
Die Nase läuft, der Hals kratzt, der Kopf schmerzt: Eine dicke Erkältung hat zugeschlagen. Hausmittel, die gegen den grippalen Infekt schützen sollen, gibt es viele. Ein oft gehörter Tipp lautet, bei den ersten Erkältungssymptomen Zink zu sich zu nehmen. Doch hilft Zink bei Erkältung wirklich? Eine Meta-Studie zeigt: Die Einnahme von Zink kann die Dauer einer Erkältung tatsächlich verkürzen. Es gibt allerdings Nebenwirkungen zu beachten.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist Zink für unseren Körper so wichtig?
Zink ist ein essenzielles Spurenelement. Der menschliche Körper benötigt Zink unter anderem für ein gesundes Zellwachstum, für die Insulinspeicherung und die Wundheilung. Zink fördert weiterhin die Produktion körpereigener Abwehrzellen. Fehlt dem Körper Zink, geht dies mit einer erhöhten Infektanfälligkeit einher.
Der tägliche Zinkbedarf von Erwachsenen liegt zwischen 7 und 16 mg, unterscheidet sich jedoch je nach Lebensalter und dem Phytatgehalt der Nahrung. Phytat dient in Pflanzen zur Speicherung von Phosphor und bindet verschiedene Mineralstoffe, darunter auch Zink. Zink aus phytathaltigen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide hat daher eine geringere Bioverfügbarkeit als Zink aus tierischen Lebensmitteln, das heißt, es kann vom Körper schlechter aufgenommen werden.
Täglich empfohlene Zinkzufuhr pro Tag laut DGE im Überblick:
Alter | Zinkzufuhr pro Tag | |
Säuglinge | 0 – 12 Monate | 1,5 – 2,5 mg |
Kinder | 1 – 10 Jahre | 3 – 6 mg |
Jungen | 11 – 19 Jahre | 9 – 14 mg |
Mädchen | 11 – 19 Jahre | 8 – 11 mg |
Männer | ab 19 Jahre | 11 – 16 mg |
Frauen | ab 19 Jahre | 7 – 10 mg |
Schwangere | 11 – 13 mg | |
Stillende Mütter | 11 – 14 mg |
Schwangere benötigen insbesondere bei phytatreicher Nahrung eine erhöhte Zinkzufuhr zwischen 11 mg im ersten Trimester bis zu 13 mg im dritten Trimester. Stillende sollten laut DGE-Empfehlung zwischen 11 und 14 mg Zink pro Tag zu sich nehmen.
Der tägliche Bedarf lässt sich mit einer ausgewogenen Mischkost gut decken. Zwei Scheiben Vollkornbrot mit Käse und fünf Esslöffel Haferflocken oder 150 g Rindfleisch und ein Glas Kuhmilch versorgen einen Erwachsenen beispielsweise mit einer ausreichenden Menge des Spurenelements.
Hochdosiertes Zink lindert und verkürzt Erkältung
Da das Spurenelement die körpereigene Immunabwehr stärkt, erscheint es logisch, dass Zink auch gegen eine Erkältung wirkt. Eine 2011 veröffentliche Meta-Studie der renommierten Cochrane Collaboration lieferte Hinweise darauf. Zwei Jahre später hat die Cochrane Collaboration die Datenlage erneut gesichtet und die Ergebnisse der ersten Analyse bestätigt.
Die Forscher berücksichtigten 16 randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien mit insgesamt 1.387 Teilnehmern. Die Therapie dauerte jeweils mindestens fünf Tage, zwei Studien untersuchten zudem eine wenigstens fünf Monate dauernde präventive Einnahme von Zinkpräparaten. Die ansonsten gesunden Probanden, Erwachsene wie Kinder, nahmen während der Studien Zink in Form von Sirup, Lutschtabletten oder anderen Tabletten zu sich.
Das Ergebnis der Meta-Analyse: Zink hat sich demnach als wirksames Hausmittel gegen Erkältungen bewiesen. Wer Zink bei Erkältung einnimmt, kann die Dauer der Erkrankung um einen Tag verkürzen. Das gilt aber nur, wenn innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome mit der Zink-Einnahme begonnen wird. Die Wirkung zeigte Zink gegen Erkältung zudem erst ab einer Dosierung von 75 mg.
Erkältungssymptome kann die Einnahme von Zink nicht lindern. Ob Zink einer Erkältung auch vorbeugen kann, lässt sich durch die vorliegende Datenlage nicht eindeutig beantworten. Zwei Studien untersuchten diese Frage an Kindern. Die prophylaktische Zink-Einnahme senkte die Häufigkeit von Erkältungsepisoden um 36 Prozent. Insgesamt ist die Datenlage aber noch zu gering, um definitive Aussagen zu treffen.
Auch die Frage, warum Zink gegen Erkältung wirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Vermutung lautet, dass Zink die Rezeptoren von Rhinoviren, die für den grippalen Infekt verantwortlich sind, blockieren. Dadurch können sich die Viren nicht mehr an die Schleimhaut in Mund und Nase anheften. Außerdem soll Zink die Vermehrung von Rhinoviren im Körper eindämmen.
Zink bei Erkältung – Wie am besten einnehmen?
Zum Einsatz von Zink gegen Erkältung gibt es in den Apotheken zahlreiche Arzneimittel und Supplemente. Ob Saft, Lutschtabletten oder Kapseln am besten wirken, lässt sich jedoch nicht eindeutig beantworten. Aus der vorliegenden Datenlage ersichtlich ist, dass Zink erst ab einer Tagesmenge von 75 mg gegen Erkältung hilft.
Bei der Auswahl von Zink-Präparaten sollten Verbraucher auf die enthaltene Menge von Zink-Ion achten. Die Produktbezeichnung einiger Präparate weist lediglich auf die Menge der enthaltenen Zink-Salze hin, der Gehalt an Zink-Ion ist dabei aber deutlich geringer.
In der Regel wird empfohlen, Zink-Präparate nicht zu den Mahlzeiten einzunehmen. Insbesondere sollte die gleichzeitige Einnahme mit pflanzlicher, phytathaltiger Nahrung vermieden werden, da Phytat wie beschrieben die Aufnahme von Zink blockiert. Weiterhin gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Kaffee die Aufnahme von Zink im Körper ebenso negativ beeinflusst.
Einnahme Zink gegen Erkältung – Nebenwirkungen
Damit Zink bei Erkältung wirksam ist, muss die empfohlene Tageshöchstmenge deutlich überschritten werden. Das kann allerdings zu Nebenwirkungen führen. Dazu gehören neben einem schlechten Geschmack im Mund auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Über einen längeren Zeitraum hinweg kann eine hohe Zinkzufuhr die Zellen schädigen, auch die körpereigenen Abwehrzellen, und dadurch die Immunabwehr sogar schwächen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt daher, eine Dosis von 25 mg auf längere Zeit nicht zu überschreiten.
Zinksupplemente können außerdem Wechselwirkungen mit bestimmten Antibiotika, Schilddrüsenhormonen, Osteoporose-Medikamenten und Rheuma-Medikamenten aufweisen.
Für Kinder und Jugendliche unter 17 Jahre wird die erhöhte Zink-Zufuhr bei Erkältung nicht empfohlen. Schwangere und Stillende sollten die Einnahme von Zinksupplementen zudem immer mit ihrem Arzt absprechen.
Fazit
Als essenzielles Spurenelement benötigt der menschliche Körper eine bestimmte Tageszufuhr an Zink. Kommt es zu Mangelerscheinungen, kann eine Erkältung die Folge sein. Wer innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome hochdosiertes Zink einnimmt, kann die Erkrankungsdauer laut mehreren Studien um einen Tag reduzieren, allerdings erst ab einer Einnahmezufuhr von 75 mg. Warum Zink gegen Erkältungen hilft ist allerdings bis heute nicht geklärt. Aufgrund der Nebenwirkungen sollte die empfohlene Tagesmenge jedoch nicht langfristig überschritten werden.