
Als Palpation bezeichnet man das manuelle Abtasten von Körperstrukturen. Sie gehört zu den Grundtechniken der klinischen Untersuchung und zählt mit zu den ältesten Diagnostikverfahren. Bereits im antiken Griechenland nutzten Ärzte die Tastuntersuchung zur medizinischen Diagnostik. Bis heute liefert das Abtasten wichtige Informationen zu Gewebestrukturen und möglichen krankhaften Veränderungen.
Palpation Bedeutung und Definition
Der Begriff Palpation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt “streicheln”. Das gibt bereits einen Hinweis auf die Durchführung dieser Untersuchungsmethode: Der Mediziner legt einen oder mehrere Finger oder auch die gesamte Handfläche auf den Körper auf und streicht damit die zu untersuchende Körperstelle entlang. Die Palpation ist also die medizinische Untersuchung des menschlichen Körpers durch Betasten.
Palpation Durchführung und Ablauf
Bei der Palpation ertastet der Mediziner die Hautbeschaffenheit mit den Handflächen. Tieferliegende Gewebestrukturen und innere Organe werden per Druckpalpation untersucht. Dabei drückt der Arzt die Finger tiefer in die Haut, um die Gewebestruktur zu erkennen. Wird die Untersuchung mit beiden Händen durchgeführt, spricht man von einer bimanuellen Palpation. Sie wird zum Beispiel genutzt, um mit der einen Hand Organe näher an die abtastende Hand zu bringen.
Eine der bekanntesten Palpationsmethoden ist das Abtasten des Pulses. Mittels Zeige- und Mittelfinger wird dabei der Pulsschlag am Handgelenk, an der Halsschlagader oder am Bein gefühlt. Beim Abtasten erkennt der Mediziner zudem Veränderungen an Muskeln und Knochen. Auch die Beschaffenheit innerer Organe wie Leber, Milz und Darm lässt sich durch das äußere Abtasten erfühlen.
Auch in der Gynäkologie kommt die Palpation bei verschiedenen Untersuchungen zum Einsatz. Hierzu zählt die Untersuchung der weiblichen Brust, um beispielsweise Knoten festzustellen. Bei Schwangeren gewinnt der Arzt durch das Palpieren der Gebärmutter Auskunft über deren Beschaffenheit. In den meisten Fällen erfolgt das Abtasten von außen. Beim Palpieren der Prostata sowie der weiblichen Fortpflanzungsorgane führt der Arzt jedoch Finger ins Körperinnere ein.
Palpation: Was wird untersucht?
Die Tastuntersuchung gibt zum einen Aufschluss über die Größe der untersuchten Organe und Gewebestrukturen. Zum anderen erlaubt die Tastuntersuchung Aussagen zur Konsistenz, Beweglichkeit, Nachgiebigkeit und zur Schmerzempfindlichkeit des Gewebes. Ungewöhnliche Tastbefunde können auf pathologische Veränderungen wie beispielsweise Tumore hinweisen und erfordern weitergehende Untersuchungen.
Die Palpation unterstützt beispielsweise bei der Diagnose folgender Erkrankungen:
- Hautprobleme
- Muskelbeschwerden
- Knochen- und Gelenkerkrankungen
- Infektionskrankheiten
- Lymphödeme
- Erkrankungen und pathologische Veränderungen der inneren Organe
- innere Verletzungen und Organveränderungen durch Unfall
Beim Erfassen der Schmerzempfindlichkeit ist der Mediziner auf die Mithilfe des Patienten angewiesen. In der Regel wird der Patient aufgefordert, das Schmerzempfinden auf einer Skala von 1 bis 10 zu beschreiben. Weiterhin fragt der Arzt danach, ob sich der Schmerz durch Druck verstärkt oder vermindert.
Palpation Dauer
Die Dauer der Palpation hängt von der medizinischen Fragestellung und der Größe des zu untersuchenden Bereichs ab. In der Regel dauert das Abtasten nur wenige Minuten.
1. J.M. Hahn: Checkliste der Inneren Medizin, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2007
2. Gerhard Aumüller: Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2010
3. Carolyn Jarvis: Physical Examination and Health Assessment 2015 | 7. Auflage