Eine Lipase ist ein Verdauungsenzym (Hydrolase) und spaltet Lipide (Fette) in Fettsäuren und Glycerin. Lipasen sind also – als sogenannte Biokatalysatoren – maßgeblich an der Verdauung von Nahrungsfetten beteiligt. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Lipasen nimmt Einfluss auf den Fettstoffwechsel des menschlichen Körpers, wobei die in der Bauchspeicheldrüse gebildete Pankreaslipase unter Medizinern von besonderem Interesse ist. Verschiedene Krankheiten können eine Erhöhung der Lipase-Werte bedingen.
Inhaltsverzeichnis
Funktion der Lipase
Lipasen spielen einerseits eine wichtige Rolle bei der generellen Verdauung von Nahrungsfetten, andererseits stellen sie bei besonders hohem Energiebedarf im Rahmen der Mobilisierung von Depotfett – der sogenannten Lipolyse – Energie aus Trigylceriden zur Verfügung. Im menschlichen Körper kommen verschiedene Formen von Lipasen vor, die Pankreaslipase ist jedoch im Zusammenhang mit der Fettverdauung von entscheidender Bedeutung. Nach ihrer Bildung in der Bauchspeicheldrüse (auch: Pankreas) erfolgt die Abgabe des Enzyms in den Dünndarm. Hier findet dann schließlich die Spaltung der Nahrungsfette in ihre Bestandteile unter Beteiligung beziehungsweise Zuhilfenahme der Lipase statt.
Nachweis im Blut
Der laborchemische Nachweis der Pankreaslipase erfolgt nicht standardmäßig, sondern üblicherweise nur bei bestehendem Verdacht auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (z.b. Pankreatitis). Im Rahmen von Krankheitsprozessen des Pankreas sterben Zellen ab, was in der Folge eine Freisetzung (Sezernierung) der Pankreaslipase ins Blut bedingt, deren Nachweis im Anschluss durch Analyse des Blutserums und -plasmas erfolgen kann. Im Zusammenhang mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gilt die Pankreaslipase darüber hinaus als sensitivster und spezifischster Laborwert.
Normwerte
Die Normwerte der Lipase liegen sowohl bei Frauen als auch bei Männern zwischen 13 und 60 U/l (Units pro Liter). Kinder weisen natürlicherweise Lipasewerte bis maximal 40 U/I auf.
Lipase-Werte Tabelle
Altersgruppe | Normwertbereich |
Erwachsene | 13 bis 60 U/l |
Kinder | < 40 U/l |
Erniedrigte Lipasewerte
Zu niedrige Lipasewerte haben üblicherweise keinen Krankheitswert. In seltenen Fällen kann ein zu niedriger Wert jedoch auf eine der folgenden Krankheiten hinweisen, bei welchen die Bauchspeicheldrüse nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr in der Lage ist, Lipase zu produzieren.
- chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse
- eingeschränkte Funktionsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse (Pankreasinsuffizienz)
- bei Kindern in Kombination mit einer bestehenden Mukoviszidose möglich
Lipase-Wert erhöht
Der laborchemische Nachweis erhöhter Lipasewerte spricht üblicherweise für ein Krankheitsgeschehen im Bereich der Bauchspeicheldrüse. In den meisten Fällen tritt ein erhöhter Lipasewert im Zusammenhang mit einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse auf. Darüber hinaus können die folgenden – teilweise auch außerhalb des Pankreas lokalisierten – Erkrankungen verantwortlich für eine erhöhte Lipase sein.
- Pankreaskarzinom beziehungsweise tumoröse Veränderungen im Bereich der Bauchspeicheldrüse
- Entzündung der Leber (Hepatitis A etc.)
- Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis)
- Zustand nach großen operativen Eingriffen im Bereich des Magen-Darm-Traktes
- chronischer Alkoholkonsum
- Niereninsuffizienz
- Magengeschwür (Ulcus ventriculi)
- Geschwür des Zwölffingerdarms (Ulcus duodeni)
- Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Opiate wie Morphium)
- blutverdünnende Therapie mit Heparin
- bestimmte bakterielle und virale Infektionskrankheiten
Was tun bei erhöhten Werten?
Die Bestimmung des Lipasewertes erfolgt zumeist bei bereits bestehendem Verdacht auf eine mögliche Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Wenn die Laboruntersuchung einen erhöhten Wert nachweist, wird – um eine konkrete Diagnose stellen zu können – eine Sonographie des Abdomens durchgeführt. Die anschließende Therapie orientiert sich an der jeweiligen Diagnose. Die Therapie der akuten Pankreatitis beinhaltet die folgenden Maßnahmen:
- Bettruhe
- ausreichende Flüssigkeitsaufnahme
- adäquate Schmerztherapie
- Antibiotikatherapie
- Nahrungskarenz für ein bis zwei Tage, danach Verzehr von leichter Kost möglich
- strikter Alkoholverzicht