Was bedeutet es eigentlich, wenn die Nierenwerte erhöht sind? Die Nieren übernehmen als Entgiftungs- und Reinigungsorgan eine wichtige Rolle in unserem Organismus – ist ihre Funktionsleistung eingeschränkt wirkt sich das auf den ganzen Körper und unser Wohlbefinden aus. Erhöhte Nierenwerte sind also Anzeichen dafür, dass irgendwas nicht stimmt. Was genau die Ursachen für einen Anstieg sein können, in welchen Symptomen sie sich zeigen und wie man ihnen vorbeugen und die Nieren gesund halten kann – ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Erhöhte Nierenwerte – Ursachen
Es lassen sich unterschiedliche Rückschlüsse auf mögliche Ursachen und Krankheiten schließen, betrachtet man die Werte einzeln. So kann ein erhöhter Kreatinin Wert auf eine Verengung der Nierengefäße hindeuten, die einen Anstieg des Blutdrucks zur Folge hat. Außerdem steigt Kreatinin auch bei einem akuten Nierenversagen an, beispielsweise durch Gifte oder allergische Reaktionen, sowie bei einem chronischen Nierenversagen, wie es beispielsweise bei einer Diabetes oder einer Bindegewebserkrankung der Fall ist. Muskelverletzungen und eine starke Dehydration des Körpers sorgen ebenfalls für erhöhte Werte.
Ein erhöhter Harnsäurespiegel wird oft durch eine fettreiche Ernährung, eine schlecht eingestellte Diabetes, Vergiftungen, Krebserkrankungen, Fastenkuren oder eine Störung der Schilddrüse ausgelöst. Eine hohe Harnstoffkonzentration deutet auf eine starke Einschränkung der Nierenleistung und mögliche Niereninsuffizienz hin, kann aber auch ebenfalls durch eine sehr eiweißreiche Kost, Dehydration oder zu viele Medikamente ausgelöst werden.
Erhöhte Nierenwerte im Alter
Im höheren Alter kommt es verstärkt zu Nierenerkrankungen und dementsprechend erhöhten Nierenwerten, die behandelt werden müssen. Sie leiden häufig an einer chronischen Nierenschwäche und Niereninsuffizienz. Solche Schädigungen sind außerdem Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten. Im zunehmenden Alter kommt es zu einer Reduktion der Nierenrinde und somit zu einer Abnahme der glumerulären Filtrationsrate. Man weiß, dass die Nierenfunktion ab dem 40. Lebensjahr nachlässt – etwa um 1 Prozent pro Jahr geht verloren. Das ist auch ein Grund, warum man bei älteren Menschen die Dosierung der Medikamente anpassen muss. Vorerkrankungen wie Diabetes oder die Hypertension verschlechtern ebenfalls die Nierenleistung.
Erhöhte Nierenwerte durch Medikamente
Ein hoher Medikamentenkonsum (Schmerzmittel, ACE-Hemmer, Antibiotika etc.) hat erheblichen Einfluss auf die Nierenfunktion. Somit führt ein übermäßiger Verzehr und eine dauerhafte Einnahme zu Nierenschäden, die sich in Nierenentzündungen äußern können. Sie werden durch die Hypersensitivitätsreaktion der Nieren auf die Medikamente ausgelöst und gehen oft mit Symptomen wie Glieder- und Gelenkschmerzen, Fieber und Hautausschlag einher. Ursache sind die nephrotoxischen Eigenschaften der Medikamente, mit deren Abbauvorgang und Entgiftung die Nieren sehr belastet werden. Wer schon bereits bestehende Probleme mit der Niere hat, sollte auf diese Medikamente verzichten oder die Dosierung anpassen.
Erhöhte Nierenwerte durch Ernährung
Eine sehr eiweißreiche Ernährung kann eine Belastung für die Nieren darstellen, die Nierenwerte und besonders den Harnsäurewert ansteigen lassen. Wir nehmen besonders über tierische Lebensmittel, Fleisch, Innereien, Wurst sowie Fischsorten wie Lachs, Ölsardinen und Thunfisch viele Purine auf. Das kann bei regelmäßigem Verzehr zu einer Störung des Harnsäurestoffwechsels führen und die Nieren überfordern. Auch Alkohol lässt den Harnsäure-Spiegel im Blut ansteigen. Beim Abbau von Alkohol wird außerdem Milchsäure gebildet, die ebenfalls die Ausscheidung der Harnsäure hemmt und den gesamten Stoffwechsel stört. Außerdem beeinflusst die Höhe der Blutzuckerwerte den Verlauf einer chronischen Niereninsuffizienz – je höher der Blutzucker, desto schneller nimmt die Nierenfunktion ab und die Nierenwerte steigen an.
Nierenwerte zu hoch – Symptome
Zu den allgemeinen Nierenanzeichen zählen Kälteintoleranz, Muskelschmerzen oder auch dumpfe Rückenschmerzen im unteren Lendenwirbelsäulenbereich und der Flanken.
Symptome einer Nierenkrankheit und erhöhter Werte können eine vermehrte Ausscheidung von leicht gefärbtem Urin, aber auch roter Urin sein. Schäumender Urin kann ein Hinweis auf zu viele Eiweiße sein. Ein erhöhter Blutdruck mit Wassereinlagerungen in den Beinen, um die Augen oder auch am ganzen Körper sind deutliche Anzeichen und geben Hinweise darauf, dass die Niere überprüft werden sollte.
Wenn die Nieren ihrer Funktion nicht mehr ganz nachkommen können, bilden sie auch nicht mehr genügende Mengen des blutbildenden Hormons Erythropoetin. Somit geht auch die Anzahl der roten Blutkörperchen zurück. Diese Blutarmut, die sogenannte Anämie, führt zu Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit, Schwäche und Benommenheit. Auch eine auffallend blasse Haut kann ein Zeichen für ein Funktionsverlust der Nieren sein sowie Erbrechen, Durchfall und Übelkeit.
Übrigens: Die Schmerzfasern der Niere befinden sich nur im Kapselbereich und nicht im Inneren der Niere. Die meisten Nierenerkrankungen spielen sich aber im Inneren der Niere ab, daher kommt es zu keinem direkten Schmerzempfinden. Das kann für die Diagnostik oft hinderlich sein, da eine Erkrankung durch dieses fehlende Schmerzereignis häufig zu spät festgestellt wird.
Nierenwerte zu hoch – Folgen
Wenn Nierenschäden voranschreiten und zur chronischen Nierenschwäche werden, sind auch alle anderen Organe des Körpers durch die fehlende Entgiftungsfunktion der Niere betroffen und werden geschädigt. Das ist oft ein Prozess über Jahre, in der die Niere immer schlechter arbeitet, bis sie es gar nicht mehr schafft, ihre Aufgaben zu erfüllen. Sind die Schäden so stark fortgeschritten und es kommt zu einem Nierenversagen, können eine Dialysepflichtigkeit und in einigen Fällen auch eine Nierentransplantation die Folge sein. Nierenschäden können außerdem zu Herz-Kreislauferkrankungen, krankhaften Veränderungen im Magen-Darm-Bereich, des Hormonsystems, der Haut, Knochen und des Nervensystems führen.
Beschwerden wie unregelmäßiger Herzschlag, einem Rückgang der Urinmenge, Luftnot, vermehrte Krämpfe, starke Benommenheit und eine anhaltende Appetitlosigkeit machen sich dann häufig bemerkbar. Diese Symptome zeigen sich besonders bei einer stark fortgeschrittenen Nierenschwäche.
Unentdeckte oder unbehandelte, erhöhte Werte können auch zu einem akuten Nierenversagen führen – dabei kommt es häufig zu keinen spezifischen Symptomen, daher ist eine frühzeitige Erkennung sehr wichtig, um Schäden zu vermieden. Das Gute ist: Ein akutes Nierenversagen ist meist reversibel, man kann es behandeln und wieder zurückbilden. Sollten sich also die vorher genannten Anzeichen bemerkbar machen, ist es wichtig, die Nieren abklären zu lassen.
Erhöhte Nierenwerte – Was tun?
Werden erhöhte Nierenwerte festgestellt, muss geklärt werden, ob eine Nierenerkrankung vorliegt. Um sich ein genaues Bild von den Nieren zu machen, wird der behandelnde Arzt ein ausführliches Anamnesegespräch durchführen, in dem alle Beschwerden und Vorerkrankungen erfragt werden. Meist lassen sich dann schon die ersten Rückschlüsse auf den Zustand der Niere geben. Durch eine anschließende Urinuntersuchung kann man weitere Erkenntnisse über Blut, Eiweiße und Zucker erhalten. Die Struktur und die Größe der Nieren lässt sich durch eine Ultraschall-Untersuchung überprüfen. Für erhöhte Werte können auch andere Krankheiten verantwortlich sein, die der Arzt bei entsprechenden Untersuchungen mit bedenken sollte.
Wichtig ist, dass man die erhöhten Werte ernst nimmt und schon früh genug damit beginnt, seinen Lebensstil zu verändern, der maßgeblich zur Nierengesundheit beiträgt. Weiß man, dass man sich vorwiegend ungesund von vielen Fertigprodukten, Alkohol, wenig Vitaminen und zu viel Zucker ernährt hat, sollte man auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung umstellen. Wer erhöhte Harnsäurewerte hat, sollte auf eine purinarme Ernährung achten, um die Eiweißzufuhr zu reduzieren und besonders die Aufnahme von Lebensmitteln mit tierischen Zellen, wie Fleisch und Wurstwaren meiden.
Erhöhte Nierenwerte – Vorbeugung
Damit die Nieren ihren Reinigungs- und Filteraufgaben gut nachkommen können, empfiehlt es sich, viel zu trinken. Mit mehr Flüssigkeit im Körper kann auch mehr herausgespült werden.
Eine frische und vitaminreiche Ernährung ist sehr wichtig für die Gesundheit der Nieren – ein ausgewogenes Maß an Ballaststoffen, Eiweißen und wertvollen Mineralstoffen. Dabei sollte man Phosphate vermeiden, die besonders in Fertigprodukten, Konserven, aber auch in Schmelzkäse vorhanden sind. Ein Überschuss an Phosphat kann den Stoffwechsel stören und die Knochen brüchig machen.
Sport und körperliche Aktivitäten können Risikofaktoren senken und den gesamten Organismus stärken. Wer allerdings schon unter hohem Blutdruck leidet, sollte blutdrucksteigernde Sportarten wie Kraftsport meiden.
Da Bluthochdruck und Diabetes zu den häufigsten Ursachen eines chronischen Nierenversagens zählen, bieten daher ein gut eingestellter Blutdruck und Blutzucker einen Schutz gegen Nierenschwäche. Nierenexperten raten dazu, jährlich einen Urintest durchzuführen – oft werden erhöhte Nierenwerte und Erkrankungen nämlich viel zu spät festgestellt. Mit einer regelmäßigen Untersuchung und früher Feststellung können sie aber natürlich viel besser behandelt werden.
Außerdem sollten Medikamente gemieden werden, die schädlich für die Nieren sind – das sind besonders die Schmerzmittel Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Diclofenac, aber auch gewisse Antibiotika und jodhaltige Röntgenkontrastmittel. Wird bei Einnahme bestimmter Medikamente ein Verlust der Nierenfunktion festgestellt, sollten diese sofort abgesetzt werden.
Übrigens: In der Zeit zwischen 15 und 19 Uhr ist die Organzeit der Niere – optimal für den Verzehr von nierenstärkenden Pflanzen, wie Brennnessel oder Löwenzahn. Eine Entgiftung der Niere kann man mit frisch gepresstem Zitronensaft unterstützen, den man täglich zu sich nimmt. Dieser wirkt basisch, entsäuert den Körper und kann vor Nierensteinen schützen.
Mehr zu Nierenwerten
1. Baenkler, H. W., Hinterseer, M., Hahn, J.-M., Goldschmidt, H., Knez, A.: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
2. Halwachs-Baumann, G.: Labormedizin: Klinik – Praxis – Fallbeispiele, SpringerWienNewYork, 2. Auflage, 2011
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