
Die neurologische Anamnese ist der wesentliche Teil der neurologischen Beurteilung. Im Rahmen der Anamnese teilt der Patient dem Neurologen seine Beschwerden und seine Krankheitsvorgeschichte mit. Die neurologische Anamnese ähnelt der Arztbefragung in anderen Bereichen wie der Allgemeinmedizin, ergänzt um neurologische Fragestellungen.
Beschwerden des Patienten
Nach dem zunächst die Angaben zur Person bestimmt wurden, geht es im Rahmen der aktuellen Anamnese darum, alles über die Art und Dauer von Symptomen und Beschwerden des Patienten zu erfahren. Durch spezifische Fragen sollten die Art, Dauer, Stärke, Häufigkeit und Auslöser der Symptome geklärt werden. Es sollte zudem festgestellt werden, was die Symptome verschlimmert, was sie lindert und ob sie in einer bestimmten Reihenfolge auftreten.
Insbesondere folgende neurologische Symptome werden abgefragt:
- Bewegungsstörungen
- Lähmungen
- Taubheitsgefühl
- Schwindel
- Hörstörungen
- Sehstörungen (z.B. Doppelbilder)
- Gefühlsstörungen
- Kopfschmerzen
- Koordinationsstörungen
- Schwindel
Insbesondere neurologische Funktionsstörungen wie Lähmungen, Sprachstörungen und epileptische Anfälle sind zu berücksichtigen. Gleichzeitig ist es unerlässlich eine Anamnese mit einem Überblick über sämtliche Körpersysteme durchzuführen, da es bei verschiedenen Erkrankungen (Alkoholmissbrauch, Diabetes mellitus, Tumoren) zu neurologischen Komplikationen kommen kann.
Auch der bisherige Verlauf der Krankheit und folgende Fragestellungen müssen geklärt werden:
- Hat der Patient bereits seinen Hausarzt oder andere Ärzte aufgesucht?
- Wurden bereits Behandlungen durchgeführt?
- Wurden bereits Medikamente verabreicht und wie ist die Wirkung?
- Auswirkungen auf den beruflichen Alltag?
- Auswirkungen auf den privaten Alltag und das Sozialleben?
Neurologische Anamnese: Medizinische Vorgeschichte
In der medizinischen Vorgeschichte gilt es zu klären, welche früheren Erkrankungen in der Vergangenheit des Patienten aufgetreten sind. Falls Vorerkrankungen vorliegen gilt es auch zu klären, ob frühere Behandlungen durchgeführt und wenn ja, waren diese erfolgreich. Dabei ist auch zu klären ob aktuell oder früher Medikamente verabreicht wurden und falls ja, in welcher Dosis. Auch frei verkäufliche Präparate sind zu berücksichtigen.
Insbesondere frühere psychiatrische und neurologische Erkrankungen sind abzufragen. Speziell neurologische Vorerkrankungen sind in der Vorgeschichte zu berücksichtigen.
Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen gehören:
- Schlaganfälle
- Hirnblutungen
- Schädel-Hirn-Träume
- Parkinson
- Multiple Sklerose
- Hirnhautentzündungen
- Epilepsie
- Kopfschmerzen und Migräne
- Polyneuropathie
- Gehirntumore
Weitere Krankheiten und Gewohnheiten die in der Regel abgefragt werden:
- Bluthochdruck
- Herzrhythmusstörungen
- Diabetes mellitus
- Tumorerkrankung
- Leber-, Nierenerkrankung
- Schilddrüsenerkrankung
- Rauchen
- Drogen
Auch Beruf, Reisevergangenheit und sonstige Aktivitäten können Hinweise auf ungewöhnliche Infektionen und den Kontakt mit Giftstoffen und Parasiten geben.
Ebenfalls essentiell ist die Familienanamnese, da viele Erkrankungen (z.B. Muskel-, Nerven- und neurodegenerative Erkrankungen) erblich bedingt sind.
Neurologische Untersuchung
Die neurologische Untersuchung beginnt mit genauer Beobachtung des Patienten während der Erhebung der Anamnese. Im Falle der Eigenanamnese ist die Art und Weise, in der der Patient die Geschichte seiner Krankheit erzählt, entscheidend. Sie kann Verwirrung, eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses und des Urteils oder Schwierigkeiten beim Verstehen und Ausdrücken von Ideen offenbaren. Die Beobachtung solcher Anzeichen ist ein wichtiger Bestandteil der neurologischen Untersuchung und gibt Aufschluss über die Funktionalität des Gehirns.
1. Frank Schnorpfeil, Wilhard Reuter: Neurologische Untersuchung, Urban & Fischer, 3. Auflage, 2010
2. Anamnesebogen, www.neurologie-freiburg.de (Abruf: 20.03.2020)
3. Neurologische Untersuchung, www.maerkische-kliniken.de (Abruf: 20.03.2020)
4. Die zehn häufigsten neurologischen Erkrankungen, www.junge-neurologen.de (Abruf: 20.03.2020)
5. Neurologischer Status, www.i-med.ac.at (Abruf: 20.03.2020)