für den Patienten im Normalfall keine Vorbereitung notwendig. Nichtsdestotrotz sollte man bei der Terminvereinbarung nachhaken, ob man auf etwas achten muss. Zum Beispiel können Metallteile von BH-Bügeln oder Reißverschlüssen einen “Schatten” auf Bildern hervorrufen, falls sie den zu betrachtenden Körperabschnitt abdecken. Dementsprechend ist es wichtig, dass nichts die Hand abdeckt, wenn geröntgt wird.
1 – Das Hand Röntgen findet in der Regel im Sitzen statt, wobei der Patient sich seitlich am Untersuchungstisch positioniert.
2 – Darauffolgend erhält der Patient zum Schutz spezifisch strahlenempfindlicher Keimdrüsen wie Eierstöcke oder Hoden eine Bleischürze, welche die Strahlung abschirmen soll. Das medizinische Personal bittet daraufhin den Patienten, die Hand und den Unterarm auf den Untersuchungstisch zu legen.
3 – Abhängig von der spezifischen Verletzung oder Erkrankung liegt die Hand dabei entweder gerade oder schräg auf dem Tisch. Bei einer seitlichen Betrachtung der Finger- und Mittelhandknochen beispielsweise heben die Radiologieassistenten die Hand radial um 45° an, wobei die Daumen und Zeigefinger durch ein Keilkissen gestützt und die Finger fächerförmig angeordnet werden.
4 – Bevor die Röntgenaufnahmen durchgeführt werden, verlässt das medizinische Personal den Raum oder begibt sich hinter eine Abschirmung, um sich keiner unnötigen Strahlenbelastung auszusetzen. Die Aufnahme selbst dauert meist nur wenige Sekunden. Häufig sind allerdings mehrere Aufnahmen erforderlich, damit der Arzt die Hand aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann. Das bewegungslose Verharren der Hand ist derweil fundamental, damit die Röntgenbilder eine hohe Qualität aufweisen.
Hand Röntgen – Auswertung und Bilder
Anschließend ist eine Hand mit einer Boxer-Fraktur ersichtlich, bei welcher es zu einem Bruch des fünften Mittelhandknochens kommt. Mediziner nennen die Verletzung ebenfalls eine Mittelhand- oder Metakarpalfraktur. Der Bruch entsteht entweder durch Anpralltraumen im Rahmen von Verkehrsunfällen oder durch Schläge mit der Faust.
Im Gegensatz dazu zeigt die untere Röntgenaufnahme eine gesunde Hand. Bei beiden Bildern ist ersichtlich, dass die Knochen hell erscheinen. Der Grund liegt wie bereits erwähnt darin, dass Knochenstrukturen weniger strahlendurchlässig sind.
Hand Röntgen – Kosten
Ist eine Röntgenaufnahme an der Hand aus medizinischer Sicht notwendig, trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten. Hingegen müssen Patienten, die privat versichert sind oder Selbstzahler die Kosten für die Untersuchung selbst tragen.
Laut der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) beträgt eine Röntgenaufnahme der Hand in zwei Ebenen 20,98 €. Jede weitere Ebene kostet 5,83 €.
1. Thomas J. Vogl, Wolfgang Reith, Ernst J. Rummeny: Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Springer (Verlag), 2011
2. D. Hahn: Handbuch diagnostische Radiologie: Kardiovaskuläres System, Springer (Verlag), 2007
3. Gleiches Alter – aber biologisch nicht gleich alt, www.pezz.ch (Abrufdatum: 09.04.2020)
1. Pixabay
2. Andriy Kananovych/shutterstock.com
3. NFejza, "Hand-x-ray", CC BY-SA 3.0 (Wikimedia Commons)