
Das bedeutendste Verfahren, um die Netzhautstruktur des Augenhintergrundes einer Betrachtung zu unterziehen, ist die Untersuchung des Augenhintergrundes. Diese Methode nennt sich auch Ophthalmoskopie. Oftmals bezeichnet man den Augenhintergrund ebenfalls als Fundus und somit die Ophthalmoskopie als Funduskopie.
Die Augenspiegelung ist auf den Erfinder Helmholtz im Jahre 1850 zurückzuführen. Sie wurde entwickelt, um krankhafte Veränderungen der Netzhaut, Aderhaut und des Sehnervs di
Was ist eine Ophthalmoskopie?
rekt zu erkennen. Die Analyse bestehender oder fehlender Veränderungen des Augenhintergrundes in Zusammenhang mit der Sehschärfe ist darüber hinaus Grundvoraussetzung für die Wahl zusätzlicher erforderlicher Untersuchungsmethoden.
Hierbei unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Techniken der Augenspiegelung.
Direkte Ophthalmoskopie
Früher hielt der/die Augenarzt/-ärztin stets einen Augenspiegel sehr nahe vor das Auge, um überwiegend die Netzhautmitte (Makula) beurteilen zu können. Dieses Verfahren ersetzte man allerdings durch neue Lupen, welche gemeinsam mit der Spaltlampe angewendet werden.
Dabei stützt der/die PatientIn das Kinn auf einer Kinnstütze auf. Durch einen Lichtspalt kann der/die MedizinerIn mittels einer kleinen Lupe die Netzhaut beleuchten und somit beobachten. Der/die MedizinerIn blickt im Zuge dessen wie durch ein Schlüsselloch durch die Pupille des zu Untersuchenden. Er oder sie sieht dann die Pupille des Patienten bei circa 16facher Vergrößerung im aufrechten Bild.
Indem variierende Linsen zwischengeschaltet werden, kann man sowohl Fehlsichtigkeiten des Arztes oder der Ärztin oder des Patienten ausgleichen, sodass der/die MedizinerIn den Augenhintergrund schärfer erfassen kann.
Anhand der stärkeren Vergrößerung im Vergleich zur indirekten Ophthalmoskopie ist dieses Verfahren detailreicher. Zudem ist hiermit die Erkennbarkeit von Netzhautveränderungen einfacher. Ein Nachteil der direkten Augenspiegelung liegt jedoch darin, dass der Arzt oder die Ärztin nur einen kleinen Ausschnitt des Augenhintergrundes begutachten kann. Darüber hinaus ist das Bild ausschließlich zweidimensional.
Indirekte Ophthalmoskopie
Bei der indirekten Funduskopie nutzt der Augenarzt oder die Augenärztin eine Lichtquelle, heutzutage normalerweise auf dem Kopf. Durch eine mit halb ausgestrecktem Arm gehaltene Lupe kann der oder die Arzt/Ärztin demnach die Netzhaut beleuchten und einer Betrachtung unterziehen. Der oder die UntersucherIn kann ein virtuelles Bild sehen, welches einige Zentimeter vor dem Auge des Patienten entsteht, auf dem Kopf steht und seitenverkehrt ist.
Indem der/die MedizinerIn den Patienten auffordert, in verschiedene Richtungen zu blicken, ist die Beurteilung der gesamten Netzhaut möglich. Spezielle Systeme gestatten dem/der MedizinerIn ferner, in beide Augen des zu Untersuchenden zu blicken. Infolgedessen ergibt sich eine bessere räumliche Einschätzung.
Diese Technik der Augenspiegelung bezeichnet man oftmals als das "Standardverfahren" des Augenarztes oder der Augenärztin. Während sie zwar eine deutlich geringere, lediglich zwei- bis sechsfache Vergrößerung aufweist, erhält der oder die MedizinerIn einen Gesamtüberblick über den ganzen Augenhintergrund. Insbesondere die Netzhautperipherie ist mit der indirekten Ophthalmoskopie besser beobachtbar.
Kontaktglasuntersuchung
Bei der Kontaktglasuntersuchung kommt eine Spaltlampe zum Einsatz. Zuerst betäubt der oder die Arzt/Ärztin das zu betrachtende Auge mit spezifischen Augentropfen. Darauffolgend wird ein Schutzgel auf die Hornhaut gegeben,
Im Anschluss setzt der oder die MedizinerIn ein Lupenglas, auch Kontaktglas genannt, direkt auf das Auge. Die Beurteilung des Augenhintergrundes findet dementsprechend mit der Spaltlampe statt.
Der Befund entsteht durch das Zusammenspiel von Spaltlampe und Kontaktglas. Heraus kommt ein stark vergrößertes dreidimensionales Fundusbild, welches eine Übersicht über den kompletten Augenhintergrund liefert.
Die Kontaktglasuntersuchung gilt überdies als Goldstandard bei der Diagnostik von Netzhautkrankheiten, da sie die Vorteile von direkter und indirekter Augenspiegelung miteinander vereint.
OCT-Angiographie
Die OCT-Angiographie (OCT-A) ist ein spezifisches Verfahren der Computertomographie. Dies kann mit einem normalen CT-Gerät durchgeführt werden. Bei der OCT-A handelt es sich zudem um eine neue klinische Untersuchungsmethode, die eine nichtinvasive dreidimensionale Darstellung der vaskulären Strukturen der Netz- und Aderhaut zulässt. Die OCT-A ist demzufolge eine sogenannte Perfusionsanalyse.
Technisch gesehen ist die OCT-A eine Weiterentwicklung der optischen Kohärenztomographie. Allerdings besitzt die OCT-Angiographie leistungsfähigere Soft- und Hardware, was einerseits morphologische Analysen ermöglicht. Andererseits kann gleichermaßen eine dreidimensionale retinale (der Netzhaut zugehörig) und choroidale (die Aderhaut betreffend) Perfusionsanalyse durchgeführt werden.
Von allen nichtinvasiven Perfusionsanalysen ist die OCT-A die einzige, welche schon in den klinischen Alltag eingeführt werden kann.
Ophthalmoskopie - Gründe und Anwendungsgebiete
Die Begutachtung des Augenhintergrundes macht im Grunde immer eine Ophthalmoskopie erforderlich. Hierbei sind mitunter der Eintrittspunkt des Sehnervs, die Makula ("gelber Fleck"; der Ort des schärfsten Sehens), die Netzhautgefäße und die Netzhaut selbst sowie deren Peripherie eingeschlossen.
Diese Gründe und Anwendungsgebiete der Methode gibt es:
- Diagnostik oder Verlaufskontrolle von Augenveränderungen wie Schäden an den Blutgefäßen, die die Netzhaut versorgen durch Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Arteriosklerose
- zur Diagnose oder Verlaufskontrolle einer altersbedingten Makuladegeneration (häufigste Ursache von schweren Sehstörungen im Alter)
- Diagnostik oder Verlaufskontrolle von Netzhauttumoren wie Retinoblastomen
- bei Verdacht auf Verschluss oder Fehlbildungen eines oder mehrerer Netzhautgefäße oder einer Netzhautablösung
- Glubschaugen (hervortretende Augen)
- Skotom (Gesichtsfeldausfall, wobei Sehstörungen in einem Bereich des Gesichtsfeldes auftreten)
Ebenso sollte man die Augenspiegelung durchführen, wenn eine Verschlechterung der Sehfähigkeit eintritt.
Ophthalmoskopie - Ablauf
Zuerst muss der oder die Augenarzt/-ärztin die Pupille des zu überprüfenden Auges weiten. Hierbei nutzt der/die MedizinerIn ein anticholinerg wirksames Medikament (wie Tropicamid). Dies erlaubt den optimalen Einblick.
Im Zuge dessen sollte sich der/die Arzt/Ärztin vergewissern, dass es sich um keine flache Vorderkammer handelt. Denn dies begünstigt die Gefahr eines "Winkelblocks". Da der Abfluss des Kammerwassers beeinträchtigt ist, kann der Augeninnendruck ansteigen. Infolgedessen könnten Netzhautschäden auftreten.
Darauffolgend findet die eigentliche Augenspiegelung statt. Der/die MedizinerIn unterzieht den Augenhintergrund dabei einer systematischen Betrachtung. Falls tatsächlich Veränderungen zu finden sind, werden diese mithilfe einer Skizze schriftlich festgehalten. Die Skizze ist Ausgangspunkt für die spätere Therapie.
Welche Krankheiten können bei einer Ophthalmoskopie festgestellt werden?
Diese Erkrankungen kann man mittels der Funduskopie feststellen und überprüfen:
- Diabetes mellitus
- Makuladegeneration
- Retinitis pigmentosa (eine durch Vererbung oder spontane Mutation entstehende Netzhautdegeneration, bei der die Photorezeptoren zerstört werden)
- Glaukom (Grüner Star, Sehnervschädigung durch hohen Augendruck)
Gleichermaßen kann ein/e Augenarzt oder Ärztin eine Netzhautentzündung mithilfe der Augenspiegelung diagnostizieren.
Ophthalmoskopie - Was danach beachten?
Das Medikament zur Pupillenerweiterung schränkt die Akkommodationsfähigkeit des Auges kurzzeitig ein. Das hat zur Folge, dass man vorübergehend unscharf sieht und leicht geblendet wird.
Aus diesem Grund ist es erst nach einigen Stunden nach der Ophthalmoskopie wieder erlaubt, Auto zu fahren. Das Bedienen von Maschinen ist ebenfalls bis zum vollständigen Abklingen der Augentropfenwirkung nicht möglich.
Ophthalmoskopie - Risiken
Risiken und Nebenwirkungen kommen bei der Augenspiegelung in der Regel nicht vor. Auch mit Komplikationen ist in den seltensten Fällen zu rechnen. Nichtsdestotrotz kann der oder die PatientIn die Blendung als unangenehm wahrnehmen.
Im Ausnahmefall können Entzündungen oder Infektionen des Auges im Nachgang auftreten. Gleichermaßen existieren Nebenwirkungen des anticholinerg wirkenden Medikamentes zur Pupillenerweiterung. Dazu gehören Anpassungsstörungen des Auges (Akkommodationsstörungen), eine einstweilige Verlegung des Kammerwasserabflusses (Winkelblock) oder ein trockener Mund.
Durch die Erweiterung der Pupille kann eventuell ferner ein sogenannter Glaukomanfall mit starker Augendrucksteigerung und möglichen zusätzlichen Augenschäden verursacht werden.
Ophthalmoskopie - Kosten
Falls eine medizinische Indikation vorliegt, welche eine Funduskopie rechtfertigt, können Augenspiegelung sowie Augeninnendruckmessung neben der Gesichtsfeldmessung von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Eine Kombinationsuntersuchung mit Beratung kostet im Normalfall zwischen 20 und 40 Euro.
Alle Untersuchungen zur Früherkennung eines Glaukoms jedoch müssen als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlt werden, wenn kein Verdacht auf ein Glaukom besteht.
1. P.P. Fang et al.: Technische Grundlagen der OCT-Angiographie, Der Ophthalmologe (Zeitschrift), Ausgabe 1/2016
2. Franz Grehn: Augenheilkunde, Springer (Verlag), 2008
3. Augenspiegelung mit Augeninnendruckmessung zur Glaukom-Früherkennung, www.igel-monitor.de (Abrufdatum: 11.05.2020)