Definition
Die Auskultation (lat. auscultatio „(Ab)Horchen“) ist eine klinische Untersuchungsmethode zur Erfassung von Geräuschen, die durch die Atmung, Herz- und Darmtätigkeit erzeugt werden. In der Regel wird ein Hilfsinstrument, das Stethoskop, genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Historisch ist die Auskultation der Brust seit langem ein nützlicher Teil der körperlichen Untersuchung, der bis in die Zeit des Hippokrates zurückreicht. Sie wurde jedoch erst mit der Erfindung des Stethoskops durch René Laënnec im Jahre 1816 zu einer weit verbreiteten Praxis, die die Anwendung bequem und hygienisch machte.
Durchführung
Grundsätzlich sollte vor jeder Untersuchung mit Patientenkontakt eine ordnungsgemäße Desinfektion der Hände und des Stethoskops gemäß Anweisungen zur Infektionsprävention erfolgen.
Im Folgenden wird die Auskultation des Thorax am Beispiel der Lunge vorgestellt:
- Der Untersuchende positioniert die Ohrstöpsel des Stethoskops so, dass sie leicht nach vorne zur Nase zeigen. Dies trägt zur Abdichtung bei und reduziert den Außenlärm.
- Das Stethoskop wird mit Zeige- und Mittelfinger der dominanten Hand gehalten und das Bruststück mit leichtem Druck flach auf die Brust des Patienten gelegt.
- Das Abhören der Atemgeräusche am vorderen Brustkorb erfolgt nach einem bestimmten Schema (siehe Grafik).
Mithilfe dieses Schemas kann eine Seite des Brustkorbs systematisch mit der anderen Seite verglichen werden und so auf Asymmetrien hinweisen („im Seitenvergleich“).
Das Stethoskop sollte an jedem Punkt für einen vollständigen Zyklus von Inspiration und Expiration in Kontakt mit dem Brustkorb stehen. Das Schema wird ebenfalls für den den hinteren Brustkorb angewandt, wobei hier der Kontakt zum Schulterblatt vermieden werden sollte (Lungengeräusche sind nicht durch Knochen hindurch hörbar).
Anschließend wird der Patient gebeten, den rechten Arm zu heben, damit der rechte seitliche Brustkorb beurteilt werden kann.
Rechts besitzt die Lunge 3 Lappen, Ober- Mittel- und Unterlappen, die nacheinander auskultiert werden. Dieser Vorgang wird entsprechend auf der linken Seite wiederholt, wo die Lunge lediglich aus 2 Lappen besteht.
Ergebnisse interpretieren
Die Auskultation der Lunge liefert verschiedene Klangqualitäten. Die wichtigsten sind Rasseln, Pfeifen und fehlende Atemgeräusche.
Rasselgeräusche werden innerhalb der kleinen Atemwege generiert und treten vorwiegend in der Inspirationsphase auf. Klinische Krankheitsbilder, bei denen Rasseln auftritt sind Lungenentzündung, Lungenfibrose, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Herzinsuffizienz. Die Rasselgeräusche können zudem als fein oder grobblasig kategorisiert werden. Es bedarf an Erfahrung des Untersuchenden diese zu differenzieren und die Interpretation bleibt subjektiv.
Pfeifen tritt häufig bei der Expiration auf, kann aber auch bei der Inspiration auftreten. Das Pfeifen ist oft lauter als die üblichen Atemgeräusche und bei einigen Patienten ist es aus einiger Entfernung oder beim Atmen durch den Mund zu hören. Mit einem Stethoskop ist es möglicherweise auch über die Luftröhre des Patienten hörbar. Das Pfeifen wird oft als musikalisches Geräusch bezeichnet und ist mit Krankheitsbildern wie Asthma bronchiale assoziiert. Ein inspiratorisches Pfeifen (Stridor) ist gewöhnlich die Folge einer Obstruktion der oberen Atemwege, wie z.B. durch ein Kehlkopfödem oder dem Vorhandensein eines Fremdkörpers. Des Weiteren kann es auf Sekrete in den Atemwegen zurückzuführen sein.
Fehlende Atemgeräusche beschreiben einen Mangel an hörbaren Atemgeräuschen bei der Auskultation. Das Ausbleiben kann durch Lungenerkrankungen verursacht werden, die die Übertragung von Geräuschen hemmen (z.B. ein Pneumothorax, ein Pleuraerguss). Diese Erkrankungen verhindern, dass der Luftstrom aufgrund einer pathologischen Veränderung Teile der Lunge erreicht.
Anwendungsgebiete
Herz
Das gesamte Herzareal wird systematisch untersucht, typischerweise beginnend mit dem Patienten in der sogenannten linken lateralen Dekubitusposition. Hohe Töne sind am besten mit der Membran des Stethoskops zu hören. Tiefe Töne sind am besten mit der „Glocke“ zu hören. Bei der Verwendung der Glocke sollte nur sehr wenig Druck ausgeübt werden, da übermäßiger Druck sehr tiefe Töne eliminiert.
Der Patient rollt daraufhin in Rückenlage und die Auskultation setzt sich am unteren linken Sternumrand fort. Anschließend erfolgt die Auskultation jedes Zwischenraums. Der Untersucher hört auch über die linke Achselhöhle und über die Schlüsselbeine. Der Patient sitzt zur Auskultation des Rückens aufrecht, beugt sich dann nach vorne, um die Auskultation von Aorten- und pulmonalen diastolischen Geräuschen oder die Reibung des Herzbeutels zu unterstützen.
Die wichtigsten auskultatorischen Befunde sind Herztöne und Herzgeräusche.
Herztöne sind kurze, vorübergehende Geräusche, die durch das Öffnen und Schließen der Klappe erzeugt werden und sie werden in systolische und diastolische Töne unterteilt.
Die Auskultation der Herzklappen folgt keiner bestimmten Reihenfolge. Sie wird an definierten Punkten der Thoraxwand durchgeführt. Die Auskultationspunkte werden dem Areal einer bestimmten Herzklappe (Aortenklappe, Pulmonalklappe, Trikuspidalklappe, Mitralklappe) zugeordnet. In diesem Bereich ist die jeweilige Klappe besonders gut hörbar. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, die Auskultation an der Spitze des Herzens zu beginnen, denn dort sind die Töne in der Regel gleich laut.
Herzgeräusche werden durch Blutströmungsturbulenzen erzeugt und sind länger anhaltend als Herztöne. Sie können systolisch, diastolisch oder kontinuierlich sein.
Darm
Die Auskultation wird zur Beurteilung der Darmgeräusche verwendet, die durch die peristaltischen Bewegungen des Darms erzeugt werden.
Darmgeräusche sind für den Untersucher als Marker von Krankheiten in der Bauchhöhle von Bedeutung. Das Fehlen von Darmgeräuschen kann eines der wenigen Anzeichen für eine intraabdominale Infektion bei Patienten mit multiplen Beschwerden sein.
Die Auskultation des Abdomens wird durchgeführt, um veränderte Darmgeräusche, Druckstellen oder Gefäßverletzungen zu erkennen.
Eine Reizung der Serosalflächen beispielsweise kann ein reibendes Geräusch erzeugen.
Mit dem Stethoskop werden mehrere Bereiche des Abdomens für einige Minuten auf das Vorhandensein von Darmgeräuschen überprüft. Das Stethoskop sollte mit festem, aber sanftem Druck auf die Bauchdecke gelegt werden.
Die Auskultation der abdominellen Gefäße offenbart charakteristische Geräusche, die durch die Hauptarterien während der Systole oder während der Systole und Diastole verursacht werden. Hier sollte besonders der Bereich über der Aorta, den Nierenarterien als auch der Beckenarterien sorgfältig untersucht werden.
Körperliche Untersuchung
1. Sue Huether Kathryn McCance: Understanding Pathophysiology, 6th Edition, Januar 2016
2. Auscultation of the respiratory system, www.ncbi.nlm.nih.gov (Abrufdatum: 21.03.2020)