
Bicarbonat hat eine bedeutende Funktion im Puffersystem des Bluts. Eine Abweichung der Normwerte kann auf Erkrankungen der Atemwege oder des Stoffwechsels hinweisen und sollte abgeklärt werden. Mehr zur Bestimmung, den Normwerten und Ursachen für die Erhöhung oder Erniedrigung zeigt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Bicarbonat?
Bicarbonat (chemisch: HCO3-) ist eine Base im Körper, die vor allem für das Blut-Puffersystem wichtig ist und damit den Blut-pH reguliert. Ist dieser zu niedrig, fallen also mehr Protonen (H+) an, nimmt das Bicarbonat diese auf und wird zu Kohlensäure (H2CO3), die anschließend in Wasser und Kohlendioxid zerfällt (H2O + CO2). Das Kohlenstoffdioxid atmet man ab.
Fehlen Protonen im Blut, greift das Enzym Carboanhydrase ein und katalysiert die Rückreaktion – also das Zusammenlagern von Kohlendioxid und Wasser zu Kohlensäure, die dann zu Bicarbonat und Protonen zerfällt. Der pH-Wert sinkt.
Wann wird der Bicarbonatwert bestimmt?
Als wichtigen Teil der Blutpuffer bestimmt man Bicarbonat im Rahmen der Blutgasanalyse (BGA) relativ häufig. Veränderungen der HCO3-Konzentrationen entstehen am häufigsten durch Stoffwechsel oder Atmungserkrankungen. Durch seine Beteiligung in anderen Stoffwechselwegen können aber auch Organerkrankungen (etwa der Leber) die Konzentration verändern. Verschiebungen des Gleichgewichts können ihren Ursprung darüber hinaus in der Lunge und den Nieren haben, aber auch systematische Erkrankungen des Kreislaufs oder Stoffwechsels können die Ursache sein.
Bicarbonat – Normwerte
Bicarbonat bestimmt man am besten aus einer Probe mit arteriellem Blut. Dabei unterschiedet man zwei Werte: Das aktuelle Bicarbonat, das die aktuelle HCO3-Konzentration angibt, sowie das Standardbicarbonat. Hierbei handelt es sich um einen errechneten Wert, der die Konzentration einer entnommenen, 37 Grad Celsius warmen und vollständig mit Sauerstoff gesättigten Probe angibt, die mit Kohlendioxid beim Partialdruck von 40 mmHg (5,3 kPa) begast wird. Ersterer ist diagnostisch dabei eher uninteressant, da er bei respiratorischen und metabolischen Störungen verändert ist. Das Standartbicarbonat – am besten in Kombination mit dem aus ihm errechneten Base Excess (BE) – lässt Interpretation über mögliche Erkrankungen zu, da es bei respiratorischen Erkrankungen unverändert ist. Es gelten die Normwerte:
Parameter | Normwert |
aktuelles Bicarbonat | 20 – 27 mmol/l |
Standartbicarbonat | 21 – 26 mmol/l |
Base Excess (BE) | -3 – +3 mmol/l |
Bicarbonat erhöht
Sind beide Bicarbonat-Werte erhöht, handelt es sich um eine metabolische Alkalose – der Organismus ist also durch eine Störung, die nichts mit der Atmung zu tun hat, zu basisch. Häufig tritt eine Hypoventilation auf, um aus dem zurückgehaltenen CO2 Protonen zu erhalten, die den pH-Wert senken. Gründe für den Zustand können beispielsweise starkes/chronisches Erbrechen oder eine Therapie mit Diuretika sein.
Bei isolierter Erhöhung des aktuellen HCO3 kann es sich um eine kompensierte respiratorische Azidose handeln.
Bicarbonat zu niedrig
Niedere Bicarbonat-Werte sprechen für eine metabolische Azidose – eine Blutübersäuerung, die vom Körper durch Hyperventilation kompensiert wird. Besonders gefährlich ist dabei als Ursache die Stoffwechselentgleisung bei einem Diabetes mellitus (Ketoazidose). Weitere Gründe sind beispielsweise eine Alkoholvergiftung, Urämie oder Diarrhö.
Ist alleinig das aktuelle Bicarbonat erniedrigt, spricht dies eher für eine kompensierte respiratorische Alkalose.
Veränderte Bicarbonat-Werte – Was tun?
Normalerweise regelt der Körper sein Puffersystem selbst und bei einem Ungleichgewicht steht eher die therapeutische Behandlung der Ursache im Vordergrund. In Notfällen kann man etwa durch Chlorid die Ausscheidung der Base erhöhen, um die Blutwerte zu senken. Niederes Bicarbonat lässt sich durch Puffersubstanzen erhöhen.
Mehr zu Blutuntersuchungen
- Silbernagl et al., Physiologie, Thieme (Verlag), 10. Auflage, 2023
- Horn et al., Biochemie des Menschen, Thieme (Verlag), 8. Auflage, 2020