Die Rektoskopie ist die endoskopische Untersuchung des Mastdarms und wird daher auch Mastdarmspiegelung genannt. Dabei wird das sogenannte Rektum untersucht. Eine Rektoskopie dauert selten länger als fünf Minuten und ist eine risikoarme Methode, wird aber von vielen Patienten als nicht besonders angenehm empfunden. Dafür kann sie wichtige Erkenntnisse bieten. Mehr Infos zu Indikationen, Vorbereitung, Ablauf, möglichen Komplikationen und Nebenwirkungen gibt es folgend.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Rektoskopie?
Die Bezeichnung Rektum ist die Eindeutschung des lateinischen Wortes “rectum” für “gerade”. Medizinisch steht der Begriff für den Mastdarm, einen recht geraden Teil – daher der Name – des Enddarms, der der Zwischenspeicherung des Kots vor der Entleerung dient. Das Rektum ist üblicherweise nicht länger als 15 Zentimeter. Die Rektoskopie ist eine Form der Endoskopie, bei welcher das Endoskop in das Rektum eingeführt wird, um zu überprüfen, ob krankhafte Veränderungen bestehen und welcher Art diese sind. Manchmal wird auch der sich anschließende Teil des Dickdarms, das sogenannte “Colon sigmoideum” betrachtet (Rektosigmoidoskopie). Weitergehende Darmuntersuchungen mittels Endoskop nennt man Koloskopie.
Die Untersuchung wird in der Regel von einem Hausarzt oder Internisten durchgeführt. Dabei wird ein Rektoskop benutzt, ein rohrförmiges Gerät von etwa 20 bis 30 Zentimeter Länge. Die Rohrdicke beträgt etwa ein bis zwei Zentimeter. Das Rektoskop besitzt an seiner Spitze eine Kamera zur Bildübertragung sowie eine Beleuchtung. Außerdem ist eine Vorrichtung zur Einbringung von Luft in den Mastdarm vorgesehen. Die “Aufblähung” ermöglicht eine bessere Sicht. Mit einer Schlinge können kleine Eingriffe und Gewebeentnahmen durchgeführt werden. Neben starren Rektoskopen gibt es auch flexible Geräte, die aber seltener eingesetzt werden.
Wann wird eine Rektoskopie durchgeführt?
Rektoskopien sollten immer dann durchgeführt werden, wenn es beim Stuhlgang zu anhaltenden Beschwerden (zum Beispiel zu fortdauernder Verstopfung oder Inkontinenz) oder zu Auffälligkeiten ohne klare Ursache kommt. Das gilt insbesondere bei Blut im Stuhl oder bei Blutungen im Bereich des Anus. Bei all diesen “Vorkommnissen” handelt es sich um Symptome. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von “harmlos” bis “sehr ernst” und “dringend behandlungsbedürftig”. Die Rektoskopie soll Klarheit schaffen. Manchmal dient sie auch der Verlaufskontrolle.
Denkbare Erkrankungen und krankhafte Veränderungen im Mastdarm-Bereich sind:
- Polypen (gutartige Veränderungen)
- Hämorrhoiden
- Analfissuren
- Fistelgänge
- chronische Darmentzündungen (wie beispielsweise Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)
- Darmverengungen (Stenosen) und Divertikel
- Mastdarmkrebs
In der Gynäkologie werden Rektoskopien auch bei Tumorerkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane durchgeführt, um ein Einwachsen des Tumors in den Darm zu erkennen oder auszuschließen.
Wie wird eine Rektoskopie vorbereitet?
Im Gegensatz zur Koloskopie, bei der der gesamte Darm leer sein muss, genügt bei der Rektoskopie ein leerer Mastdarm. Daher kann auf die zwar harmlose, aber lästige Einnahme eines Abführmittels am Vortag der Untersuchung mit anschließendem intensivem Toilettenbesuch verzichtet werden. Die Entleerung des Mastdarms ist notwendig, weil sonst die Darmschleimhaut nicht voll sichtbar wird. Dies wird mit Hilfe eines einfachen Einlaufs (Klistiers) sichergestellt, den der Patient kurz vorher zu Hause selbst durchführen kann. Dabei ist eine wässrige Lösung einzunehmen, die kurzfristig entleerend wirkt. Es gibt alternativ die Möglichkeit, die Entleerung über Zäpfchen anzustoßen. Bei Bedarf kann der Entleerungsvorgang auch in der Praxis vorgenommen werden.
Eine Narkose ist bei rektoskopischen Untersuchungen normalerweise nicht erforderlich. Die Untersuchung greift nur in einen kurzen Bereich des Enddarms ein und ist schon nach wenigen Minuten beendet. Ggf. kann die Verabreichung von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln angezeigt sein. Eine Vollnarkose ist möglich, aber die Ausnahme.
Wie sieht der Ablauf der Rektoskopie aus?
Von vielen Ärzten wird für die Rektoskopie die sogenannte Knie-Ellenbogen-Lage bevorzugt. Dabei liegt der Patient auf den Knien und stützt sich nach vorne auf seinen Ellenbogen ab. Aus Patienten-Sicht ist das nicht unbedingt komfortabel, erleichtert dem Arzt aber die Einführung des Rektoskops und die Untersuchung. Es gibt spezielle medizinische Liegen, die diese Position durch entsprechend umklappbare Teile unterstützen. Eine Alternative dazu ist die Rückenlage auf einer Liege mit leicht erhöhten abgespreizten Beinen, die in entsprechenden Halterungen ruhen.
Bei der Untersuchung wird das Rektoskop durch den Anus eingeführt und langsam vorgeschoben, aber immer nur so weit, dass der Patient keine Schmerzen verspürt. Das Einschieben des Rektoskops wird üblicherweise mit Hilfe eines Gleitmittels unterstützt, das Brennen und unangenehme Empfindungen beim Einführen lindern. Über das vorsichtige Einblasen von Luft wird der Darm erweitert, damit sich die Schleimhäute entfalten können. Die Sichtweite beträgt jeweils fünf bis fünfzehn Zentimeter. Danach wird die Luft sofort wieder abgelassen und das Rektoskop vorsichtig wieder zurückgezogen. Festgestellte Polypen können während der Untersuchung mittels einer Schlinge abgetragen werden. Auch Gewebeproben lassen sich entnehmen. Sollte es – ausnahmsweise – zu kleinen Blutungen kommen, lassen sich diese sofort stillen.
Welche Nebenwirkungen und Komplikationen treten auf?
In den allermeisten Fällen verläuft eine Rektoskopie völlig komplikationslos. Das Einführen und Vorschieben des Rektoskops ist zwar nicht gerade angenehm, aber selten mit Schmerzen verbunden. Wenn, dann sind diese gut erträglich. Leicht schmerzhaft kann auch das Lufteinblasen sein. Größere Schmerzen treten nur auf, wenn der Darm ernsthaft angegriffen ist. Hier hilft bei Bedarf die Narkose.
Die Luft im Darm kann noch andere “Nebeneffekte” haben. Bei einigen Patienten führt sie zu einem – nicht realen – Stuhldranggefühl. Trotz Ablassens verbleibt manchmal Restluft im Darm, die sich später unkontrolliert “verflüchtigt”, was ggf., für peinliche Momente sorgt. In einigen Fällen kommt es im Nachgang einer Rektoskopie auch zu Juckreiz, Brennen, kleineren Blutungen (infolge von Polypen-Entfernung, Gewebeentnahmen). Alle diese Beschwerden sollten aber nach spätestens ein bis zwei Tagen abgeklungen sein.
Das Risiko, dass es bei der Einführung des Rektoskops zu Verletzungen im Bereich des Anus, des Schließmuskels oder des Rektums kommt, ist zwar nicht gleich null, aber sehr gering. Solche Fälle kommen nur höchst selten vor und hinterlassen üblicherweise keine bleibenden Schäden. Ein erfahrener und versierter Arzt weiß mit seinem Rektoskop umzugehen.
1. Lange, Mölle, Girona: Chirurgische Proktologie, Springer (Verlag), 2. Auflage, 2012
2. Ernst Stein: Proktologie: Lehrbuch und Atlas, Springer (Verlag), 2. Auflage, 2003
3. J.M. Hahn: Checkliste der Inneren Medizin, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2007