
In Deutschland sterben jährlich rund 20.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Zu häufiges Trinken sowie zu große Mengen an Alkohol sind langfristig Ursache diverser Schäden. Leber, Gehirn, Herz-Kreislauf-System, Bauchspeicheldrüse und Magen sind unter den Betroffenen, um nur eine Auswahl an möglichen Lokalisationen von alkoholinduzierten Schädigungen zu nennen. Besonders die Leber als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers leidet an den Auswirkungen dieser toxischen Substanz. Wie genau kommt es dazu und welche Leberwerte sollten als Alarmsignale hinsichtlich entstehender Leberschädigungen gedeutet werden? Alles zum Einfluss von Alkohol auf die Leber und messbare Werte dazu gibt es in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Alkoholabbau in der Leber
Zunächst sollte man sich einmal ansehen, wie genau überhaupt der Abbau von Alkohol vonstattengeht. Hauptsächlich geschieht dieser Prozess in der Leber, denn diese kümmert sich als „Entgiftungszentrale“ des Körpers um den Abbauprozess der meisten giftigen Stoffe, wozu eben auch Alkohol zählt.
Zellschädigende Stoffwechselprodukte
Über das Enzym (Enzym = Biokatalysator des Körpers) Alkoholdehydrogenase wird aus aufgenommenen Alkohol (beziehungsweise chemisch: Ethanol) zunächst das Zwischenprodukt “Acetaldehyd” gebildet. Dies wird weiterhin durch die Aldehyddehydrogenase zu Essigsäure und schließlich zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H20) verstoffwechselt. Prinzipiell lässt sich anhand der Endprodukte kein Problem erkennen; die Gefahr liegt vielmehr in den Zwischenprodukten. So ist zum einen Acetaldehyd an sich unter anderem toxisch und zellschädigend. Vor allem bei starkem Alkoholkonsum kann es dementsprechend bei einer ausgelasteten Abbaukapazität zu Rückstau davon, mit den entsprechenden giftigen Konsequenzen, kommen. Zum anderen entstehen bei dem gesamten Prozess viele energiereiche Produkte (verdeutlicht durch die gelben Blitze), die sich mit der Zeit in Form von Fett in die Leber einlagern. Es kommt zu Lebererkrankungen wie der Fettleber.
Wie lange dauert der Alkoholabbau?
Abhängig von Alter, Geschlecht und diversen weiteren Faktoren baut eine erwachsene Frau im Schnitt 0,1 Promille Alkohol pro Stunde ab. Bei Männern sind es hingegen durchschnittlich 0,2 Promille pro Stunde.
Alkoholtoxische Leberschädigungen
Weitere Stadien der alkoholtoxischen Leberschädigung sind dann eine Fibrose und schließlich eine Zirrhose. Diese beiden zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
- Fibrose: Entzündungen der Leber, Lebergewebe wird durch Bindegewebe ersetzt
- Zirrhose: wie Fibrose, zusätzlich Zerstörung der Läppchen- und Gefäßarchitektur mit begleitender Leberinsuffizienz (Funktionsstörung mit Ausfall der Stoffwechselaufgaben) und portaler Hypertension (venöser Blutstau vor der Leber)
Während frühe Stadien der Leberschädigung häufig unbemerkt bleiben können, zeigen sich vor allem langfristige Spätschäden sehr deutlich anhand der Leberwerte im Blut. Welche genau davon betroffen sind, wird im nächsten Abschnitt behandelt.
Welche Leberwerte von Alkohol beeinflusst werden
Natürlich gibt es eine große Anzahl an messbaren Blutwerten, die sich bei Krankheit verändern können. Dementsprechend wird im Folgenden lediglich auf Laborparameter eingegangen, die spezifisch mit dem Konsum von Alkohol in Verbindung stehen und maßgeblich davon beeinflusst werden. Dies sind zum Teil klassische Leberwerte, andere stammen jedoch aus anderen Regionen des Körpers. Zu den wichtigsten gehören dabei: Gamma-GT, ASAT und ALAT, Mittleres korpuskuläres Volumen der Erythrozyten (MCV), Kohlenhydrat-Mangel-Transferin (CDT) sowie Ethylglucuronid (ETG).
Leberwert Gamma-GT
Der Leberwert Gamma-GT (gamma glutamyltransferase) steigt in der Regel bei toxischen Schädigungen, welche durch Medikamente, Gifte oder eben Alkohol verursacht werden können. Jede dritte Gamma-GT-Erhöhung lässt sich auf die Folgen von Alkoholkonsum zurückführen. Zudem zeigt jede/r zweite Alkoholiker/in eine isolierte Erhöhung dieses Wertes in der Laboruntersuchung. Der Normbereich für Gamma-GT geht bei Frauen bis 38 U/L und bei Männern bis 55 U/L.
Nun führt aber nicht jedes Glas Wein sofort zu einer massiven Verschlechterung dieses Leberwertes. Grundsätzlich kann man festhalten dass, sich Gamma-GT erst bei regelmäßigen Alkoholkonsum über einige Tage signifikant erhöht. Dieser Leberwert fällt meist bei komplettem Alkoholverzicht über zwei bis fünf Wochen wieder in den Normbereich zurück (sofern keine relevante Leberschädigung besteht). Prinzipiell lässt sich noch festhalten, dass allein erhöhte Leberwerte des Gamma-GT im Normalfall noch ohne Leberschaden einhergehen.
Leberwerte ASAT / ALAT
ASAT und ALAT (veraltet GOT (glutamat oxalacetat transaminase) und GPT (glutamat pyruvat transaminase)) geben in diagnostischer Hinsicht einen Hinweis auf eine bestehende Leberzellschädigung. Diese beiden Parameter gehören zu den klassischen Leberwerten; Erhöhungen (ASAT über 30 U/l (Frauen) / 35 U/l (Männer) beziehungsweise ALAT mehr als 35 U/l (Frauen) / 45 U/l (Männer)) zeigen sich in der Regel erst bei fortgeschrittenen Schädigungen durch Alkohol. Dementsprechend liegt hierbei oftmals ein chronischer Konsum von großen Mengen an Alkohol vor.
MCV
Das Mittlere korpuskuläre Volumen, kurz “MCV“, stellt nicht primär einen Leberwert dar. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Beschreibung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Man konnte bei längerfristigen Alkoholkonsum beobachten, dass sich dieser Wert erhöht, also das Volumen der Erythrozyten im Schnitt zunimmt (Normbereich geht von 81 bis 100 fL). Da diese Blutzellen um die drei Monate bis zum Abbau leben, tritt eine Normalisierung dieses Wertes bei Alkoholabstinenz dementsprechend spät erst ein.
CDT
“CDT” steht für “Kohlenhydrat-Mangel-Transferin” und dient im Körper eigentlich dem Transport von Eisen. Dieses Molekül ist der sensitivste und spezifischste Marker für chronischen Alkoholkonsum, denn CDT steigt durch Alkohol im Blut an. Allerdings unterliegt dieser Wert einer gewissen Trägheit. Auf erhöhte Werte trifft man in der Regel erst nach täglichem Alkoholgenuss über eine Woche hinweg. Dahingegen normalisiert sich CDT auch erst nach einigen Wochen (Halbwertszeit circa 14 bis 17 Tage) und dient somit als Marker bei chronischen Alkoholikern/-innen.
ETG
Noch genauer als der CDT-Wert ist Ethylglucuronid (ETG). ETG ist noch bis zu 70 Stunden nach einmaligen Alkoholkonsum im Blut messbar und stellt somit ein wichtiges Diagnosekriterium bei der Bewertung von Straftaten unter Alkoholeinfluss (beispielsweise im Straßenverkehr) dar.