
Die Angiographie ist ein Verfahren zur radiologischen Darstellung von Venen, Arterien oder lymphatischen Gefäßen in vielen Bereichen des Körpers. In vielen Fällen wird Kontrastmittel zur besseren Sicht injiziert.
Folgender Artikel beleuchtet die wesentlichen Formen, Anwendungen und Ablauf der unterschiedlichen Verfahren und beantwortet einige Fragen zu Risiken und Kosten.
Was ist eine Angiographie?
Die Angiographie ist eine radiologische Untersuchung zur Darstellung von Gefäßen mittels diagnostischer bildgebender Verfahren wie Röntgen oder der Magnetresonanztomografie (MRT) und kann in verschiedenen Gefäßtypen erfolgen. Diese Technik kann sinnvoll eingesetzt werden, um Arterien, Venen oder lymphatische Gefäße verschiedener Organe zu erfassen. Vier wesentliche Organe und die entsprechenden Formen der Angiographie werden im Folgenden vorgestellt.
Angiographie Herz
Die konventionelle Angiographie ist eine der am häufigsten durchgeführten bildgebenden Untersuchungen zur Beurteilung des Herzens und der großen Gefäße. Nach dem Einführen eines Katheters in ein peripheres Gefäß (Oberschenkel- oder Axillarvene oder Arterie) positioniert der Radiologe einen Katheter unter fluoroskopischer Darstellung in der betreffenden Region und injiziert Kontrastmittel.
Dabei gibt es für Herz-Erkrankungen mehrere relevante Kategorien der Angiographie . Dazu gehört beispielsweise die Koronararteriographie mit dessen Hilfe der Zustand der Koronararterien strukturell dargestellt werden kann und der Arzt bei Patienten mit Verdacht auf Atherosklerose Informationen über den Blutfluss durch die Herzkammern, Herzklappen und proximalen großen Gefäße erhält. Sie wird auch zur Unterstützung von Eingriffen wie der Platzierung von Stents in den Koronararterien verwendet.
Angiographie Arme
Zur Darstellung der Arterien in den Armen und Händen wird die Extremitätenangiographie eingesetzt. Sie wird auch als periphere Angiographie bezeichnet.
Die konventionelle Katheterangiographie galt als Goldstandard für die Beurteilung der arteriellen Pathologie der Extremitäten, bis sie durch die Computertomographie-Angiographie (CTA) und die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) abgelöst wurde. Sie spielt aber nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Beurteilung und Behandlung von Trauma, Ischämie der Extremitäten, Vaskulitis und vaskulären Anomalien.
Angiographie Gehirn
Bei der zerebralen Angiographie wird durch Injektion von Kontrastmittel in eine Halsschlagader oder eine Wirbelsäulenarterie die arterielle, kapillare oder venöse Zirkulation des Gehirns sichtbar gemacht. Zerebrale Arteriogramme sind teuer und relativ risikoreicher als andere nichtinvasive neuroradiologische Untersuchungen. Das Hauptrisiko des Verfahrens ist der Schlaganfall.
Während die CT-Angiographie bei den meisten diagnostischen Routineuntersuchungen zum Einsatz kommt, wird die Katheterangiographie weiterhin bei der Abklärung von Gefäßerkrankungen des ZNS durchgeführt.
Angiographie Beine
Zur Untersuchung der Beine und Extremitäten wird ein peripheres Angiogramm durchgeführt. Mit Hilfe von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel können Verengungen oder Blockierungen in den Arterien sichtbar gemacht werden zur Beurteilung, ob ein chirurgischer Eingriff die sog. periphere Angioplastie zur Öffnung blockierter Arterien mit Hilfe eines Ballonkatheters erforderlich ist.
Nach der Angioplastie wird in der Regel ein Stent, ein kleines Drahtgeflechtröhrchen, in die Arterie eingesetzt, um sie offen zu halten. Ein weiteres Verfahren ist die Bypass-Operation. Sie leitet das Blut um die blockierten Arterien herum.
Angiographie – Formen
Es gibt vier Formen der Angiographie, die zur Darstellung von Gefäßen zum Einsatz kommen können, welche im Folgenden genauer vorgestellt werden.
Konventionelle Angiographie
Die konventionelle Katheterangiographie bezeichnet eine direkte Darstellung von Arterien (Arteriographie), Venen (Phlebographie) oder Lymphgefäßen (Lymphographie) mittels Kontrastmittel.
Die diagnostische Rolle der konventionellen Angiographie ist durch die Verwendung der nicht-invasiven CT- und MR-Angiographie nahezu eliminiert worden. Allerdings hat die konventionelle Angiographie bei der Beurteilung kleiner Gefäße eine noch bessere Auflösung als CT und MRT. Außerdem können diagnostizierte Anomalien gleichzeitig behandelt werden. Die konventionelle Katheterangiographie ist zweifellos der Test mit der höchsten Sensitivität und Spezifität, insbesondere in Kombination mit Druckmessungen bei Verdacht auf eine Stenose.
Zu den Nachteilen der Katheterangiographie gehören die Notwendigkeit einer Katheterisierung und die Verwendung von Kontrastmitteln. Das verabreichte jodierte Kontrastmittel ist nephrotoxisch und daher kontraindiziert, wenn eine signifikante Nierenfunktionsstörung vorliegt. Weiterhin ist der Eingriff invasiv und teuer.
Digitale Subtraktionsangiographie
Die digitale Subtraktionsangiographie (DSA) ist ein digitales Verfahren zur Darstellung von Gefäßen. Prinzipiell ist sie eine rechnergestützte Aufbereitung der digital aufgezeichneten Bilder.
Der Unterschied zur konventionellen Darstellung von Blutgefäßen besteht darin, dass bei der DSA die Möglichkeit der Subtraktion, also Entfernung von störenden Bildelementen besteht. Dadurch wird das Verfahren noch genauer. Indiziert ist sie vor allem bei Verdacht auf arteriovenöse Missbildungen und Tumoren, insbesondere an der Schädelbasis.
Außerdem wird das DAS bei supraorbital und intrakraniell geschädigten Blutgefäßen, Aneurysmen und bei Verdacht auf eine pathologische Vaskularisierung von Tumoren angeordnet. Sie dient nicht nur der Lokalisation und Außmaß der Prozesse, sondern gibt auch Einblick in die Hämodynamik. Durch die Auswertung der zeitlichen und räumlichen Verteilung des Kontrastmittels können Rückschlüsse auf die Stärke der Durchblutung gezogen werden. Langsame Verbreitungsraten weisen dabei auf das Vorhandensein von Faktoren hin, die den Blutfluss stören.
CT-Angiographie
Die CT-Angiographie ist ein bildgebendes Röntgenverfahren zur Darstellung von Blutgefäßen mittels Computertomographie. Die CT-Angiographie basiert auf einem Mehrschicht-CT (Multi-Schicht-CT). Dabei werden alle relevanten Gefäßregionen während einer schnellen intravenösen Injektion eines jodhaltigen Kontrastmittels gescannt. Dadurch entsteht eine schichtweise Darstellung des Gefäßbaumes, aus dem mit Hilfe eines Computers eine 3D-Darstellung gewonnen werden kann. Die CT-Angiographie dient der Untersuchung der Blutgefäße im Gehirn und kann Anomalien wie kleine Aneurysmen und arteriovenöse Missbildungen erkennen.
MR-Angiographie
Die MR-Angiographie (MRA) ist eine MRT-Untersuchung der Blutgefäße. Sie nutzt die MR-Technologie um Herzkrankheiten, Schlaganfall und Blutgefäßerkrankungen zu erkennen und zu diagnostizieren. Die MRA liefert detaillierte Bilder der Blutgefäße ohne Verwendung von Kontrastmitteln, obwohl heute üblicherweise eine spezielle Form des Kontrasts verwendet wird, um die Qualität der MR-Bilder noch weiter zu verbessern. Im Gegensatz zur traditionellen Angiographie, bei der ein Katheter in den Körper gelegt wird, ist die MRA nicht invasiv.
Angiographie – Gründe
Die Angiographie kommt bei einer Reihe von Erkrankungen verschiedener Organe zum Einsatz. Nachfolgend wird eine Auswahl von Krankheitsbildern, bei denen die Angiographie eingesetzt wird, vorgestellt:
- Periphere Gefäßerkrankungen
- Schlaganfall
- Ischämische Darmerkrankungen
- Chirurgische Unterstützung bei beschädigten Extremitätenarterien
- Korrektur innerer Blutungen
- Renovaskuläre Hypertonie
- Lungenembolie
- Vaskuläre Fehlbildungen
- Varikozelen
- Zentrale Gefäßerkrankungen
Angiographie – Ablauf der Untersuchung
Vor der Untersuchung findet ein ausführliches Anamnese Gespräch mit dem behandelnden Radiologen statt. Dabei erkundigt sich der Arzt über die Krankengeschichte des Patienten und vergangene Krankenhausaufenthalte. Außerdem werden bestehende Allergien und die Einnahme von Medikamenten besprochen. Überdies ist eine körperliche Untersuchung und ein Bluttest zur Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands vorab erforderlich.
Zu Beginn wird möglicherweise ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht. Dabei ist aber darauf zu achten, dass der Patient eine Stunde vor der Untersuchung keine Nahrung zu sich nimmt. Gelegentlich erfordern Angiographien aber auch eine Vollnarkose.
Vor dem Eingriff wird die Leistengegend rasiert. Während des Eingriffs liegt der Patient auf einem Bett. Es werden Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Sauerstoffgehalt und andere Vitalfunktionen währenddessen überwacht. Eine kleine Kanüle wird in eine Hand- oder Armvene eingeführt und der Bereich um die Arterie, die für den Eingriff geöffnet werden soll, wird mit einem Antiseptikum gereinigt.
Anschließend wird eine Lokalanästhesie verabreicht. Sobald der Bereich taub ist und der dünne Katheter eingeführt wurde, wird Kontrastmittel injiziert, um die Blutgefäße auf einem Bildschirm zu visualisieren. Um seriöse Befunde und Bilder zu erhalten ist es zudem notwendig, dass der Patient bei der Aufnahme von Röntgenbildern sehr ruhig bleibt.
Angiographie – Auswertung
Wesentlicher Zweck der Angiographie ist die Darstellung von Pathologien der Blutgefäße.
Folgende Erkenntnisse sind möglich:
- Anzahl der verengten Koronararterien (Atherosklerose)
- Lage der Blockade in den Blutgefäßen
- In den Blutgefäßen blockiertes Blutstromvolumen
- Kontrolle der koronaren Bypass-Operation
Bei den nachfolgenden zwei Scans ist eine Angiographie der Hand zu sehen. Abbildung A zeigt eine Angiographie der rechten Hand mit fehlendem Kontrastmittelfluss in der Arteria ulnaris distalis. Des Weiteren ist eine Hypoperfusion der Finger 1 und 2 erkennbar und kein nachweisbarer Fluss in den Fingern 3 bis 5.
Abbildung B zeigt eine angiographische Untersuchung der rechten Hand 6 Stunden nach Thrombolyse. Es zeigt sich eine Wiederherstellung der Perfusion in der Arteria ulnaris distalis und der rechten Hand.

Angiographie der rechten Hand
Auf dem nächsten Bild ist eine laterale Ansicht einer digitalen Subtraktions-Angiographie (DSA) der Arteria carotis interna zu erkennen. Die dargestellte Anomalie wird als persistierende primitive Trigeminusarterie bezeichnet. Es zeigt sich deutlich ein großes, gewundenes Gefäß (Pfeil), das von der Arteria carotis interna (offener Pfeil) zur Arteria basilaris (Pfeilspitze) verläuft und die posteriore Zirkulation versorgt.

Digitale Subtraktions-Angiographie (DSA) der Arteria carotis interna
Angiographie – Risiken und Nebenwirkungen
Die Angiographie ist ein sicheres Verfahren und in der Regel schmerzfrei. Der einzige Schmerz, der verspürt werden kann, ist der erste Nadelstich bei Durchführung der Lokalanästhesie zur Betäubung von Oberschenkel, Arm oder Handgelenk.
Auch treten nur milde Nebenwirkungen wie z.B. Blutergüsse, Wundschmerz oder Blutansammlung in der Nähe des Schnittpunktes auf. Gelegentlich berichten Patienten bei der Kontrastmittel-Injektion lediglich von einer Hitzewallung von einigen Sekunden.
Desweiteren besteht ein geringes Risiko ernsthafter Komplikationen. Bei einer Koronarangiographie gehören dazu Herzinfarkt, Schlaganfall, Verletzung der katheterisierten Arterie, Arrhythmien, Allergische Reaktionen auf Kontrastmittel oder die während des Eingriffs verwendeten Medikamente. Weiterhin sind eine Schädigung der Niere, übermäßige Blutungen und Infektion möglich.
Was muss man nach einer Angiographie beachten?
Nach einer Angiographie sollte der Patienten zwischen ein und vier Stunden im Bett bleiben. Wenn die Leiste punktiert wurde, ist es zudem wichtig, das Bein gerade zu halten. Im Falle der Punktion des Handgelenks, sollte das Handgelenk nicht gebeugt und die Hand nicht benutzt werden.
Einige Zeit nach der Untersuchung ist es notwendig, Vitalparameter wie Puls und Blutdruck zu überwachen. Verspürt der Patient nach dem Eingriff Brustschmerzen sollte dies dem Pflege- und medizinischen Personal umgehend mitgeteilt werden.
Angiographie – Kosten
Angiographie erfordern eine ärztliche Zuweisung. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nachfolgend ein Auszug aus der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) mit einer Auswahl angiografischer Untersuchungen und deren Abrechnungsbetrag:
- Venografie, Brust/Bauch: 93,26 €
- Serienangiographie, Schädel/ Brust/Bauch, eine Serie: 116,57 €
- Serienangiographie, eine Extremität, eine Serie: 104,92 €
- Angiographie mit Großkassetten, Becken/Bein, je Sitzung: 46,63 €
- Koronarangiographie, alle Herzkranzgefäße, eine Serie: 174,86 €
- Lymphografie, je Extremität: 58,29 €
1. Johannes-Martin Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme (Verlag), 8. Auflage, 2018
2. Michael Y.M. Chen, Thomas L. Pope , David J. Ott: Basic Radiology, Second Edition LANGE Clinical Medicine (Verlag) 2. Auflage, 2011
3. Claussen, Claus D. , Miller, Stephan, Fenchel, Michael: Cardiac Imaging Direct Diagnosis in Radiology, Thieme (Verlag), 2007
1. Pixabay
2. Ipaktchi K, "Angiograph before and after thrombolytic therapy in a case of thrombosis on the hand", CC BY 2.0 (Wikkimedia Commons)
3. Dr Laughlin Dawes, "Persistent trigeminal", CC BY 3.0 (Wikkimedia Commons)