
Eine Szintigraphie ist die graphische Darstellung vom Zerfall radioaktiv markierter Teilchen, die in einem bestimmten Organ zu diagnostischen Zwecken injiziert werden, sich dort anreichern und mittels Szintigramm erfasst werden können. Die Szintigraphie als nuklearmedizinische Untersuchungsmethode kommt unter anderem bei folgenden Zielgeweben zum Einsatz: Leber, Niere, Schilddrüse, Herz, Skelett.
Inhaltsverzeichnis
Der folgende Beitrag umfasst das Thema Herzszintigraphie. Die wichtigsten Dinge zum Thema Herzszintigraphie im Überblick hier zum Nachlesen.
Was ist eine Herzszintigraphie?
Die Herzszintigraphie, im medizinischen Fachjargon auch als Myokardszintigraphie oder Myokardperfusionsszintigraphie bezeichnet ist ein nuklearmedizinisches Verfahren zum Nachweis oder Ausschluss von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels.
Die Herzszintigraphie kommt zum Einsatz, um die Ausprägung bzw. Ausdehnung von Durchblutungsstörungen, die beispielsweise aufgrund einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) bestehen, bildlich darzustellen und zu beurteilen.
Ebenfalls kann die Bildgebung bei Zustand nach Herzinfarkt, Infarktnarben in der Muskulatur des Herzens beurteilen oder im Rahmen von Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus) als Prädiktor verwendet werden, um Schädigungen am Herzmuskel frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten.
Die Herzszintigraphie ist insofern nicht nur für die Diagnostik, sondern auch für die Prognosebeurteilung sowie Therapieplanung von großer Bedeutung.
Herzszintigraphie – Gründe
Eine Herzszintigraphie kann aus unterschiedlichen Gründen indiziert sein. So kann eine Herzszintigraphie zum Beispiel zur Abklärung von Auffälligkeiten im EKG (Belastungs-EKG) zum Einsatz kommen. Weitere Indikationen für eine Herzszintigraphie können unter anderem sein:
- Erkennen von (belastungsbedingten) Durchblutungsstörungen am Herzen (zum Beispiel bei der Koronaren Herzkrankheit )
- Abschätzung des Herzrisikos vor Operationen (beispielsweise vor geplanter Bypass-Operation)
- Beurteilung der Relevanz von bekannten Herzkranzverengungen
- Verlaufskontrolle bei einer bestehenden Koronaren Herzkrankheit (KHK)
- prognostische Beurteilung bei bekannter KHK
- Beurteilung von Herzgefäß-Stents im Verlauf
- Ausschluss von Herzminderdurchblutung als Ursache von Herzrhythmusstörungen
- Größenbeurteilung eines Herzinfarkts (ist im Randgebiet einer Infarktnarbe noch vitales Herzgewebe vorhanden?)
- zur Diagnostik stummer Herzinfarkte
- Verlaufskontrolle bei einer medikamentösen Therapie
Herzszintigraphie – Ablauf
Bei der Herzszintigraphie wird ein schwach radioaktives Pharmakon intravenös injiziert, welches perfusionsabhängig nur von den gesunden Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) aufgenommen wird und sich dort anreichert. Zur Anwendung kommen Tc-99m-Perfusions-Radiopharmaka oder seltener Thallium-201 (TI-201) zum Einsatz.
Die Untersuchungstechnik kann sowohl als Ruhe-Injektion sowie als Belastungs-Injektion erfolgen, sprich es werden nach Injektion eines geeigneten Radiopharmakons unter körperlicher Belastung (Fahrradergometrie oder Laufband) oder medikamentöser Belastung Aufnahmen erstellt und zudem eine bildliche Darstellung im Ruhezustand angefertigt.
Nachdem Untersuchungsvorbereitungen, wie das Legen eines intravenösen Zugangs im Bereich des Armes, erfolgt sind, wird der Patient gebeten, sich auf eine Untersuchungsliege zu legen (entweder am Ende der körperlichen Belastung oder unter Ruhebedingungen).
Am Untersuchungstag wird eine kleine Menge einer radioaktiv markierten Substanz intravenös injiziert. Nach einer Wartezeit von 10-60 Minuten werden Aufnahmen im Liegen mittels Gamma-Kamera (SPECT-Aufnahmen) gemacht, indem zwei Detektoren im 90-Grad-Winkel um den Oberkörper des Patienten rotieren.
Die Gamma-Kamera erfasst die Gamma-Strahlung, die von den Radiopharmaka ausgestrahlt werden; mittels Szintigramm wird die Strahlung zu einem Farb-Bild zusammengesetzt (Bildbefund).
Herzszintigraphie – Dauer
Die Untersuchungsmethode wird nach Möglichkeit in zwei Teile unterteilt und findet optimalerweise an zwei Tagen statt. An einem Tag erfolgt die Untersuchung unter körperlicher oder medikamentöser Belastung. Mit Hilfe eines Fahrradergometers wird dabei zunächst die Herzfunktion untersucht. Danach erfolgt die Injektion des Radiopharmakons. Nach circa 20 Minuten Wartezeit wird eine fettreiche Mahlzeit eingenommen und eine weitere Stunde gewartet. Erst dann wird das Szintigramm angefertigt, was noch einmal 30 Minuten dauert. Am anderen Tag findet die Untersuchung der Herzmuskeldurchblutung unter Ruhebedingungen statt.
In Ausnahmefällen können beide Untersuchungen an einem Tag stattfinden oder bei unauffälligen Belastungsuntersuchungen die Ruhe-Injektion gegebenenfalls entfallen. Der Patient muss insgesamt mit einer Untersuchungsdauer von 1 bis 2 Stunden rechnen.
Herzszintigraphie – Risiken und Komplikationen
Die Herzszintigraphie gilt als ein risikoarmes und seit vielen Jahren bewährtes sowie etabliertes Untersuchungsverfahren zur bildlichen Darstellung der Durchblutung des Herzmuskels und ist eine im Allgemeinen gut verträgliche Untersuchung.
Zur Bilderstellung ist zwar eine geringe Strahlenmenge (durch Art und Menge der venösen Applikation bestimmt) notwendig, diese kann aber nach Untersuchungsende durch viel Trinken und regelmäßiges Entleeren der Harnblase initiativ selbst weiter verringert werden.
Seltene unerwünschte Wirkungen können infolge der Punktion der Venen und Verabreichung der schwach radioaktiven Substanz Gefäßverletzungen, Blutungen oder Infektionen sein.
Herzszintigraphie – Auswertung
Sofern das Untersuchungsergebnis der Herzszintigraphie ohne pathologischen Befund ist, ist das Risiko ein kardiales Ereignis zu erleiden mit dem Risiko der Normalbevölkerung vergleichbar. Bei einem auffälligen Befund ist das Risiko für ein kardiales Ereignis erhöht.
Ein normal durchbluteter Herzmuskel sollte sowohl unter körperlicher Belastung als auch im Ruhezustand eine gleichmäßige Aufnahme des Radiopharmakons aufweisen.
Bei einer bestehenden Verengung der Herzkranzgefäße (Koronarstenose) kann es bei körperlicher Anstrengung zu regionalen Durchblutungsstörungen kommen. Diese lassen sich bildlich darstellen, indem eine verminderte Aufnahme des Radiopharmakons im Herzmuskel zu beobachten ist. In diesem Fall spricht man von einer belastungsindizierten Ischämie bzw. einer reversiblen Durchblutungsstörung.
Im Vergleich dazu sind diese Bereiche des Herzmuskels im Ruhezustand normal bis nur minimal vermindert angereichert. Eine Verminderung der Durchblutung im Ruhezustand kann erst bei einer hochgradigen Koronarverengung (Koronarstenose > 90%) objektiviert werden. Da sich die Radiopharmaka nur in gesundem Muskelgewebe anreichern, kann die Untersuchungsmethode auch zwischen einer Narbe (Myokardnarbe nach einem Herzinfarkt) und vitalem Myokard differenzieren.
Herzszintigraphie – Befund
Der Szintigraphie-Farbbildbefund erscheint – abhängig davon wie viel Strahlung ein Bereich aussendet – in unterschiedlichen Farben. Die Farbe steht für eine unterschiedliche Intensität der Gamma-Strahlung: bei einer blauen Farbe ist die Aktivität gering; eine rote Farbe spricht für viel Aktivität. Die beiden Beispielbilder zeigen, was auf den Farbbild-Befunden zu sehen ist:
Geringe Durchblutung (Speicherdefekt)
In der folgenden Abbildung lassen sich Abschnitte des Herzmuskels erkennen, die weniger anreichern als andere Abschnitte (Speicherdefekte). Das zeigt dem Mediziner, dass der Herzmuskel an der betroffenen Stelle zu wenig durchblutet ist.
Behobener Defekt nach vergangenem Infarkt
Bei dieser Aufnahme lässt sich ein behobener Defekt der anterioren und apikalen Perfusion (mit gelbem Punkt markierte Bereiche) erkennen, der einem alten Infarkt entspricht.
Herzszintigraphie – Kosten
Die Herzszintigraphie ist eine Regelleistung aller gesetzlicher und privater Krankenkassen, sodass die Kosten für diese Untersuchung, sofern medizinisch indiziert, übernommen werden.