
Phospholipide sind Hauptbestandteile der Plasmamembran und Gewebe im Körper. Sie sind phosphorhaltige, komplexe Lipide und essentiell für alle wichtigen Zellprozesse. So bestehen beispielsweise die Membranen der roten Blutzellen zu 45 Prozent aus ihnen, auch im Gehirn sind sie reichlich vorhanden. Wie genau Phospholipide aufgebaut sind, welche Funktionen sie haben und was veränderte Normwerte und ein erhöhter Lipidgehalt aussagen – ein Überblick.
Was sind Phospholipide?
Phospholipide (auch Phosphatide genannt) gehören zu einer großen Gruppe fettartiger, phosphorhaltiger Substanzen, die in lebenden Zellen eine wichtige strukturelle und metabolische Rolle spielen. Die Phospholipide werden, zusammen mit den Sphingolipiden, Glycolipiden und Lipoproteinen, als komplexe Lipide bezeichnet, die sich von den einfachen Lipiden und anderen fettlöslichen Zellkomponenten (hauptsächlich Isoprenoide und Steroide) unterscheiden. Der Begriff Phosphoglycerid wird von einigen als Synonym für Phospholipid und von anderen als Bezeichnung einer Untergruppe von Phospholipiden verwendet.
Zur Gruppe der Phospholipide gehören:
- Phosphatidylchorin: wichtig für den gesunden Fettstoffwechsel (besonders von Cholesterin), den Abbau giftiger Stoffe sowie das Nervensystem. Phosphatidylchorin regt außerdem die Bildung der Zellmembranen an. Es ist besonders in Eigelb und Sojaprodukten zu finden, aber auch in Milch, einigen Gemüsesorten und Erdnüssen.
- Phosphatidylinositol: wichtig für die Neurotransmitter-Funktionen Acetylcholin und Serotonin.
- Phosphatidylserin: enthält die Aminosäure Serin und befindet sich reichlich im Gehirn, unterstützt die Herz-Kreislauffunktion und schützt vor Bluthochdruck
- Lecithin: besteht aus mehreren Phospholipiden und Fettsäuren und fördert die Verdauung, Stoffwechselprozesse sowie Herz- und Hirnfunktionen. Lecithin wird meist aus Sojabohnen hergestellt und findet sich als Emulgator in Schokolade und einigen Kosmetikprodukten.
Was sind Lipide?
Ein Lipid ist eine von verschiedenen organischen Verbindungen, die in Wasser unlöslich sind. Sie umfassen Fette, Wachse, Öle, Hormone und bestimmte Bestandteile von Membranen und fungieren als Energiespeichermoleküle sowie chemische Botenstoffe. Lipide sind neben Kohlenhydraten und Proteinen eine der Hauptstrukturkomponenten lebender Zellen.
Auf zellulärer Ebene sind Phospholipide und Cholesterin einige der Hauptkomponenten der Membranen, die eine Zelle von ihrer Umgebung trennen. Von Lipiden abgeleitete Hormone, sogenannte Steroidhormone, sind wichtige chemische Botenstoffe und umfassen Testosteron und Östrogene. Im Körper dienen, die in Fettzellen gelagerten, Triglyceride als Energiespeicherdepots und sorgen außerdem für eine Wärmeisolierung.
Phospholipide – Aufbau
Im Allgemeinen bestehen Phospholipide aus einer Phosphatgruppe, zwei Alkoholen und einer oder zwei Fettsäuren. An einem Ende des Moleküls befindet sich die Phosphatgruppe und ein Alkohol. Dieses Ende ist polar, hat eine elektrische Ladung und wird von Wasser angezogen (hydrophil). Das andere Ende, das aus den Fettsäuren besteht, ist neutral, hydrophob und wasserunlöslich, aber fettlöslich. Diese amphipathische Natur (die sowohl hydrophobe als auch hydrophile Gruppen enthält) macht Phospholipide in Membranen wichtig.
Sie bilden eine zweischichtige Struktur, die als Lipiddoppelschicht bezeichnet wird, wobei der Polkopf auf jeder Oberfläche nach außen zeigt, um mit Wasser zu interagieren. Die neutralen „Schwänze“ sind hingegen nach innen gerichtet und zeigen zueinander. Die Lipiddoppelschicht ist die strukturelle Basis aller Zellmembranen und für Ionen und die meisten polaren Moleküle nahezu undurchlässig. In die Phospholipidmatrix eingebettete Proteine transportieren viele Substanzen durch die Membran.
Phospholipide – Funktion
Phospholipide verleihen Nervenmembranen Stabilität, Fluidität und Durchlässigkeit. Sie sind auch für die ordnungsgemäße Funktion integraler Membranproteine, Rezeptoren und Ionenkanäle erforderlich. Sie fördern den Stoffwechsel der Zellen und sorgen dafür, dass benötigte Stoffe in die Zelle hineingelangen und verbrauchte Stoffe abtransportiert werden. Auch für das Immunsystem spielen Phospholipide eine wichtige Rolle, sie können toxische Stoffe von den Zellen fernhalten. Darüber hinaus sind Phospholipide ein wichtiger Nährstoff für die Haut.
Wann bestimmt man Phospholipide?
Die Bestimmung von Serum-Phospholipiden ist ein wichtiger klinischer Test in der Diagnose von Lebererkrankungen, insbesondere obstruktivem Ikterus 1 und 2 sowie Fettstoffwechselstörungen, Herz- und Gefäßerkrankungen und dem Verdacht einer Arterienverkalkung. Blutfettwerte werden außerdem gemessen, wenn man fettsenkende Therapien (beispielsweise bei Diäten und Medikamenten) kontrollieren will.
Phospholipide – Normalwerte
Die Richtwerte sind altersabhängig. Die Maßangabe mmol/l steht für Millimol pro Liter, mg/dl für Milligramm pro Deziliter. Zu diagnostischen Zwecken sollten die Ergebnisse immer mit der Krankengeschichte, klinischen Untersuchungen und anderen Befunden beurteilt werden.
Altersgruppe | Normwert in mg/dl | Normwert in mmol/l |
Erwachsene | 125 bis 275 | 1,61 bis 3,55 |
Neugeborene | 70 bis 170 | 0,9 bis 2,19 |
Säuglinge | 100 bis 275 | 1,29 bis 3,55 |
Kinder | 180 bis 295 | 2,32 bis 3,81 |
Die Serum-Phospholipidkonzentration bei gesunden Personen liegt in etwa im gleichen Konzentrationsbereich wie das Gesamtcholesterin. Jede Veränderung der Cholesterin-Werte führt somit auch zu einer ähnlichen Veränderung der Phospholipide.
Phospholipide – Wann zu hoch?
Veränderte Phospholipidkonzentrationen im Blutplasma sind mit Lebererkrankungen, koronaren Herzerkrankungen, Diabetes oder auch der Tangier-Krankheit (Erbkrankheit des Fettstoffwechsels) verbunden. Meist kommt es durch einen ungesunden Lebensstil zu hohen Blutfettwerten, bedingt durch zu zuckerreiche und fettige Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht.
Phospholipide – Was tun bei Abweichungen?
Sind erhöhte Phospholipid- und Blutfettwerte diagnostiziert worden, sollten Betroffene auf eine gesunde Lebensweise umstellen und die mögliche bestehende Vorerkrankung therapieren. Besonders bei hohen Blutfettwerten steigt das Risiko einer Arteriosklerose und somit das Risiko eines Herzinfarkts und Durchblutungsstörungen. Veränderte Phospholipidwerte können auch manchmal durch einen Lecithin-Cholesterin-Acetyltransferase-Mangel auftreten.
1. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 1. Auflage, 2007
2. Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin – essentials, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2006
3. Phospholipide – Phosphatidylcholin, Phosphatidylinositol, Phosphatidylserin und Lecithin, www.centrosan.com (Abrufdatum: 29.01.2021)
4. Phospholipids, peramed.com (Abrufdatum: 29.01.2021)
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