In Deutschland hat laut einer Studie (Gutenberg-Herz-Studie) jeder Fünfte erhöhte Leberwerte. Dementsprechend stellen beispielsweise ein erhöhtes Gamma-GT oder ALT ein häufiges Problem in den Hausarztpraxen dar, sei es als Zufallsbefund oder bei spezifischer Abklärung einer bestehenden Krankheit (z.B. Virushepatitis oder Fettleber).
Inhaltsverzeichnis
Doch wie ernst sind diese Werte zu nehmen? Wann sollten Anschlussuntersuchungen erfolgen? Und vor allem: Wann muss man wegen den Leberwerten ins Krankenhaus?
Leberwerte können tückisch sein
Die Leberwerte können zum Teil ein wenig tückisch sein; häufig kann sich bereits hinter leicht erhöhten Leberwerten eine schwere Leberschädigung, wie eine Leberzirrhose, verbergen. Auch wenn der/die betroffene Patient/in eigentlich keine Beschwerden aufweisen, so ist bei erhöhten Leberwerten eine Abklärung aus zwei Gründen essenziell: Erstens sollten Erkrankungen der Leber so früh wie möglich erkannt werden, denn diese können zum Teil sehr schwer bis sogar lebendbedrohlich verlaufen. Zweitens kann man oftmals bei bereits bestehenden Lebererkrankungen Spätfolgen und einen starken Leberschaden gut vermeiden, sofern eine adäquate Therapie zeitnah erfolgt.
Das diagnostische Prozedere
Folgende Fragestellung ist bei Leberwerterhöhungen in der Medizin initial zu beantworten: Erstmal abwarten und erst nach einiger Zeit die Werte kontrollieren? Oder ist eine sofortige Abklärung im Krankenhaus notwendig? Hierzu sollte man das klinische Geschehen zunächst in eines der folgenden drei Schädigungsmuster eingliedern:
- toxisch
- hepatisch
- cholestatisch
Eine möglichst eindeutige Zuordnung erfordert neben einer ausführlichen Anamnese und der körperlichen Untersuchung natürlich die klassischen Leberwerte, wie zum Beispiel ALT, Gamma-GT, AP und Co. Ergänzend sollte bei erhöhten Leberwerten zudem auch eine Sonografie des Abdomens erfolgen.
Kontrolltermin oder Krankenhaus?
Generell lässt sich die Regel festlegen, dass man eine/n Patienten/-in mit einem akuten Krankheitsbild auf jeden Fall ins Krankenhaus schicken sollte. Häufige Beispiele wären etwa:
- Leberversagen
- Schmerzloser Ikterus (Mögliches Pankreaskopfkarzinom)
- Choledocholithiasis (Steine im Gallengang)
Dahingegen sollten stabile Patienten/-innen mit Leberwerten, die dem dreifachen Normwert und mehr entsprechen, innerhalb der nächsten Tage (maximal eine Woche) erneut zur Kontrolle vorstellig werden. Falls sich hierdurch eine relevante Dynamik der Leberwerte aufdecken lässt, ist auch in diesem Fall eine stationäre Einweisung ins Krankenhaus angezeigt.
Gut ambulant kontrollierbar ist hingegen oftmals die akute Virushepatitis.
Virushepatitis
Die Virushepatitis ist eine durch Viren verursachte Entzündung der Leber. Abhängig vom Virustyp unterscheidet man derzeit diese 5 Typen:
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Hepatitis C
- Hepatitis D
- Hepatitis E
Hierbei sind engmaschige Kontrollen durch eine/n niedergelassene/n Arzt/Ärztin in der Regel ausreichend – sofern die Syntheseleistung der Leber (erkennbar beispielsweise anhand von INR, Quick, CHE, Albumin) intakt ist.
Falls sich keine Normalisierung der Leberwerte erreichen lässt, sollte ein Abklärung durch eine/n Hepatologen/-in erfolgen. Zum Teil kann bei einer akuten Virushepatitis auch eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig sein.
Dies ist vor allem für die antivirale Therapie von akuter Hepatitis B, Hepatitis C oder Hepatitis E der Fall.
- „Erhöhte Leberwerte: Wann harmlos, wann kritisch?“, Ebner H., Schuchmann M., in: ARS MEDICI 23 / 2019 (S. 794 – 797)
- Pankreaskarzinom, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 05.07.2023)
- Cholelithiasis, Cholezystitis und Cholangitis, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 05.07.2023)
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